Beschlussvorschlag:
Der Rat der Stadt
Bergkamen nimmt die Vorlage der Verwaltung zur Kenntnis. Der Rat der Stadt
Bergkamen
·
beauftragt
die Verwaltung, die Planungen für die weitere Gestaltung der Bergkamener Fläche
des IGA-2027 Zukunftsgartens Bergkamen/Lünen auf Basis der aktuellen
Entwurfsplanung (Leistungsphase 3 HOAI) fortzuführen und
·
beschließt,
die nach jetzigem Stand benötigten Eigenmittel in Höhe von 15,9 Mio € im
nächsten Doppelhaushalt für die Entwicklung des IGA 2027-Zukunftsgartens
bereitzustellen.
Sachdarstellung:
1. Anlass
Die Verwaltung hat
in den politischen Gremien regelmäßig über den jeweiligen Sachstand zur IGA
2027 berichtet, zuletzt im Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung
und Strukturwandel am 29.11.2022 (vgl. Vorlage 12/0816) In der damaligen
Sitzung wurde die Verwaltung beauftragt,
·
die
Planungen des IGA 2027-Zukunftsgartens in Bergkamen zu einer
Tourismus-Destination auf Basis der Planungen des Büro Greenbox fortzuführen
und umzusetzen,
·
die
Fördermittelakquise und -antragstellung fortzusetzen,
·
die
in der Vorlage genannten drei zusätzlichen Personalstellen unverzüglich
einzurichten, auszuschreiben und zu besetzen sowie
·
über
den weiteren Fortgang der IGA 2027 in den politischen Gremien zu berichten.
Dem damaligen
Auftrag folgend hat die Verwaltung die Tätigkeiten zur IGA 2027 fortgeführt.
Der aktuelle Sachstand stellt sich zu den einzelnen organisatorischen und
fachlichen Themen wie folgt dar:
2. Personal
& Organisation
Die
Personalsituation der Projektgruppe IGA 2027 in der Stadtverwaltung stellt sich
derzeit wie folgt dar:
Stellenbezeichnung |
Umfang |
Stand der
Besetzung |
Projektleitung |
Vollzeitstelle |
besetzt mit
Teilzeitkraft (31,5h/Woche) |
Stellv.
Projektleitung / Freiraumplanerische Fachplanung IGA 2027 |
Vollzeitstelle |
besetzt seit
01.04.2023 mit Vollzeitkraft |
Sachbearbeitung
IGA 2027, Zuständigkeit Tourismus/Marketing |
Vollzeitstelle |
besetzt seit
01.07.2023 mit Vollzeitkraft, Mutterschutz und anschl. Elternzeit von 09/2023
bis vorauss. 10/2024, Vertretung noch ungeklärt |
Implementierung
IGA 2027 |
Vollzeitstelle |
erste öffentliche
Ausschreibungsrunde im Frühjahr 2023 erfolglos, Auswertung der zweiten
Ausschreibungsrunde läuft derzeit |
Fördermittelmanagement
/ |
Vollzeitstelle |
Ausschreibung bei
ZD in Vorbereitung |
Bislang war die
Projektgruppe „IGA 2027“ im Dezernat für Stadtentwicklung, Bauen und
Klimaschutz (Dez. IV) innerhalb des Amts für Stadtplanung, Straßen und
Grünflächen (StA 61) dem Sachgebiet „Stadtplanung“ (SG 61) zugeordnet. Die
Verwaltung plant, die Projektgruppe mit Wirkung zum 01. Oktober 2023 an einer
höheren Stelle in der Verwaltung anzugliedern. Dadurch kommt dem Projekt auch
verwaltungsintern seine angemessene Bedeutung zu. Nach Abschluss der IGA 2027
soll die Projektgruppe aufgelöst und ihre Mitglieder in die Linienorganisation
der Verwaltung eingegliedert werden.
