Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Umwelt, Bauen und Verkehr nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.
Sachdarstellung:
Der
Rat der Stadt Bergkamen hat in seiner Sitzung am 06.04.2017 auf Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit den GSW
an geeigneten Standorten eine Ladeinfrastruktur für E-Bikes und Pedelecs zu
prüfen.
Für
die Luftqualität in den Innenstädten, aber auch im Hinblick auf einen von
vielen Bürgerinnen und Bürgern praktizierbaren Klimaschutz durch Einsparung von
CO2-Emissionen nimmt der Umstieg vom Verbrennungsmotor
im Individualverkehr auf das (nahezu) emissionsfreie Fahrrad und auf E-Autos
eine immer wichtigere Rolle in der Mobilitätsplanung ein.
Auch
unter dem Eindruck der aktuellen Diskussionen und Rechtsfragen zu einem Verbot
von Dieselfahrzeugen in Großstädten und Ballungsräumen zur Verringerung der
Stickstoffdioxydbelastung kann die Elektromobilität ggfs. einen deutlichen
Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz leisten.
Die
Stadt Bergkamen wird voraussichtlich ab Herbst 2017 ein kommunales
Klimaschutzkonzept als Handlungsrahmen erstellen. In diesem werden auch die
Mobilität, der Individualverkehr und der Modal-Split des innerstädtischen
Verkehrsaufkommens ein Handlungsfeld des kommunalen Klimaschutzes bilden.
Im
Folgenden werden der aktuelle Bestand der Ladestruktur in Bergkamen für E-Bikes
bzw. Pedelecs sowie die Planungen zu dessen Ausbau dargestellt.
Ladeinfrastruktur E-Bikes/Pedelecs
Beim
Fahrrad überwiegen die innerstädtischen
Kurz- und Mittelstrecken, für Wege zur Arbeitsstelle, Schule oder für die
täglichen Besorgungen innerhalb der Nahversorgungszentren der
Siedlungsschwerpunkte. Wege also, die bislang auch häufig mit dem PKW
zurückgelegt werden, obwohl die Fahrstrecken teilweise so kurz sind, dass sie
dem Fahrzeugmotor eher abträglich sind und die PKW-Nutzung auch oftmals keinen
deutlichen Zeitvorteil gegenüber der Fahrradnutzung bringt. Dies trifft nicht
nur für die Kernbereiche von Großstädten mit ihren überlasteten Straßen und
Parkplätzen zu. Auch auf Bergkamen und seine Siedlungs- und Infrastruktur kann
diese Zeit- und Kostenabwägung zwischen dem PKW und dem Fahrrad übertragen
werden.
In
den vergangenen Jahren hat der Anteil an Pedelecs beim Neukauf eines Fahrrads
stetig zugenommen. Nach im März 2017 vom Branchenverband ZIV veröffentlichten
Zahlen wurden 2016 rd. 605.000 Räder mit Elektromotor (nachfolgend, obwohl
technisch/ verkehrsrechtlich nicht ganz korrekt vereinfacht als E-Bike
bezeichnet) verkauft, 13 % mehr als
2015. Insgesamt sind rund 3 Millionen E-Bikes auf Deutschlands Straßen
unterwegs, was einem Anteil von 15 % am Fahrradbestand entspricht (Vergleich
Anteil Elektro- und Plug-In-Hybrid Autos 01.01.2017 lt. Kraftfahrtbundesamt:
54.997 Fahrzeuge bzw. 0.1 %).
Mittelfristig
rechnet der Branchenverband mit einem E-Bike-Anteil von 18-20 %, langfristig
geht er von bis zu 30 % aus.
Offensichtlich
gibt es, anders als bei Elektroautos, bei der Entscheidung für ein E-Bike
weniger die grundsätzliche Diskussion um Reichweite der Akkuladung im
Verhältnis zum Netz der Ladestationen und der von potenziellen Käufern
eingeforderten Verdichtung dieses Netzes. Vielmehr bestimmen andere
individuelle Gründe die Entscheidung der Käufer für ein E-Bike. Die Reichweite
der Akkuladung ist zwar Auswahl- aber nicht Entscheidungskriterium für oder
gegen ein E-Bike.
