Betreff
Bestand und Planungen zur Ladeinfrastruktur für E-Bikes und Pedelecs in Bergkamen
Vorlage
11/0975
Aktenzeichen
36.04.03.02
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

Sachdarstellung:

 

Der Rat der Stadt Bergkamen hat in seiner Sitzung am 06.04.2017 auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit den GSW an geeigneten Standorten eine Ladeinfrastruktur für E-Bikes und Pedelecs zu prüfen.

 

Für die Luftqualität in den Innenstädten, aber auch im Hinblick auf einen von vielen Bürgerinnen und Bürgern praktizierbaren Klimaschutz durch Einsparung von CO2-Emissionen nimmt der Umstieg vom Verbrennungsmotor im Individualverkehr auf das (nahezu) emissionsfreie Fahrrad und auf E-Autos eine immer wichtigere Rolle in der Mobilitätsplanung ein.

Auch unter dem Eindruck der aktuellen Diskussionen und Rechtsfragen zu einem Verbot von Dieselfahrzeugen in Großstädten und Ballungsräumen zur Verringerung der Stickstoffdioxydbelastung kann die Elektromobilität ggfs. einen deutlichen Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz leisten.

 

Die Stadt Bergkamen wird voraussichtlich ab Herbst 2017 ein kommunales Klimaschutzkonzept als Handlungsrahmen erstellen. In diesem werden auch die Mobilität, der Individualverkehr und der Modal-Split des innerstädtischen Verkehrsaufkommens ein Handlungsfeld des kommunalen Klimaschutzes bilden.

 

Im Folgenden werden der aktuelle Bestand der Ladestruktur in Bergkamen für E-Bikes bzw. Pedelecs sowie die Planungen zu dessen Ausbau dargestellt.

 

 

Ladeinfrastruktur E-Bikes/Pedelecs

 

Beim Fahrrad  überwiegen die innerstädtischen Kurz- und Mittelstrecken, für Wege zur Arbeitsstelle, Schule oder für die täglichen Besorgungen innerhalb der Nahversorgungszentren der Siedlungsschwerpunkte. Wege also, die bislang auch häufig mit dem PKW zurückgelegt werden, obwohl die Fahrstrecken teilweise so kurz sind, dass sie dem Fahrzeugmotor eher abträglich sind und die PKW-Nutzung auch oftmals keinen deutlichen Zeitvorteil gegenüber der Fahrradnutzung bringt. Dies trifft nicht nur für die Kernbereiche von Großstädten mit ihren überlasteten Straßen und Parkplätzen zu. Auch auf Bergkamen und seine Siedlungs- und Infrastruktur kann diese Zeit- und Kostenabwägung zwischen dem PKW und dem Fahrrad übertragen werden.

In den vergangenen Jahren hat der Anteil an Pedelecs beim Neukauf eines Fahrrads stetig zugenommen. Nach im März 2017 vom Branchenverband ZIV veröffentlichten Zahlen wurden 2016 rd. 605.000 Räder mit Elektromotor (nachfolgend, obwohl technisch/ verkehrsrechtlich nicht ganz korrekt vereinfacht als E-Bike bezeichnet) verkauft,  13 % mehr als 2015. Insgesamt sind rund 3 Millionen E-Bikes auf Deutschlands Straßen unterwegs, was einem Anteil von 15 % am Fahrradbestand entspricht (Vergleich Anteil Elektro- und Plug-In-Hybrid Autos 01.01.2017 lt. Kraftfahrtbundesamt: 54.997 Fahrzeuge bzw. 0.1 %).

Mittelfristig rechnet der Branchenverband mit einem E-Bike-Anteil von 18-20 %, langfristig geht er von bis zu 30 % aus.

 

Offensichtlich gibt es, anders als bei Elektroautos, bei der Entscheidung für ein E-Bike weniger die grundsätzliche Diskussion um Reichweite der Akkuladung im Verhältnis zum Netz der Ladestationen und der von potenziellen Käufern eingeforderten Verdichtung dieses Netzes. Vielmehr bestimmen andere individuelle Gründe die Entscheidung der Käufer für ein E-Bike. Die Reichweite der Akkuladung ist zwar Auswahl- aber nicht Entscheidungskriterium für oder gegen ein E-Bike.

