hier: Beschluss zum weiteren Verfahren
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung begrüßt die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Anbindung der Stadt Bergkamen an den Schienenpersonennahverkehr durch den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe/NWL. In der Weiterführung sollen die Nord- und Südvarianten im Sinne des Vorschlags der Verwaltung bearbeitet und bewertet werden.
Zudem wird die Verwaltung beauftragt, im Rahmen einer Teilfortschreibung bzw. Neuaufstellung des Nahverkehrsplans Kreis Unna auf eine zeitnahe Verbesserung der Anbindung der Stadt Bergkamen an die umliegenden Bahnhöfe in Kamen, Lünen, Werne, Hamm und Dortmund über das Busliniennetz hinzuwirken.
Sachdarstellung:
Die Herausforderungen des Klimaschutzes und der nachhaltigen
Stadtentwicklung machen eine umfassende Verkehrswende mit dem Ziel einer
klimaneutralen Mobilität notwendig. Im Integrierten Klimaschutzkonzept
Bergkamen, das der Rat der Stadt Anfang 2019 beschlossen hat, werden daher im
Handlungsfeld Mobilität als wesentliche Maßnahmen insb. die Förderung des
Umweltverbundes und die Realisierung einer Anbindung an den SPNV postuliert.
Historie
In der
Vergangenheit war die Stadt Bergkamen über die Hamm-Osterfelder-Bahnlinie mit
den beiden Haltepunkten Oberaden und Bergkamen an den
Schienenpersonennahverkehr (SPNV) angebunden. Im Jahr 1983 wurde auf der
gesamten Strecke der Personenverkehr eingestellt. Seitdem besteht aus bzw. nach
Bergkamen nur noch über das Busliniennetz (Schnellbusverbindungen) eine
Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die umliegenden Städte und insb.
an das Oberzentren Dortmund. Nach der Anbindung Hertens an die Schiene in 2022
wird Bergkamen die größte Stadt in Deutschland ohne Bahnanbindung sein.
In den 1990er
Jahren wurden gemeinsam mit den Dortmunder Stadtwerken Planungen aufgenommen,
Bergkamen mittels einer „Regionalstadtbahn“ an das Straßen-/Stadtbahnnetz der
Stadt Dortmund anzubinden, und dies über die Mitnutzung der Hamm-Osterfelder-Gleistrasse.
Insbesondere aufgrund der im Jahr 1996 gesetzlich verankerten Regionalisierung
des ÖPNV und der damit verbundenen ungelösten Finanzierung wurden diese
Planungen anschließend nicht konkret weiter verfolgt. Auch nach heutigem Stand
ist die Realisierung einer solchen Lösung äußerst unwahrscheinlich.
Aufgrund der
Bedeutung einer Schienenanbindung für Bergkamen, aber auch für Lünen, Werne und
Hamm wurde die Trasse als
·
Ziel
der Raumordnung und Landesplanung im Gebietsentwicklungsplan Dortmund, Kreis
Unna, Hamm dargestellt sowie im Entwurf des Regionalplan Ruhr
·
Ziel
der Planung im wirksamen Flächennutzungsplan dargestellt und die Trasse (tlw.
auch durch Grunderwerb) bis heute gesichert
Aktueller
Sachstand
Der Beschluss des
Integrierten Klimaschutzkonzeptes Bergkamen hat die Anbindung Bergkamens an die
Schiene wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Zudem wurden im Sommer 2019 viele
Züge insb. des Personen-Regional- und Fernverkehrs über die
Hamm-Osterfelder-Bahnlinie und somit durch das Stadtgebiet Bergkamens
umgeleitet, da die Schienenstrecke zwischen Dortmund und Kamen aufgrund von
Gleisbauarbeiten über mehrere Wochen für den gesamten Zugverkehr gesperrt war.
Dies führte sowohl in Bergkamen als auch im Kreis Unna zu Diskussionen und anschließenden
politischen Beschlüssen, (wieder) konkret in Planungen zur Anbindung Bergkamens
an den SPNV einzutreten, insb. aufgrund der vielfältigen Pendler-Verflechtungen
in/aus Richtung Dortmund. Nach Vorlage der Beschlüsse und Auftaktgesprächen
seitens der Verwaltungen von Stadt Bergkamen und Kreis Unna hat der
Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) als Aufgabenträger für den SPNV
in Westfalen eine erste Studie zu möglichen Trassenvarianten für eine
SPNV-Anbindung Bergkamens in/aus Richtung Dortmund erstellen lassen. Diese
wurden im Sommer 2021 in den zuständigen politischen Gremien der Stadt
Bergkamen (Ausschuss für Stadtentwicklung, Strukturwandel und
Wirtschaftsförderung am 21.06.2021; vgl. Drucksache Nr. 120262) und des Kreises
Unna (Ausschuss für Mobilität, Bauen und Geoinformation am 30.08.2021)
vorgestellt. Politische Beschlüsse zum weiteren Vorgehen wurden bislang noch
nicht gefasst.