Vorsichtig
angesetzte Standard-Reichweiten der heutigen Akku-Generation liegen, zumindest
im „Eco-Modus“, bei rund 80 bis 100 km. Ausgehend davon, dass E-Bikes genauso
wie andere Fahrräder im Alltag für die Fahrt zur Arbeit, für Besorgungen und
Spazierfahrten im heimatlichen Nahbereich eingesetzt werden, befindet sich die
Ladestation für die meisten E-Bike Nutzungen an der heimatlichen Steckdose. Für
die o.g. Nahbereichsfahrten ist ein Netz öffentlicher Ladestationen eher von
untergeordneter Bedeutung, erst recht für die Entscheidung zum Umstieg auf ein
E-Bike.
Neben
den heimatlichen Fahrten stellt das E-Bike auch eine willkommene und letztlich
Klima schonendere Alternative für Urlaubsfahrten bzw. mehrtägige Touren entlang
der zahlreichen überregionalen touristischen Radwege dar. Das Gleiche gilt für
die betriebliche Mobilität, bei der das E-Bike in Kombination sowohl mit den
vorhandenen überregionalen Radwegen als auch den geplanten Radschnellwegen die
Alternative für den Weg zur Arbeit gegenüber den „Verbrennungsmotoren“
darstellt. Angesichts des generell hohen Pendleraufkommens, auch in Bergkamen,
ist die Nutzung des Fahrrades für den Weg zur Arbeit die Möglichkeit,
innerstädtisches Verkehrsaufkommen mit den sich daraus ergebenden Luft- und
Klimakonsequenzen nachhaltig zu verbessern.
Um
auch in Freizeit und Beruf die Nutzung des E-Bikes zu fördern ist das Vorhalten
von Lademöglichkeiten erforderlich. Angesichts der Ladezeiten der E-Bike-Akkus
sollten Lademöglichkeiten dort bestehen, wo sich der Aufenthalt während der
Ladezeit für die Nutzerinnen und Nutzer auch lohnt. Dazu gehören z.B. die
jeweiligen Übernachtungs-möglichkeiten für Radtouristen, Besichtigungs- und
Freizeiteinrichtungen sowie Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten.
Das
Einverständnis des jeweiligen Arbeitgebers vorausgesetzt könnte eine
Akkuaufladung, als Anreiz für Berufspendler, auch parallel zur Arbeitszeit
erfolgen.
Die
Dauer für eine vollständige Akkuladung eines E-Bikes an einer
240-Volt-Steckdose ist abhängig von der Größe des Akkus sowie der Leistung des
Ladegerätes. Daher variiert die Ladedauer je nach Typ zwischen 2,5 und 12
Stunden.
In
den meisten Fällen wird die Nutzungsmöglichkeit einer üblichen Steckdose
ausreichen, bei einzelnen Standorten ggfs. eine abschließbare Ladestation
erforderlich sein.
In
Bergkamen bestehen derzeit folgende
E-Bike-Lademöglichkeiten (s. Anlage):
- Fahrradstation Busbahnhof (abschließbare Schrankfächer)*
- Stadtmuseum Bergkamen*
- Treffpunkt Lessingstraße
- Stadtbibliothek Ebertstraße
- Gästehaus an der Ökologiestation*
- Gästehaus Marina Nord*
- „Liquid Liberty“ Marina Rünthe*
- „Schützen- und Heimathaus“ An der Schützenheide
In
allen Fällen wird eine kostenlose Lademöglichkeit für E-Bike-Akkus angeboten.
In der derzeitigen Broschüre „Radfahren in Bergkamen“ wird auf einige dieser
Lademöglichkeiten, z.T. verbunden mit einem Service-Point für kleinere
Reparaturarbeiten (*) hingewiesen. Für die aktuelle Broschüre bereitet die
Tourismusförderung der Stadt eine aktualisierte Neuauflage mit einer
vervollständigten Liste der kostenfreien Lademöglichkeiten sowie einen
Hinweisaufkleber für die o.g. Ladestellen vor.
Da
der Sportboothafen Marina Rünthe für viele Radfahrer und Tourenfahrer ein
beliebter Anlauf- und Aufenthaltspunkt ist, möchte die Stadt hier das Angebot
der Ladestationen ausbauen. Geplant ist sowohl die Einbeziehung zukünftiger
Gastronomiebetriebe mit einem Akku-Ladeangebot als auch die Nutzung des
vorhandenen städtischen Stromanschlusses für die Einrichtung einer ähnlichen
Ladestation wie sie an der Fahrradstation am Rathaus besteht. Da allerdings
eine E-Bike-Ladestation nicht zum Umfang der Fördermöglichkeit des vom
Bundesverkehrsministerium aufgelegten Marktanreizprogramms zählt, wären die
Errichtungskosten von der Stadt zu tragen. Diese lagen bei der vergleichbaren
Ladestation am Rathaus bei rund 6.000,- €.