Vorsichtig angesetzte Standard-Reichweiten der heutigen Akku-Generation liegen, zumindest im „Eco-Modus“, bei rund 80 bis 100 km. Ausgehend davon, dass E-Bikes genauso wie andere Fahrräder im Alltag für die Fahrt zur Arbeit, für Besorgungen und Spazierfahrten im heimatlichen Nahbereich eingesetzt werden, befindet sich die Ladestation für die meisten E-Bike Nutzungen an der heimatlichen Steckdose. Für die o.g. Nahbereichsfahrten ist ein Netz öffentlicher Ladestationen eher von untergeordneter Bedeutung, erst recht für die Entscheidung zum Umstieg auf ein E-Bike.

 

Neben den heimatlichen Fahrten stellt das E-Bike auch eine willkommene und letztlich Klima schonendere Alternative für Urlaubsfahrten bzw. mehrtägige Touren entlang der zahlreichen überregionalen touristischen Radwege dar. Das Gleiche gilt für die betriebliche Mobilität, bei der das E-Bike in Kombination sowohl mit den vorhandenen überregionalen Radwegen als auch den geplanten Radschnellwegen die Alternative für den Weg zur Arbeit gegenüber den „Verbrennungsmotoren“ darstellt. Angesichts des generell hohen Pendleraufkommens, auch in Bergkamen, ist die Nutzung des Fahrrades für den Weg zur Arbeit die Möglichkeit, innerstädtisches Verkehrsaufkommen mit den sich daraus ergebenden Luft- und Klimakonsequenzen nachhaltig zu verbessern. 

 

Um auch in Freizeit und Beruf die Nutzung des E-Bikes zu fördern ist das Vorhalten von Lademöglichkeiten erforderlich. Angesichts der Ladezeiten der E-Bike-Akkus sollten Lademöglichkeiten dort bestehen, wo sich der Aufenthalt während der Ladezeit für die Nutzerinnen und Nutzer auch lohnt. Dazu gehören z.B. die jeweiligen Übernachtungs-möglichkeiten für Radtouristen, Besichtigungs- und Freizeiteinrichtungen sowie Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten.

Das Einverständnis des jeweiligen Arbeitgebers vorausgesetzt könnte eine Akkuaufladung, als Anreiz für Berufspendler, auch parallel zur Arbeitszeit erfolgen.

Die Dauer für eine vollständige Akkuladung eines E-Bikes an einer 240-Volt-Steckdose ist abhängig von der Größe des Akkus sowie der Leistung des Ladegerätes. Daher variiert die Ladedauer je nach Typ zwischen 2,5 und 12 Stunden.

 

In den meisten Fällen wird die Nutzungsmöglichkeit einer üblichen Steckdose ausreichen, bei einzelnen Standorten ggfs. eine abschließbare Ladestation erforderlich sein.

 

In Bergkamen bestehen derzeit folgende E-Bike-Lademöglichkeiten (s. Anlage):

 

  • Fahrradstation Busbahnhof (abschließbare Schrankfächer)*                      
  • Stadtmuseum Bergkamen*
  • Treffpunkt Lessingstraße
  • Stadtbibliothek Ebertstraße
  • Gästehaus an der Ökologiestation*
  • Gästehaus Marina Nord*
  • „Liquid Liberty“ Marina Rünthe*
  • „Schützen- und Heimathaus“ An der Schützenheide

 

In allen Fällen wird eine kostenlose Lademöglichkeit für E-Bike-Akkus angeboten. In der derzeitigen Broschüre „Radfahren in Bergkamen“ wird auf einige dieser Lademöglichkeiten, z.T. verbunden mit einem Service-Point für kleinere Reparaturarbeiten (*) hingewiesen. Für die aktuelle Broschüre bereitet die Tourismusförderung der Stadt eine aktualisierte Neuauflage mit einer vervollständigten Liste der kostenfreien Lademöglichkeiten sowie einen Hinweisaufkleber für die o.g. Ladestellen vor.

