Betreff
Gebäudegruppe Spritzenhaus und Leichenwagenhalle in Heil
hier: Unterschutzstellungsverfahren nach DSchG Nordrhein-Westfalen
Vorlage
12/0322
Aktenzeichen
bu-ger
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Bauen und Verkehr nimmt den Bericht der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Sachdarstellung:

 

In einem vereinfachten Flurbereinigungsverfahren nach § 86 FlurbG ist die Stadt Bergkamen Ende 2020 Eigentümerin des Spritzenhauses Heil sowie der benachbarten Leichenwagenhalle geworden. Dieses Flurbereinigungsverfahren steht im Zusammenhang mit der Lippe-Renaturierung und war erforderlich, da auch gerichtlich keine Rechtsnachfolger der beiden Grundstücke inklusive Gebäude festgestellt werden konnten.

 

Damit erlangte die Stadt Bergkamen Eigentum an zwei geschichtlich und baukulturell interessanten und wichtigen Gebäuden. Diese wurden am 13.09.2021 gemäß § 3 DSchG NRW in die Denkmalliste der Stadt Bergkamen eingetragen und damit unter Denkmalschutz gestellt. Die Unterschutzstellung erfolgte im Benehmen mit der zuständigen Fachbehörde in Denkmalangelegenheiten, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe –Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen. Das in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bergkamen erarbeitete Gutachten gem. § 22 Abs. 3 zum Denkmalwert gem. § 2 DSchG NRW liegt als Anlage der Vorlage bei.

 

Das als Fachwerkgebäude mit Backsteinausfachung errichtete Spritzenhaus wurde im Jahr 1827 von der Heiler Bauernschaft errichtet. Zur damaligen Zeit bot das Spritzenhaus einen trockenen Unterstand für die Feuerspritze der Dorfgemeinschaft. Die dazugehörigen Löschschläuche konnten im hoch aufragenden Turm des Gebäudes aufgehängt und getrocknet werden. Bis zum Jahr 1963 wurde die Feuerspritze in dem Spritzenhaus aufbewahrt. Auch der im Jahr 1900 gebaute Spritzenwagen befand sich noch bis zum Jahr 1960 im Spritzenhaus. Nach einer Restaurierung durch die Feuerwehr im Jahr 2010 wurde dieser an seinen alten Standort ins Spritzenhaus zurückgebracht.

 

Das in die Jahre gekommene Spritzenhaus war lange Zeit dem Verfall preisgegeben und befand sich in einem maroden Zustand. Um dem Verfall entgegenzuwirken wurde das Spritzenhaus im Zeitraum von 2006 bis 2010 von der Heiler Dorfgemeinschaft mit Unterstützung der Stadt Bergkamen und der Feuerwehr restauriert, damit das für die Dorfgemeinschaft bedeutende historische Spritzenhaus erhalten werden konnte. Trotz einiger Veränderungen im Rahmen der Sanierung ist das Spritzenhaus heute noch weitestgehend im Originalzustand erhalten.

 

Die in Fachwerkkonstruktion mit Backsteinausfachung errichtete historische Leichenwagenhalle der Heiler Bauernschaft ist auf Mitte des 19. Jahrhunderts datiert und somit bautechnisch jünger als das benachbarte Spritzenhaus. Als ungewöhnlich zu bezeichnen ist die Lage der Leichenwagenhalle, da sich diese nicht wie üblicherweise am Rande eines Friedhofes, sondern mitten in der Bauernschaft befindet. Dadurch war das Gebäude in seiner Funktion besonders bedeutsam für die Einwohner der Bauernschaft. Der Platz zwischen dem Spritzenhaus und der Leichenwagenhalle diente der Dorfgemeinschaft als zentraler Treffpunkt.

 

Bei dem Spritzenhaus inkl. Dach und Spritzenwagen sowie der Leichenwagenhalle inkl. Bodenbelag und Dach handelt es sich um Zeitzeugnisse von ortsgeschichtlicher Bedeutung. Beide Gebäude sind wichtige Zeugnisse der Entwicklung der Brandbekämpfung und der damaligen Arbeits- und Lebensverhältnisse der Heiler Dorfgemeinschaft aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die zentrale Lage der Gebäude an der platzartig verdichteten Dorfstraße und die regelmäßig stattfindenden Feuerwehrübungen im Spritzenhaus prägten maßgeblich das Dorfleben und stärkten die Dorfgemeinschaft. Auch das Siedlungsbild wird, trotz der bescheidenen Größe der Gebäude, durch das Spritzenhaus und die benachbarte Leichenwagenhalle bedeutend geprägt, da die beiden Gebäude maßgeblich zum Gesicht der Bauernschaft beitragen. Bei dem Spritzenhaus handelt es sich um das älteste erhaltene Beispiel seiner Art in Westfalen. Die Sanierung in 2010 ist durch die Verwendung der ursprünglichen Materialien und den Verbleib am historischen Standort sach- und fachgerecht ausgeführt worden und mindert den bauhistorischen Wert nicht wesentlich. Die Leichenwagenhalle ist, insbesondere durch ihre ungewöhnliche Lage, ein Zeugnis der damaligen Arbeits- und Lebensverhältnisse in Heil. Beide Gebäude haben maßgeblich zur Verbesserung der damaligen infrastrukturellen Situation in der Siedlung beigetragen.

Die beiden Gebäude sind somit bedeutend für die Geschichte der Dorfsiedlung. Die Erhaltung trägt zur Identifizierung der Bewohner mit ihrem Dorfteil bei. Sie ist auch eine Anerkennung der Leistung der Vereinsgemeinschaft Heil, die sich bisher für die Erhaltung eingesetzt hat. Die Erhaltung ist zudem geeignet historische Bezüge zur Entstehung der Stadt zu vermitteln.

 

Die Leichenwagenhalle ist aktuell als Garage vermietet, während das Spritzenhaus vereinzelt bei Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkten durch die Dorfgemeinschaft Heil genutzt wird. Die vorhandenen Nutzungen sollen nicht verändert werden, wobei eine intensivere Nutzung der Gebäude inkl. Platz durch die Dorfgemeinschaft Heil denkbar ist. Eine Nutzung des Gebäudeensembles und des vorgelagerten Platzes durch die Gemeinschaft wäre eine gute Möglichkeit einen Teil der Dorfgeschichte Bergkamen Heils anschaulich für künftige Generationen zu verdeutlichen. Da durch die Unterschutzstellung der Erhalt des Bauwerks über die Vorschriften des Denkmalschutzgesetztes sichergestellt ist, könnte neben der Vermietung auch über den Verkauf der Leichenwagenhalle an einen Dritten nachgedacht werden.

 

Grundsätzlich besteht aktuell kein Umbau- bzw. Sanierungsbedarf der Gebäude. Zu einem späteren Zeitpunkt können mittel- bis langfristig Fördermittel zur Aufwertung des Ensembles eingesetzt werden.

 

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung

3. 1 Anlage

 

 

 

 

 

Der Bürgermeister

In Vertretung

 

 

 

Dr.-Ing. Peters

Erster Beigeordneter

 

 

Amtsleiter

 

 

 

 

Reichling

Sachbearbeiterin

 

 

 

 

Busch