Beschlussvorschlag:
Der Rat der Stadt Bergkamen nimmt den Sachstandsbericht zur Kenntnis.
Sachdarstellung:
IGA 2027 in
Bergkamen
Im Jahr 2027 findet
dezentral in der gesamten Metropole Ruhr die Internationale Gartenausstellung
(IGA Metropole Ruhr 2027) statt. Bergkamen ist auf der obersten der drei
Ausstellungsebenen mit dem eintrittsfreien Zukunftsgarten Bergkamen/Lünen unter
dem Motto „Landschaft in Bewegung“ vertreten.
Im März 2021 fand
die Jurysitzung des freiraumplanerischen Realisierungswettbewerbs für die
„Haldenlandschaft am Kanal“ als Kernfläche der IGA 2027 in Bergkamen statt.
Wettbewerbssieger war das Büro Greenbox Landschaftsarchitekten aus Köln. Das
Büro konnte sich auch im anschließenden Verhandlungsverfahren durchsetzen und
wurde im Juli 2021 mit der Freiraumplanung für den Standort beauftragt. Die
Planung steht unter dem Motto „Talwunder und Bergwelten“, wobei der Bergkamener
Standort zu anthropogen geformten „Bergwelten“ entwickelt wird und sein Pendant
in den „Talwundern“ auf der Lüner Brachfläche Victoria findet.
Die Bergkamener
Fläche steht aktuell überwiegend noch unter Bergaufsicht. Die RAG als
derzeitiger Flächeneigentümer ist im Rahmen des Abschlussbetriebsplanverfahrens
verpflichtet, eine bewaldete Freifläche herzustellen. Diese „Basisgestaltung“
umfasst insbesondere die Begrünung und (Wieder-)Aufforstung der Fläche, daneben
auch den Bau von Wegen und einer Parkplatzfläche.
Mit der IGA 2027
bietet sich die Chance, den Standort über diese reine bergrechtlich bedingte
Flächenwiederherstellung zu einem touristischen Highlight in der Region zu
entwickeln. Durch die IGA 2027 wird die Entwicklung einerseits zeitlich
beschleunigt, weil die Fertigstellung bis dahin erreicht sein muss.
Andererseits ergibt sich durch die IGA 2027 die Möglichkeit zur Akquise von
zusätzlichen Fördermitteln, sodass die Gestaltung über die Entwicklung eines
reinen Standorts für die Naherholung deutlich hinausgehen wird.
Die Bürger:innen
Bergkamens erhalten damit nicht nur einen attraktiven Freiraumstandort zurück,
der für viele Jahrzehnte der öffentlichen Nutzung entzogen war. Durch die
touristische Konzeption und die Synergien mit andern Standorten entlang des
Bergkamener Kanalband wie der Wasserstadt Aden und der Marina Rünthe sowie der
benachbarten Halde Großes Holz werden auch Besucher:innen von außerhalb für den
Standort gewonnen. Sie tragen damit zu einer positiven wirtschaftlichen Gesamtentwicklung
beispielsweise in der Gastronomie und
im Beherbergungsgewerbe sowie einer ebensolchen weithin und langfristig
wirksamen Imagebildung Bergkamens bei.
Ziel ist es, weit
über das Jahr 2027 hinaus langfristig die „Bergkamener Bergwelten“ zu implementieren
und zwar für die gesamten Haldenbereiche inklusive Halde Großes Holz. Die IGA
2027 wirkt insofern zeitlich und inhaltlich als Akzelerator, d. h. sie
beschleunigt und verstärkt den Prozess des Strukturwandels in Bergkamen
insgesamt und generiert dauerhaft eine Wertschöpfung für die Stadt Bergkamen.
Aktueller
Sachstand und anstehende Aufgaben
Nach Beauftragung
des Büros Greenbox wurde in den vergangenen Monaten aufbauend auf dem
Wettbewerbsentwurf die Freiraumplanung für den Standort vorangetrieben. Die
Planung umfasst dabei als Basis die Gestaltung des Landschaftsparks im Hinblick
auf die Entlassung des Standorts aus der Bergaufsicht. Darüber hinaus müssen
die Pläne unter Einhaltung des vorgegebenen Kostenrahmens, konzeptionellen
Änderungswünschen und der Weiterqualifizierung der touristischen Highlights
weiterentwickelt werden.