 

Da der Sportboothafen Marina Rünthe für viele Radfahrer und Tourenfahrer ein beliebter Anlauf- und Aufenthaltspunkt ist, möchte die Stadt hier das Angebot der Ladestationen ausbauen. Geplant ist sowohl die Einbeziehung zukünftiger Gastronomiebetriebe mit einem Akku-Ladeangebot als auch die Nutzung des vorhandenen städtischen Stromanschlusses für die Einrichtung einer ähnlichen Ladestation wie sie an der Fahrradstation am Rathaus besteht. Da allerdings eine E-Bike-Ladestation nicht zum Umfang der Fördermöglichkeit des vom Bundesverkehrsministerium aufgelegten Marktanreizprogramms zählt, wären die Errichtungskosten von der Stadt zu tragen. Diese lagen bei der vergleichbaren Ladestation am Rathaus bei rund 6.000,- €.

 

Im Rahmen der Tourismusförderung der Stadt ist vorgesehen, das Netz der E-Bike-Ladestationen durch die weitere Einbindung von Gastronomiebetrieben im Umfeld der überregionalen Radwege und des zukünftigen Radschnellweges auszuweiten.

 

In Zusammenarbeit mit den Gemeinschaftsstadtwerken soll ein Angebot zur Akku-Ladung am jetzigen Wellenbad-Standort  bzw. dem Schwimmbad-Neubau eingerichtet werden.

 

Nach Aussage der Kaufland-SB-Warenhaus GmbH wird im Zuge des Warenhaus-Neubaus „Am Römerlager“ eine E-Bike-Ladestation eingerichtet.

 

Die Standorte „Holz-Erde-Mauer“ und Bergehalde „Großes Holz“ für Ladestationen erfordern eine entsprechende Infrastruktur. In beiden Fällen wären ähnliche gegen Diebstahl zu sichernde abschließbare Schränke mit Stromanschluss wie in der Fahrradstation am Busbahnhof einzurichten.

 

Der Römerpark ist eingebunden in den archäologischen Lehrpfad, dessen zentraler Anlaufpunkt das Stadtmuseum ist. Die umzäunte Anlage der Holz-Erde-Mauer ist lediglich in den Monaten Mai bis September jeweils Samstags und Sonntags in der Zeit von 12:00 – 17:00 Uhr geöffnet. Innerhalb der Anlage kann über den vorhandenen Stromanschluss eine Lademöglichkeit für E-Bikes angeboten werden. Die Nutzung würde sich auf die Öffnungszeiten beschränken und die Nachfrage wäre abhängig von der Aufenthaltsdauer der Besucher der Holz-Erde-Mauer. Diese wird, im Vergleich zu einem Besuch des in der Nähe befindlichen Stadtmuseums, eher kürzer sein. Daher sollte am Römerpark auch auf die Möglichkeit der Akkuladung im Stadtmuseum hingewiesen werden.

Außerhalb der umzäunten Anlage müsste aus Gründen des Diebstahlschutzes ein Schließfachsystem ähnlich dem der Fahrradstation am Rathaus eingerichtet werden. Allerdings würde der finanzielle Aufwand für diese Einrichtung auch angesichts der Aufenthaltsdauer der Besucher wahrscheinlich nicht im Verhältnis zu den tatsächlichen Nutzungen dieser Lademöglichkeit stehen, zumal das Stadtmuseum ein nahe liegender Alternativstandort ist. 

 

Neben dem Diebstahlschutz für Akku und Ladegeräte ist bei einer Ladestation an der Bergehalde „Großes Holz“ auch zu berücksichtigen, dass an den Wanderparkplätzen an der Waldstraße und der Erich-Ollenhauer-Straße auch Fahrrad-Abstellanlagen, an der Erich-Ollenhauer-Straße zusätzlich eine Stromversorgung, eingerichtet werden müssten.

 

Insgesamt besteht für die Stadt Bergkamen bereits eine Netzstruktur mit öffentlichen Ladestellen für E-Bikes und Pedelecs und Lademöglichkeiten in Unterbringungs- und Gastronomiebetrieben.

Diese Struktur soll bedarfs- und standortgerecht sowohl im öffentlichen als auch im geschäftlich-gastronomischen Bereich verdichtet werden. Im Zusammenhang mit der allgemeinen Mobilität und den Alternativen zum (Verbrennungs-) motorisierten Individualverkehr wird dies auch Bestandteil des von der Stadt zu erstellenden Klimaschutzkonzeptes sein.

 

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung

3. 1 Anlage

 

Der Bürgermeister

In Vertretung

 

 

 

Dr.-Ing. Peters

Erster Beigeordneter

 

 

Amtsleiter

 

 

 

 

Reichling

Sachbearbeiter

 

 

 

 

Busch