Vorschlag der
Verwaltung zum weiteren Vorgehen
Die
Regionalstadtbahn ist kein Produkt des SPNV. Planung, Bau und Betrieb wären
Sache der beteiligten Städte bzw. der ÖPNV-Aufgabenträger, ggf. in
Zusammenarbeit mit einem Betreiber, gewesen. Diese Lösung wurde daher vom NWL
nicht geprüft.
Für die Planung,
Organisation und den Betrieb von SPNV-Strecken ist der Zweckverband NWL
verantwortlich. Hierzu gehören die Produkte
S-Bahn, Regionalbahn und Regional-Express. . Der SPNV-Anschluss
Bergkamen ist sowohl hinsichtlich der technischen Infrastruktur, der Taktung
auf der Schiene als auch hinsichtlich Personal- und Finanz-Kapazitäten in diesem Zusammenhang zu sehen und muss sich
hier einbinden.
Nach der vom NWL
vorgelegten Vorstudie werden insgesamt sieben Varianten für die
(Wieder-)Aufnahme Bergkamens in das SPNV-Netz dargelegt. Wesentlicher
Unterschied ist die mögliche Trassenführung:
·
Einerseits
aus Dortmund in Richtung Lünen mit Ausfädelung der Züge hinter dem Bahnhof
Preußen auf die Hamm-Osterfelder-Bahnlinie in Richtung Bergkamen und als
Alternative weiter bis Hamm Hauptbahnhof,
·
Andererseits
aus Dortmund in Richtung Hamm mit Ausfädelung der Züge hinter dem Bahnhof Kamen
auf die Strecke der ehem. Klöcknerbahntrasse in Richtung Bergkamen.
In allen Varianten
wird eine Verkürzung der Fahrtzeit im Vergleich zum Schnellbus S30 um mindestens
11 Minuten erwirkt. Da diese Verbindung ab Busbahnhof Bergkamen (ZOB) berechnet
wurde, kommen bei Fahrten aus/zu den Ortsteilen Oberaden, Heil, Rünthe und
Overberge zusätzliche Reisezeiten hinzu. Die Ortsteilstruktur Bergkamens ist
grundsätzlich eine maßgebliche Herausforderung bei der Entwicklung einer
Schienenanbindung und der Verortung der/des Haltepunkte/s.
Aber auch äußere
Einflüsse wie z. B. die Entscheidung für den bundesweiten „Deutschlandtakt“
haben bereits Fakten geschaffen, die sich direkt auf realistische Varianten der
Schienenanbindung Bergkamens auswirken. Insbesondere die Schwerpunktsetzung auf
den Ost-West-Verkehr auf der Strecke Dortmund-Hamm erschwert die Finanzierung
einer 30‘-Takt-Anbindung über Lünen, da sämtliche Kosten von Dortmund Hbf. bis
zum Anschluss an die Strecker der Hamm-Osterfelder bahn diesem Projekt in
Rechnung gestellt werden müssten.
Zum jetzigen
Zeitpunkt lässt sich aus Sicht der Verwaltung noch nicht mit ausreichender
Sicherheit sagen, ob eine Anbindung Bergkamens an das SPNV-Netz tatsächlich
umsetzbar ist und wenn ja, in welcher Variante.
In jedem Fall hätte
eine solche SPNV-Anbindung weitreichende Konsequenzen für die gesamte räumliche
Stadtentwicklung!
Das trifft auf das
unmittelbare Infrastrukturangebot am Haltepunkt zu – d.h. das Flächenpotenzial
für zusätzliche Mobilitätsangebote:
-
Umstieg
in das weiterführende Busangebot
-
Service
für den Fuß- und Radverkehr
-
Sharing-Angebote,
…
Wenn die
Verkehrswende gelingen soll, ist die Erreichbarkeit der Haltepunkte von
besonderer Bedeutung. Die Attraktivität eines Haltepunkts nimmt mit der Anzahl
der erreichbaren Personen zu. In der Lagebeurteilung sind daher folgende
Annahmen zu betrachten:
-
die
aktuell im Umfeld wohnende und arbeitende Bevölkerung,
-
das
Potenzial zusätzlicher Wohngebiete im Umfeld des Haltepunkts
-
die
Bewertung von Wohnbaulandreserven in anderen Ortsteilen, die zwar nicht direkt,
grundsätzlich aber auch von der SPNV-Anbindung profitieren
-
der
Immissionsschutz durch die Nähe der Bahn.
Die Verwaltung schlägt daher vor, folgende der bislang vorgestellten
Varianten in einer Machbarkeitsstudie durch den NWL vertieft untersuchen zu
lassen:
·
Nord-Variante
-
Variante
0: Dortmund-Bergkamen Monopol/Innenstadt als Pendelzug
In dieser Variante ist ein zusätzlicher Halt in Oberaden zu prüfen.