Zeitgleich zur
Freiraumplanung, die im engen Austausch zwischen Verwaltung und Planungsbüro
weiterentwickelt wird, stehen aktuell eine Reihe weiterer Aufgaben an, die alle
nahezu zeitgleich bearbeitet werden müssen:
·
Ergänzend
zur Freiraumplanung sind verschiedene Fachplanungen erforderlich,
beispielsweise Bodengutachten und Statiken für bauliche Elemente. Diese müssen
abgestimmt und ausgeschrieben und nach Beauftragung betreut werden.
·
Für
die Entlassung des Kernstandorts aus der Bergaufsicht ist die Freiraumplanung
mit der RAG, der Bez.-Reg. Arnsberg als verfahrensführender Behörde sowie
weiteren Fachbehörden (Untere Naturschutzbehörde, Landesbetrieb Wald und Holz
NRW, u. a.) abzustimmen.
·
Derzeit
steht die Kernfläche im Eigentum der RAG und soll nach Entlassung aus der
Bergaufsicht an den RVR übergehen. Mit beiden Partnern sind Schnittstellen zu
definieren, was innerhalb des bergrechtlichen Verfahrens umzusetzen ist und was
Teil der Gestaltung im Rahmen der IGA 2027 sein wird. In diesem Zusammenhang
sind vertragliche Regelungen zu Rechten und Pflichten der RAG, der Stadt
Bergkamen und des RVR zu treffen. Dies gilt auch für die langfristige
Unterhaltung der Flächen und der aufstehenden Attraktionspunkte.
·
Um
den Standort touristisch weiter zu qualifizieren, ist ein Fachgutachten
erforderlich, in dem aufbauend auf den geplanten Teilbausteinen sowie der
(Konkurrenz-)Situation vor Ort Besucherzahlen und wirtschaftliche Effekte
dargestellt werden. Dieses Gutachten wurde zwischenzeitlich beauftragt und
steht kurz vor der Fertigstellung. Es bildet die Basis für die Beantragung
touristischer Fördermittel.
Im Rahmen der Gutachtenerstellung waren neben der Abstimmung von Inhalten die
Durchführung von Workshops und Expertengesprächen mit Touristikern,
Projektentwicklern sowie Akteuren vor Ort erforderlich.
Das Gutachten zeigt zum einen auf, welche einzelnen Elemente als touristische
Bausteine weiter zu qualifizieren sind. Darüber hinaus ist Ergebnis des
Gutachtens aber auch, dass der IGA-Standort nur eine erfolgreiche touristische
Destination sein kann, wenn es in eine touristische Gesamtentwicklung der Stadt
Bergkamen mit entsprechendem Destinationsmanagement eingebunden wird.
·
Zur
Finanzierung der Maßnahme ist die Akquise von Fördermitteln unerlässlich. Neben
der Suche nach möglichen Förderzugängen sind erste Förderanträge bereits
gestellt worden bzw. in konkreter Vorbereitung (s. u.).
·
In
Bearbeitung befindet sich auch ein Mobilitätskonzept zur IGA 2027. Hier geht es
unter anderem um die vorhandene und geplante Anbindung der insgesamt fünf
Zukunftsgärten mit MIV, ÖPNV und Rad, die Einrichtung von Stellplatzflächen und
Mobilstationen usw.
·
Zum
Thema Mobilität und die Anbindung und Verbindung des Zukunftsgartens
Bergkamen/Lünen gehören auch die Planung und der Bau des IGA-Radwegs zwischen
Bergkamen-Rünthe und Lünen Hbf. In diesem Zusammenhang finden fortlaufend
Gespräche mit den betroffenen Flächeneigentümern (Wasserstraßen- und
Schifffahrtsamt Westdeutsche Kanäle und Straßen.NRW) sowie der Stadt Lünen als
Projektpartner statt.
·
Durch
die Interkommunalität des Projekts ist es erforderlich, sich eng mit den
Kolleg:innen aus Lünen auszutauschen. Auch mit der IGA gGmbH und den anderen
Zukunftsgärten gibt es einen regelmäßigen Austausch zu gemeinsamen Themen.
Neben den
o. g. Themen, die sich aufgrund des hohen Zeitdrucks bei diesem Projekt
alle zeitgleich und mit hoher Intensität in Bearbeitung befinden, gibt es weitere
Themenbaustellen, die aktuell nur nachrangig bzw. bislang noch gar nicht
angegangen werden konnten bzw. können. Dazu zählen unter anderem
·
die
Suche nach Investoren für den Standort zur Realisierung zusätzlicher
Erlebnisangebote sowie für Gastronomie, ggf. Übernachtung, etc.,
·
mögliches
Bebauungsplanverfahren und parallele Änderung des Flächennutzungsplans,
·
Öffentlichkeitsarbeit
& Marketing, um den Standort sukzessive als Marke bekannt zu machen,
·
die
Bearbeitung der IGA 2027-Ebene „Mein Garten“ als Mitmachebene für Bürger:innen.