3. Bauaktivitäten
Bekanntlich
hat die RAG die bergrechtliche Verpflichtung, das rd. 50 ha große Areal
zwischen Datteln-Hamm-Kanal, östlicher Halde am Beversee-Gebiet,
Hamm-Osterfelder-Bahnlinie und Jahnstraße in einem genehmigten Höhenprofil
anzuschütten und aufzuforsten. Dementsprechend ist die RAG seit vielen Jahren
tätig. Mehr als 70 Prozent des benötigten Bodenmaterials ist mittlerweile auf
der Fläche vorhanden und eingebaut. Im östlichen Teilbereich wird derzeit
bereits die vorgegebene Endhöhe des Geländes hergestellt. Die Schüttung wird
vorauss. im Jahr 2025 abgeschlossen. Parallel dazu werden auch bereits
Erschließungsanlagen erstellt und Pflanzungen erfolgen. Derzeit wird die
Ausführungsplanung für die Zufahrtsstraße vom Kreisverkehr Jahnstraße zum
Willkommensareal final abgestimmt. Voraussichtlich wird hier noch in diesem
Jahr mit den Erdarbeiten begonnen und die neue Zuwegung im Jahr 2024 an den
Kreisverkehr angeschlossen.
4. Freiraumplanung
Gemäß
ihrer bergrechtlichen Verpflichtungen würde die RAG auf dem Haldenareal nur
eine einfache Waldfläche anpflanzen. Als einzige Gestaltungselemente würden
eine Zufahrt zur Jahnstraße, ein Besucherparkplatz sowie eine als Rettungsweg
nutzbare Wegeverbindung in Richtung Halde Großes Holz angelegt. Aus Sicht der
Stadt Bergkamen bietet dieses Areal jedoch ein sehr viel größeres Potenzial:
Denn es bildet den räumlich zentralen Baustein des vor vielen Jahren vom Rat
beschlossenen Stadtentwicklungsbereichs „Kanalband“ von der Marina Rünthe über
das Beversee-Gebiet und die Halde Großes Holz bis hin zur Wasserstadt Aden.
Daher wird das Gelände in Abstimmung mit der RAG und dem zukünftigen
Grundstückseigentümer, dem Regionalverband Ruhr (RVR), unter dem Motto
„Landschaft in Bewegung“ in Synergie mit der Halden Großes Holz, der Wasserstadt
der Marina Rünthe zu einem analog-digitalen Landschaftspark entwickelt und
erfährt mit der Internationalen Gartenausstellung Metropole Ruhr (IGA) 2027 als
Teil des „Zukunftsgartens Bergkamen-Lünen“ den bestmöglichen touristischen
öffentlichkeitswirksamen Auftakt.
Der in
der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung und
Strukturwandel am 29.11.2022 vorgestellte Entwurf des beauftragten
Landschaftsarchitekturbüros Greenbox (Köln) wurde zwischenzeitlich weiter
konkretisiert. Für die aufzuschüttende Geländemodellierung wurde auf Basis der
vorliegenden bergrechtlichen Genehmigung mittlerweile die „Ausführungsplanung“
(HOAI-Leistungsphase 5) an die RAG übergeben. Dieses Abgabepaket umfasst neben
einem digitalen 3D-Geländemodell Lagepläne sowie Details zum Aufbau der
befestigten Flächen. Anhand des gelieferten Höhenmodells ist die RAG in der
Lage, die Schüttungen gemäß Bergrecht zielgerichtet zu steuern und die
Erdarbeiten entsprechend der erforderlichen Endhöhen abzuschließen.
Zeitgleich
wurde die „Entwurfsplanung“ (HOAI-Leistungsphase 3) für die Geländeoberflächen,
die im Rahmen des ABP-Verfahrens notwendig sind, von Greenbox erstellt und
ebenfalls an die RAG übergeben. Darin sind alle Wege und Gestaltungselemente
sowie die Bepflanzung des IGA-Zukunftsgartens entworfen und nach Lage und Höhe
fixiert.