-
Variante
0.1: Zugpendelverkehr zwischen Bergkamen und Lünen/Preußen Bahnhof mit den
Haltepunkten Oberaden und Monopol/Innenstadt
-
Bei
einer Schienenanbindung über die Nordvariante sollte der Haltepunkt
Monopol/Innenstadt aufgrund des Flächenpotenzials im Bereich der ehemaligen
Zeche und des Einzugsbereiches gesetzt sein. Die Anbindung der Ortsteile über
weiterführende Buslinien ist zu bewerten.
·
Süd-Variante
-
SPNV-Anbindung
über Kamen als Weiterführung der S-Bahn 1 (S1)
Ziel sollte eine schnellere ÖV-Verbindung als die heutige mit Umstieg in Kamen
sein. Die Vor- und Nachteile in einer Südvariante hinsichtlich zusätzlicher
Haltestellen/Ziele, Fahrtzeiten und Wirtschaftlichkeit sind abzuwägen.
-
Darüber
hinaus soll für den Streckenabschnitt auf der Klöcknerbahntrasse eine
Detailprüfung des möglichen Querschnitts im Zusammenwirken zwischen S-Bahn und
Radschnellweg RS1 vorgelegt werden.
-
In
der Südvariante ist der Endhaltepunkt im Bereich Heinrichstraße/Kuhbachtrasse
zu verorten.
-
Die
Anbindung des Stadtzentrums und der Stadtteile über weiterführende Buslinien
ist zu prüfen, um die Attraktivität der Süd-Variante bewerten zu können.
Die Verlängerung
der Strecke der S-Bahn 1 von Dortmund über den „Evinger Bogen“ nach Bergkamen
soll nicht weiterverfolgt werden, da allein die Kosten für ein neues
Brückenbauwerk östlich des Hauptbahnhofs in Dortmund die Realisierung
unwahrscheinlich machen.
Die Weiterführung
des Pendelzuges über die Hamm-Osterfelder-Bahn bis nach Hamm ist aus Sicht der
Verwaltung nicht zielführend. Die Haltepunkte an der heutigen Güterbahnstrecke
liegen weit abseits der Bergkamener Siedlungsbereiche. Eine Verbesserung der
Anbindung der Ortsteile Rünthe und Overberge kann damit nicht bewirkt werden.
Zudem ist das Ausfädeln und anschließende Wenden zum/am Haltepunkt
Monopol/Innenstadt für die Weiterfahrt in Richtung Hamm zeitaufwändig und daher
unattraktiv.
Während die bislang
vorliegende Studie die „verkehrliche Aufgabenstellung definiert“, erfolgt in
einer nun folgenden Machbarkeitsstudie die Konkretisierung. Gegenstand dieser
Machbarkeitsstudie ist
·
die
Ermittlung einer Vorzugsvariante für den SPNV-Anschluss Bergkamen,
·
deren
verkehrlicher und volkswirtschaftlicher Nutzen,
·
die
Möglichkeiten der Realisierung, möglicherweise auch in Teilabschnitten.
·
Erforderlich
hierzu ist für bestimmte Teilabschnitte der Neubau der Infrastruktur. Zu
untersuchen sind hier die verkehrlichen, betrieblichen und technischen
Machbarkeiten.
·
In
diesem Stadium der Planung werden zudem die Eigentümerstruktur für die in
Anspruch zu nehmenden Flächen bewertet und die erforderlichen Planverfahren
dargestellt.
Der NWL hat bereits
die notwendigen Finanzmittel für die Erstellung einer solchen Machbarkeitsstudie
für das Jahr 2022 eingeplant. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie können
voraussichtlich für Ende 22/Anfang 23 erwartet
werden.
Ergänzend:
Kurzfristige Verbesserung des Busliniennetzes
Unabhängig von der
Frage, welche der weiter zu untersuchenden Varianten anschließend weiter
verfolgt und zukünftig umgesetzt wird, ist eine Regelanbindung Bergkamens an
das SPNV-Netz nicht vor dem Jahr 2040 zu erwarten. Daher sollte aus Sicht der
Verwaltung kurzfristig - quasi als „Ersatzlösung“ – die Anbindung Bergkamens an
die umliegenden Bahnhöfe (Kamen, Lünen, Werne, Hamm/W. und Dortmund) über eine
deutliche Verbesserung des Busliniennetzes (Linienoptimierung, Taktverdichtung,
etc.) erreicht werden. Dabei sollen auch On-Demand-Angebote als flexible Alternativ
geprüft werden. Auf Antrag der CDU hat der Rat am 25.11.2021 die Erstellung
eines entsprechenden Mobilitätskonzeptes beschlossen. Haushaltsmittel stehen
zur Verfügung.
Die Förderung
dieser Busanbindungen als „Überbrückungslösung“ soll gemeinsam mit dem Kreis
Unna und dem Zweckverband Mobilität Ruhr-Lippe eruiert werden. Entsprechendes
sollte bei der anstehenden Neuaufstellung/Fortschreibung des Nahverkehrsplans durch den Kreis Unna
berücksichtigt werden.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1. Das Deckblatt
2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
Der Bürgermeister In Vertretung Ulrich Beigeordneter und Stadtkämmerer |
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Amtsleiter Reichling |
Sachbearbeiterin Reumke |
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