In der Verwaltung
sind für das Projekt IGA 2027 lt. Stellenplan aktuell zwei Vollzeitstellen
vorgesehen, von denen ab bzw. seit dem 01. Juni 2022 durch einen Stellenwechsel
eine vakant und eine nur in Teilzeit besetzt ist. Zum Vergleich dazu arbeiten
in Lünen fünf Personen unmittelbar am Projekt IGA 2027, in den übrigen
Zukunftsgärten noch mehr.
Finanzen und
Förderung
Im Haushalt sind
für die IGA 2027 Auszahlungen i. H. v. 17.682.500,- € für die Jahre 2022 und
2023 sowie im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung veranschlagt. Die
Haushaltsanmeldung dieser eingestellten Kosten basierte auf den seinerzeit
bekannten bzw. kalkulierten Kosten für Planungsaufträge, Fachgutachten,
bauliche Umsetzung der Planung und sonstigen Entwicklung des Standorts
(Nebenstandorte, Vermarktung).
Nachfolgend sind
die geplanten Ein- und Auszahlungen für die einzelnen Jahre dargestellt:
Quelle:
Produkthaushalt 2022/2023, V 97
Stand jetzt
bedürfen diese Haushaltszahlen keiner Korrektur, da bislang keine neuen
belastbaren Erkenntnisse vorliegen.
Bekanntermaßen
verzeichnet das Baugewerbe derzeit massive Kostensteigerungen bei allen
Gewerken. Es kann derzeit allerdings nicht valide vorausgesagt werden, wie sich
die Preisgestaltung in der Bauphase ab 2025 darstellen wird. Sicherlich muss
damit gerechnet werden, dass es über die derzeit veranschlagten Baukosten
hinaus zu Kostensteigerungen kommen kann, die in die aktuelle Kalkulation
bislang nicht einbezogen sind.
Im Finanzplan der
Stadt Bergkamen sind bislang über die Buchungsstelle 13.55.03/0544.785200 „IGA
Metropole Ruhr 2027“ die Freiraumplanung an das Büro Greenbox beauftragt sowie
die Projektleitung in den Jahren 2020 und 2021 durch das Büro Stadtkinder
beauftragt und finanziell abgewickelt.
Im konsumtiven
Bereich wurden bereits Mittel i. H. v. insgesamt rd. 25.000,- € für
die Vorbereitung des Vergabeverfahrens für die Freiraumplanung sowie die
Beurkundung der Beitrittsvereinbarung zur Durchführungsgesellschaft verausgabt.
Darüber hinaus fallen jährliche Kosten i.H.v. rd. 49.000,00 € für die Zahlung
gem. Betrauungsakt an die IGA Metropole Ruhr 2027 gGmbH an.
Des Weiteren wurden
folgende Aufträge beauftragt, finanziell jedoch noch nicht vollständig
abgewickelt:
·
Ausbau
der Zufahrtsstraße Naturarena Bergkamen – Ausführungsplanung und weitere
gutachterliche Leistungen,
·
Vergabeverfahren
von Projektsteuerungsleistungen,
·
Tourismuskonzept
für die Haldenlandschaft Bergkamen,
·
Überflutungsnachweis
zum Entwässerungskonzept.
Die Gesamtkosten
für die erteilten Aufträge belaufen sich auf rd. 90.000,- €.
Für die
touristische Entwicklung der “Bergkamener Bergwelten“ ist die Einwerbung von
Fördermitteln unerlässlich. Im Haushalt sind für die IGA 2027 in den Jahren
2022 und 2023 sowie in der mittelfristigen Finanzplanung Fördermittel von
insgesamt rd. 7,4 Mio. € eingeplant. Die IGA 2027 wirkt hier als Motor für
einen besseren Zugang zu verschiedenen Förderprogrammen. Der Sachstand bei der
Fördermittelakquise stellt sich derzeit folgendermaßen dar:
·
Für
den IGA-Radweg als verbindendes Element zwischen den Teilstandorten Bergkamen
und Lünen liegt seit Dezember 2020 ein Zuwendungsbescheid aus dem
Bundesprogramm „Klimaschutz durch Radverkehr“ in Höhe von 1.194.223,- €
vor.