Im
Bereich der Wege und baulichen Anlagen kann im Zuge der vorbereitenden
Erdarbeiten auf das Abdecken von Oberboden verzichtet werden, dort wird
stattdessen tragfähiges Material verbaut. Auf diese Weise greifen die derzeit
laufenden Erdarbeiten mit dem geplanten Endausbau ineinander, und
Mehrfachleistungen werden vermieden und damit Kosten- und Zeitersparnisse
genutzt.
Der
aktuelle Arbeitsstand des Lageplans des IGA-Zukunftsgarten stellt zudem die zu
erhaltenden bewaldeten Flächen auf der Althalde im östlichen Teil des
Zukunftsgartens dar.
Der
derzeit noch in Schüttung befindliche große Bereich des IGA-Zukunftsgartens
kann später auf einen großzügigen Panorama-Rundweg umrundet werden, wird jedoch
nicht für den Autoverkehr geöffnet. Hier finden sich intensiver gestaltete
Bereiche zwischen der Wasserstadt Aden bis zum Übergang in die östlichen,
extensiver gestalteten Teile.
Die
Erschließung erfolgt vom Kreisverkehr an der Jahnstraße über eine barrierefreie
Zufahrtsstraße mit großzügigem Gehweg zu einem etwa auf halber Höhe gelegenen
Parkplatz. Dieser wird zum „Willkommensareal für die „Bergwelten Bergkamen“
sowie die Wasserstadt Aden gestaltet, um auch diese von hohem Besucherparkdruck
zu entlasten. Gleichzeitig dient er als Mobilitäts-Knotenpunkt, der den Wechsel
der Mobilitätsformen ermöglicht und fördert. Hier soll eine dauerhafte Mobil-,
Service- und (E-)Bike-Miet- und Ladestation entstehen. Ferner werden hier als
Ergänzung des Angebots in der Marina Rünthe und der zukünftigen Entwicklung der
Wasserstadt Aden Stellplätze für Wohnmobile geschaffen.
Vom
dortigen „Basislager“ startet der Einstieg in unterschiedliche Wegenetze auf
dem Areal, beispielsweise zum Panorama-Rundweg für schnellere Mobilität oder
durch einen weiteren Aufstieg zum touristischen Informations- und Erlebnispfad
„Adengrat“. Treppen und barrierefreie Wege bieten den Besuchern
unterschiedliche Herausforderungen zum Aufstieg. Der Adengrat-Pfad ist in
verschiedene Etappen aufgeteilt. Den Auftakt bildet das mehr als 10 m hohe
„Bergrund“, welches als Informationszentrum dient und mit Erlebnis-Aufstieg und
spannendem Panorama ein Highlight der Stadt und der Region darstellen wird.
Seine vertikale ringartige Tragwerkskonstruktion kann erklommen werden. Das
Bergrund soll, gemeinsam mit seinem kleineren Zwilling „Talrund“ in Lünen, auch
als imposantes und weithin sichtbares Signet des gesamten Zukunftsgartens
bilden. Vom Bergrund aus kann der Erlebnispfad über den Grat weiter in Richtung
Osten beschritten werden. An einem Geländeeinschnitt, dem „Adental“, wartet mit
der „Adenquerung“ ein Perspektivwechsel. Anschließend können die Besucher in
das Adental zu einer Naturbühne und dem Hangspielplatz gelangen. Der Spielplatz
wird am nördlichen Geländehang bis hinunter zum zukünftigen IGA-Radweg am
Datteln-Hamm-Kanal angelegt und die Verknüpfung zum Wasser herbeiführen.
Alternativ zum Abstieg können die Besucher auch weiter auf der Höhe in die
extensiveren östlichen Teile der Halde mit dem Augenmerk auf eher sanften
Tourismus und ein Vegetation-Labor gelangen. Über den Panorama-Weg gelangt man
auch über die bestehende Brücke über die Bahnlinie hinüber zur Halde Großes
Holz.