Im
Rahmen der Tourismusförderung der Stadt ist vorgesehen, das Netz der
E-Bike-Ladestationen durch die weitere Einbindung von Gastronomiebetrieben im
Umfeld der überregionalen Radwege und des zukünftigen Radschnellweges
auszuweiten.
In
Zusammenarbeit mit den Gemeinschaftsstadtwerken soll ein Angebot zur
Akku-Ladung am jetzigen Wellenbad-Standort
bzw. dem Schwimmbad-Neubau eingerichtet werden.
Nach
Aussage der Kaufland-SB-Warenhaus GmbH wird im Zuge des Warenhaus-Neubaus „Am
Römerlager“ eine E-Bike-Ladestation eingerichtet.
Die
Standorte „Holz-Erde-Mauer“ und Bergehalde „Großes Holz“ für Ladestationen
erfordern eine entsprechende Infrastruktur. In beiden Fällen wären ähnliche
gegen Diebstahl zu sichernde abschließbare Schränke mit Stromanschluss wie in
der Fahrradstation am Busbahnhof einzurichten.
Der
Römerpark ist eingebunden in den archäologischen Lehrpfad, dessen zentraler
Anlaufpunkt das Stadtmuseum ist. Die umzäunte Anlage der Holz-Erde-Mauer ist
lediglich in den Monaten Mai bis September jeweils Samstags und Sonntags in der
Zeit von 12:00 – 17:00 Uhr geöffnet. Innerhalb der Anlage kann über den
vorhandenen Stromanschluss eine Lademöglichkeit für E-Bikes angeboten werden.
Die Nutzung würde sich auf die Öffnungszeiten beschränken und die Nachfrage
wäre abhängig von der Aufenthaltsdauer der Besucher der Holz-Erde-Mauer. Diese
wird, im Vergleich zu einem Besuch des in der Nähe befindlichen Stadtmuseums,
eher kürzer sein. Daher sollte am Römerpark auch auf die Möglichkeit der
Akkuladung im Stadtmuseum hingewiesen werden.
Außerhalb
der umzäunten Anlage müsste aus Gründen des Diebstahlschutzes ein
Schließfachsystem ähnlich dem der Fahrradstation am Rathaus eingerichtet
werden. Allerdings würde der finanzielle Aufwand für diese Einrichtung auch
angesichts der Aufenthaltsdauer der Besucher wahrscheinlich nicht im Verhältnis
zu den tatsächlichen Nutzungen dieser Lademöglichkeit stehen, zumal das
Stadtmuseum ein nahe liegender Alternativstandort ist.
Neben
dem Diebstahlschutz für Akku und Ladegeräte ist bei einer Ladestation an der
Bergehalde „Großes Holz“ auch zu berücksichtigen, dass an den Wanderparkplätzen
an der Waldstraße und der Erich-Ollenhauer-Straße auch Fahrrad-Abstellanlagen,
an der Erich-Ollenhauer-Straße zusätzlich eine Stromversorgung, eingerichtet
werden müssten.
Insgesamt
besteht für die Stadt Bergkamen bereits eine Netzstruktur mit öffentlichen
Ladestellen für E-Bikes und Pedelecs und Lademöglichkeiten in Unterbringungs-
und Gastronomiebetrieben.
Diese
Struktur soll bedarfs- und standortgerecht sowohl im öffentlichen als auch im
geschäftlich-gastronomischen Bereich verdichtet werden. Im Zusammenhang mit der
allgemeinen Mobilität und den Alternativen zum (Verbrennungs-) motorisierten
Individualverkehr wird dies auch Bestandteil des von der Stadt zu erstellenden
Klimaschutzkonzeptes sein.
Bestandteile dieser Vorlage
sind:
1. Das Deckblatt
2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
3. 1 Anlage
Der Bürgermeister In Vertretung Dr.-Ing. Peters Erster Beigeordneter |
|
Amtsleiter Reichling |
Sachbearbeiter Busch |
|