·
Im
Herbst 2021 wurde ein Antrag auf Städtebaufördermittel i. H. v.
3.412.881,- € bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt. Eine Antwort
wird in Kürze erwartet.
·
Aktuell
wird die Beantragung von Mitteln aus der Tourimusförderung (RWP) in Höhe eines
einstelligen Millionenbetrags vorangetrieben. Das oben genannte
Tourismusgutachten bildet dafür eine wesentliche Grundlage. Eine Projektskizze
ist in Vorbereitung.
·
Vorgesehen
sind zudem Förderanträge in den Bereichen EFRE und Grüne Infrastruktur.
Darüber hinaus wird
über die Buchungsstelle 13.55.03/0392.785200 der IGA-Radweg finanziert. Im
Haushalt sind Auszahlungen i. H. v. insgesamt 1.846.650,- € für
die Jahre 2022 und 2023 sowie für die mittelfristige Finanzplanung
veranschlagt. Für die Maßnahme wurden durch o. g. Zuwendungsbescheid
Fördermittel i. H. v. 1.194.223,- € bewilligt. Für die Planung des
IGA-Radweges wurde in 2021 ein Auftrag i. H. v. rd. 208.000,- € an
ein Planungsbüro vergeben, von dem bereits rd. 36.000,- € verausgabt
wurden.
Ausblick
Außer für den
IGA-Radweg gibt es bislang noch keinen weiteren Förderbescheid bzw. konkrete
Förderzusage. Das Projekt wird allerdings in den bisherigen Gesprächen mit den
verschiedenen Fördermittelgebern positiv aufgenommen.
Großes Interesse
und positives Feedback in bzw. aus der Öffentlichkeit hat das Projekt auch beim
Tag der Städtebauförderung am 5. Mai 2022 erfahren. Mehrere hundert
Besucher:innen haben die Gelegenheit genutzt, sich vor Ort über aktuellen Stand
der IGA 2027, der Wasserstadt Aden und des Grubenwasserhebewerks zu
informieren.
Die IGA 2027 ist
für Verwaltung und Stadt der Größenordnung Bergkamens ein ambitioniertes
Projekt, zumal es einen klaren Zielzeitraum und dadurch hohen Zeitdruck gibt.
Es sind große Anstrengungen zur Umsetzung erforderlich, und ohne externe
Unterstützung durch Fachplaner und andere Behörden wäre dieses Projekt nicht
realisierbar.
Gleichzeitig bietet
sich hier für Bergkamen eine einmalige Chance zu zeigen, dass Strukturwandel
und Tourismusentwicklung auch in einer Stadt dieser Größenordnung und dieses
wirtschaftlichen Hintergrunds erfolgreich umgesetzt werden können. An der IGA
2027 arbeiten viele Partner (Städte, IGA 2027 gGmbH, Kreis Unna, RAG, RVR,
Bezirksregierung, Land, Fachbehörden, Private, u.a.) zusammen, die sonst in
dieser Form nicht zusammengefunden hätten.
Ohne die IGA 2027
würden die Halden im Kanalband nur zu einer „beliebigen“ Waldfläche mit
Spazierwegen entwickelt und damit in der Gestaltung deutlich weniger bieten als
die Halde Großes Holz. Das heutige Erscheinungsbild der Halde Großes Holz wurde
nur durch zusätzliche Fördermitteln des Landes NRW ermöglicht.
Die IGA 2027
ermöglicht den Lückenschluss und die deutliche Aufwertung des gesamten
Kanalbands von der Marina Rünthe über die „Bergwelten Bergkamen“, die
Wasserstadt Aden bis hin zum Römerpark
und weiter nach Lünen und bietet so einen langfristig trag-fähigen touristisch
erschlossener Gesamtraum mit vielfältigem Angebot. Dadurch entwickeln auch die
Bergkamener:innen ein positiveres Bild ihrer Stadt; Bürger:innen können stolz
„ihre Stadt“ Besucher:innen präsentieren, was in der Folge weitere
Besucher:innen nach Bergkamen zieht.
Allerdings kann
diese Stärkung Bergkamens nur mit den geschilderten notwendigen
Kraft-anstrengungen und langfristiger Absicherung von Personal- und Sachkosten
gelingen. Die Verwaltung wird Politik und Öffentlichkeit hierzu weiterhin
berichten.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1. Das Deckblatt
2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
Der Bürgermeister In Vertretung Ulrich Beigeordneter und Stadtkämmerer |
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Amtsleiter Reichling |
Sachbearbeiterin Thiede |
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