Der
Regionalverband Ruhr (RVR), in dessen Eigentum sich die rd. 144 ha große Halde
Großes Holz befindet, hat seine Nutzungsabsichten
für die Halde Großes Holz mittlerweile geändert. Statt der bisher geplanten
multifunktionalen asphaltierten Naturarena soll nunmehr eine
Freiflächenphotovoltaikanlage sowie zusätzliche Lebensraumflächen für
geschützte Tierarten entstehen. Insgesamt soll die Halde Großes Holz zukünftig
vornehmlich als Natur- und Rückzugsraum dienen. (Näheres dazu s. Drucksache
12/1060). Die geänderten Absichten bzgl. der Naturarena zugunsten Ökologie und
Klima lassen sich dennoch mit der inhaltlichen Konzeption der langfristig
angelegten touristischen Entwicklung der „Bergwelten Bergkamen“ vereinbaren und
kombinieren. Der Wegfall der großdimensionierten Veranstaltungsfläche ändert
nichts am landschaftlichen Potenzial der Halde Großes Holz und der zukünftigen
gemeinsamen Entwicklung der Bergwelten Bergkamen. Jedoch müssen die bislang in
der Naturarena angedachten Veranstaltungen während und nach der IGA 2027 nun
stattdessen im Bereich des IGA 2027-Zukunftsgartens stattfinden, wenn auch in
deutlich kleinerem Maßstab. Die Pläne für die Gestaltung und notwendige
technische Infrastruktur für dieses Areal müssen dafür entsprechend angepasst
werden. Die Abkehr von der bisher angedachten Nutzung als Veranstaltungsfläche
und die avisierte Nutzung für Freiflächenphotovoltaik bietet eine weitere
Chance, den Strukturwandel zu verdeutlichen: Das Abraummaterial, welches aus
der früheren fossilen Energiegewinnung entstanden ist, kann zukünftig als
Fundament einer neuen, nachhaltigen Energiegewinnung dienen. Auch mit Blick auf
das integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Bergkamen können damit positive
Signale gesetzt werden.
Die
größte Herausforderung der Planung sind der hohe Zeitdruck, der sich durch
Fristen im bergrechtlichen Abschlussbetriebsplan-Verfahren und durch das
feststehende Eröffnungsdatum der IGA 2027 ergibt, sowie die zahlreichen
Beteiligten, und dies alles in Verbindung mit den noch immer nicht voll
verfügbaren Personalkapazitäten in der Stadtverwaltung. Hinsichtlich der
Freiraumplanung führt dies u.a. dazu, dass unterschiedliche Planungsstufen
nicht wie sonst üblich aufeinander aufbauend, sondern parallel erarbeitet
werden. So befindet sich die Planung der Entwässerung beispielsweise bereits im
Stadium der Ausführungsplanung, der Hangspielplatz hingegen ist noch in der
Entwurfsphase und daher im Oberflächenplan derzeit noch nicht dargestellt. Bei
externen Aufträgen für die vielfältigen erforderlichen Fachplanungen und
Beratungsleistungen müssen trotzdem vorgegebene Vergabe- und Auftragsfristen
eingehalten werden.
In der
Ausschuss-Sitzung wird das Büro Greenbox den aktuellen Planungsstand vorstellen
und näher erläutern.
5. Mobilität
/ Verkehrsanbindung
Der
ursprünglich geplante temporäre Personen-Bahnhaltepunkt an der
Hamm-Osterfelder-Bahnlinie im Bereich der Kernfläche des IGA
2027-Zukunftsgartens Bergkamen/Lünen kann leider nicht realisiert werden.
Ursächlich dafür sind insb. die hohen genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen
und die daraus resultierenden hohen Baukosten, die sich nicht wesentlich von
einem dauerhaften Haltepunkt unterscheiden. Daher liegt der Schwerpunkt
hinsichtlich des öffentlichen Personenverkehrs auf der Einbindung in das
öffentliche Busliniennetz.
Über
den IGA-Radweg entlang des Datteln-Hamm-Kanals (näheres s.u.) und die dort
verlaufenden übergeordneten touristischen Radrouten werden die Bergwelten
Bergkamen bestens in das Wegenetz des Alltags- und Freizeitradverkehrs
eingebunden. Derzeit laufen die Vorbereitungen für Ausschreibung und Vergabe
für den ersten Bauabschnitt – Fußgängerbrücke Kreuzstraße an der Stadtgrenze
Lünen bis zur Brücke Heiler Kirchweg. Dieses soll Ende 2023 abgeschlossen
werden, so dass die Baumaßnahmen im Frühjahr 2024 beginnen können. Die weiteren
Bauabschnitte sollen bis Ende 2025 realisiert werden. Ein ausführlicher
Sachstandsbericht zum IGA-Radweg ist für die kommende Ausschusssitzung Bauen
und Verkehr geplant.
Gemeinsam
mit der Stadt Lünen wird demnächst ein verkehrsträgerübergreifendes
Mobilitätskonzept erarbeitet.
6. Tourismus,
Wirtschaft
Die
heute bereits der Öffentlichkeit zugänglichen Halden im Eigentum des RVRs auf
Bergkamener Stadtgebiet stellen mit ihrer Größe von rd. 160 ha eine der größten
Haldenlandschaften im gesamten Ruhrgebiet dar. Hinzu kommen nun mit der an die
Wasserstadt angrenzenden Halde weitere rd. 50 ha. Gemeinsam werden sich diese
Haldenflächen ab 2027 als „Bergwelten Bergkamen“ präsentieren. Im Zusammenspiel
mit der Wasserstadt Aden, der Marina Rünthe und in Lünen mit dem Seepark, dem
Preußenhafen, der Parkachse und dem Landschaftspark Viktoria entsteht aufbauend
auf dem Marketing und den Besucherpotenzialen der IGA ab 2027 eine großräumige
Erlebnis-Achse entlang des Datteln-Hamm-Kanals. Zukünftig sollen/können daran
auch Werne mit der dortigen SurfWorld oder Hamm verknüpft werden.
Auch
das zuständige Landesministerium erkennt das tourismuswirtschaftliche Potenzial
der Bergwelten Bergkamen und der gesamten Erlebnisachse als abwechslungsreiche
und weithin einzigartige touristische Destination. Allein die hiesigen Teile
erzielen gemeinsam eine weitaus höhere Attraktivität als „nur“ die Summe ihrer
Einzelteile und werden laut vorliegendem Fachgutachten ab 2027 jährlich mehr
als 100.000 Besucher nach Bergkamen locken.
Zwar
unterliegt Bergkamen als vergleichsweise kleine Stadt dabei besonderen
Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich ihrer Personal- und
Finanzkapazitäten. Allerdings bietet die IGA 2027 mit der interkommunalen
Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Lünen sowie der Einbindung in die
übergeordneten (inter)nationalen Marketing- und Öffentlichkeitskampagnen eine
einmalige Chance für die Stadt. Denn spätestens ab dem Jahr 2027 werden durch
diese Erlebnisachse erhebliche und langfristig wirkende positive volks- und
betriebswirtschaftliche Effekte entstehen, von privaten Investitionen über
Einnahmen in Gastronomie und Übernachtungen und bis hin zu
Unternehmensansiedlungen und Attraktivierung Bergkamens als Wohn- und
Arbeitsstandort. Dazu bildet die IGA 2027 den bestmöglichen Auftakt.
7. Finanzierung
und Fördermittelakquise
Die IGA
wird im Jahr 2027 mehrere Millionen Besucher insb. an die fünf Hauptstandorte –
die „Zukunftsgärten“ – in Duisburg, Gelsenkirchen, Dortmund,
Castrop-Rauxel/Recklinghausen sowie Bergkamen/Lünen ziehen. Die IGA ist damit
der bestmögliche Auftakt für die langfristige (Weiter-) Entwicklung des
gesamten Kanalbands in Bergkamen bzw. der o.g. landschaftstouristischen
Erlebnisachse über die Stadtgrenze hinaus. Grundlage dafür ist die Einbringung
öffentlicher Personal- und Finanzmittel in das Projekt – und dies vor dem
Hintergrund des feststehenden Eröffnungsdatums in komprimierter Zeit. Die
öffentliche Hand muss hier in Vorleistung gehen, um die späteren „Renditen“ in
Form von privaten Investitionen und langfristige wirkenden Einnahmen erzielen
zu können.
Auf
Basis des ersten Entwurfs zur Gestaltung des Areals wurden im kommunalen
Haushalt ab dem Jahr 2022 ein Gesamtinvestitionsbudget in Höhe von rd. 18,3 Mio
€ bei einem städtischen Eigenanteil von 10,7 Mio € veranschlagt. Wie bereits
geschildert wurde die damalige Planung zwischenzeitlich konkretisiert und
weiter ausgearbeitet. Dabei stellte sich heraus, dass das bisherige Budget in
etwa hätte verdreifacht werden müssen, um alle ursprünglich vorgesehenen
Elemente tatsächlich zu realisieren. Die Hauptgründe dafür waren einerseits die
notwendigen zusätzlichen Planungs- und Bauleistungen, die damals noch nicht
erkennbar waren, z.B. für den temporären Bahnhaltepunkt oder das Bergrund in
seiner ursprünglich geplanten Form und Größe. Hinzu kamen die enormen
Kostensteigerungen im gesamten Bausektor, die damals (vor der Corona-Pandemie
und dem Krieg in Osteuropa) in dieser Dimension nicht vorhersehbar waren. Daher
wurden die Planungen mehrfach überarbeitet, um deutliche Kosteneinsparungen
erzielen zu können. So wurden aus Kostengründen insb. folgende Ausstattungen
geändert oder sogar komplett gestrichen:
·
Der
temporäre Bahnhaltepunkt an der Hamm-Osterfelder-Bahnlinie entfällt komplett.
·
Das
Bergrund als Hauptattraktionspunkt des Areals wurde um mehr als die Hälfte
verkleinert und statt der horizontalen in eine vertikale Ausrichtung gebracht.
·
Das
Willkommensareal wurde verkleinert. Dadurch sowie durch die vertikale
Aufstellung des Bergrunds können die zu befestigenden Grundflächen ebenfalls
verkleinert werden.
·
Die
ursprüngliche „Adenschlucht“ wurde verkleinert und nicht mehr mit Kletterfelsen
befestigt bzw. zusätzlichen Betonwänden überhöht. Somit entsteht nun nur noch
ein „Adental“.
·
Östlich
des Adentals wird es keine intensiven Gestaltungs- und Nutzungselemente und
auch keine Großbaumpflanzungen geben.
Durch
diese Maßnahmen wurde die gestalterische und bauliche Ausstattung des Geländes
räumlich und qualitativ auf das absolut notwendige Minimum reduziert. Dadurch
konnten einerseits deutliche Kosteneinsparungen erzielt werden. Gleichzeitig
werden jedoch die notwendigen Qualitäten und Ausstattungen des Geländes noch
immer erreicht, um die oben geschilderten wirtschaftlichen Effekte, die
erwarteten Besucherzahlen und damit auch Drittmittel (Fördergelder und private
Investitionen) tatsächlich zu erzielen. Weitere Streichungen oder Einsparungen
sind aus Sicht der Verwaltung nicht möglich.
Auf
Basis der aktuellen Planung stellen sich die Kosten und der daraus
resultierende Finanzbedarf wie folgt dar:
·
Die
bauliche Umsetzung der aktuellen Planung für die Kernfläche des IGA
2027-Zukunftsgartens Bergkamen erfordern ein Gesamtinvestitionsbudget von rd.
32,16 Mio €.
Zur Kostendeckung
sind dazu folgende Teilbausteine erforderlich:
·
Neben
den in 2022 bewilligten Städtebaufördermitteln i.H.v. rd. 3,41 Mio. €
·
sind
seitens des Landes für 2024 RWP-Mittel (Tourismus) in Höhe von rd. 4,6 Mio € in
Aussicht gestellt. Hier hat die Bezirksregierung Arnsberg die vor einigen
Wochen eingereichten Projektskizze der Verwaltung begrüßt und aufgefordert, bis
Ende September einen formellen Förderantrag einzureichen. Mit der Bewilligung
wird noch in diesem Jahr gerechnet.
·
Darüber
hinaus werden Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Klimaanpassung urbaner
Räume“ in Höhe von rd. 3 Mio € erwartet; ein entsprechender Antrag wird derzeit
von der Verwaltung erarbeitet.
·
Ein
weiterer Förderantrag soll im Januar für die digitale Aufwertung und Erlebnisinszenierung
der bestehenden und neuen touristischen Attraktionen über das Förderprogramm
EFRE gestellt werden. Als konzeptionelle Grundlage befindet sich die
Beauftragung eines interkommunalen analog-digitalen Erlebniskonzeptes kurz vor
Ausschreibung.
·
Ferner
soll über die Förderrichtlinie Mobilitätsmanagement (FöRi MM) des Landes NRW
das Mobilitätskonzept sowie darauf aufbauend der Bau einer Mobilstation im
Willkommens-Areal in wesentlichen Teilen finanziert werden.
·
Hinzu
kommen weitere Mittel privater Sponsoren und Investoren. Denn die öffentlichen
Attraktionspunkte im IGA 2027-Zukunftsgarten sollen durch privatinvestive
Attraktionen ergänzt werden. Auch dazu hat die Verwaltung bereits entsprechende
Gespräche aufgenommen.
·
Somit
verbleibt für die Realisierung der hiesigen Kernfläche des IGA
2027-Zukunftsgartens Bergkamen/Lünen und die langfristige Weiterentwicklung der
Bergwelten Bergkamen ein städtischer Eigenanteil von 15,9 Mio € bis zum Jahr
2028 aus. Damit liegt der städt. Eigenanteil bei knapp 50 % Prozent und damit
im Rahmen der Eigenanteile anderer IGA 2027-Zukunftsgärten.
·
Gemeinsam
mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreis Unna (WFG), dem RVR und
weiteren Beteiligten lotet die Verwaltung derzeit aus, inwieweit sich das
Potenzial der o.g. Erlebnisachse durch ein Projekt im Rahmen des
5-StandorteProgramms NRW (zum Ausstieg aus der Steinkohleverstromung) noch
stärker wirtschaftlich, arbeitsmarkt-, standort- und fördertechnisch nutzen
bzw. verstärken lässt.
Gesamtfinanzierungsübersicht
für die langfristige Entwicklung der „Bergwelten Bergkamen“:
Gesamtinvestitionskosten |
|
32,16 Mio € |
davon Drittmittel |
Konkreter Maßnahmeninhalt |
Zuwendung |
Basis-Ausstattung der RAG zur Nutzbarmachung der bergrechtlichen
Haldenfläche |
· Geländeaufschüttung · Aufbringung
von Vegetationsboden · Aufforstung
als einfache Waldfläche · Zufahrt
zur Jahnstraße · Besucherparkplatz · Als
Rettungsweg nutzbare Wegeverbindung zur Brücke Richtung Halde Großes Holz |
keine, da bergrechtliche
Verpflichtung |
Städtebauförderung NRW (i. R. d. Wasserstadt Aden |
· Hangspielplatz · Mobiliar-Ausstattung
Willkommens-Areal · Barrierefreie
Rampen und Treppenanlagen zur Verbindung Wasserstadt – Willkommens-Areal · Baureifmachung
für Bebauung im Basislager |
3,41 Mio € (80 %) |
Regionale Wirtschafts-politik
(RWP) NRW |
· Erlebnispfad
Adengrat |
4,6 Mio € (90 %) |
Klimaanpassung urbaner Räume
(BBSR) |
· Klima-,
Groß- und Rasterbaumpflanzungen · Bepflanzung
Willkommens-Areal · Grüner
Wasserfall im Adental · Kleinbiotope
und Blühwiesen · Entdeckerpfade
/ Trails · Erschließung
des Adengrats |
3,0 Mio € (75 %) |
Erlebnis NRW (EFRE) |
· Erlebniskonzept · Netzwerk
und Vernetzung analog-digitaler Landschaftserlebnisse · Marketing |
3,0 Mio € (90 %) |
Förderrichtlinie Mobilitätsmanagement |
· Mobilitätskonzept · Bau und
Ausstattung der Mobilitätsstation(en) |
noch offen |
5-StandorteProgramm NRW |
· noch zu
klären |
noch offen (90 %) |
Private Investitionen |
· privatwirtschaftliche
Attraktionspunkte |
2,0 Mio € (100 %) |
Förderprogramm „Gemeinsam an
der Lippe“ (EGLV) |
· Bauliche
Investitionen für digital-analoges Erlebniskonzept |
0,25 Mio € (100 %) |
Zuwendungen insgesamt |
|
16,26 Mio € |
Verbleibender städt.
Eigenanteil |
|
15,9 Mio € |
8. Interkommunale
Zusammenarbeit
Die
bisherige konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit der beiden
Verwaltungen von Bergkamen und Lünen wurde fortgeführt. Jeweilige
Kapazitätsengpässe werden temporär gegenseitig aufgefangen, Aufgaben werden
sinnvoll geteilt, z.B. bei gemeinsamen Förderanträgen. Weitergehende
organisatorische oder politische Vereinbarungen wurden bislang nicht vereinbart
bzw. getroffen. Eine Zusammenarbeit auch auf politischer Ebene wird seitens der
Verwaltung jedoch angeregt.
9. Ausblick,
nächste Schritte
Die Planungen zur
Gestaltung der IGA 2027-Kernfläche in Bergkamen werden von der Verwaltung mit
Unterstützung des Büro Greenbox gemeinsam mit der RAG und dem RVR fortgeführt.
Auf Basis der vorliegenden Entwurfsplanung wird nun zwischen der Verwaltung,
der RAG und dem RVR geklärt, welche Bauarbeiten und -maßnahmen durch wen
konkret zu leisten sind.
Neben der
bewegenden und bewegten „analogen“ Landschaft soll bekanntlich auch verknüpfte
digitale Features einen wesentlichen Teil zum Besuchserlebnis des IGA-Zukunftsgartens
beitragen. Mit der Entwicklung zur IGA 2027 sollen bereits jetzt grundlegende
Voraussetzungen für die langfristige strukturstärkende Weiterentwicklung
mitgeplant und möglichst auch umgesetzt werden, um spätere Mehrkosten zu
vermeiden.
Zudem wird die
weitere Akquise von Fördermitteln sowie die Öffentlichkeitsarbeit und
Vermarktung hinsichtlich privater Investoren und Betreiberakquise einen
Schwerpunkt der Arbeiten der Verwaltung bilden. Ziel muss es sein, den
kommunalen Eigenanteil durch die Einwerbung zu reduzieren.
Die Verwaltung regt
an, dass Politik und Verwaltung zukünftig geeignete gemeinsame
Organisationsformen finden (Projektgruppe, Sondersitzungen o.ä.), um sich in
kürzeren Abständen regelmäßig über das Projekt auszutauschen.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1. Das Deckblatt
2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
Der Bürgermeister In Vertretung Toschläger Technischer Beigeordneter |
Der Bürgermeister In Vertretung Ulrich Beigeordneter und Stadtkämmerer |
Amtsleiter Reichling |
StA 20 Marquardt |