Betreff
Situationsbericht zu den Offenen Ganztagsschulen
Vorlage
11/0913
Aktenzeichen
kry-kü
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Schule, Sport und Weiterbildung der Stadt Bergkamen nimmt die Vorlage der Verwaltung, Drucksache Nr. 11/0913, zur Kenntnis.

 

 

Sachdarstellung:

 

 

1. Ausgangslage

 

Der Ausschuss für Schule, Sport und Weiterbildung hat sich in der Vergangenheit regelmäßig mit der Offenen Ganztagsschule (OGS) befasst und die Einführung von der ersten Beschlussfassung bis zum laufenden Betrieb regelmäßig begleitet. Es ist über die Entwicklung der Schülerzahlen und über eine Elternbefragung berichtet worden. Die Satzung für die Erhebung der Beiträge hat der Rat der Stadt Bergkamen verabschiedet - letztmalig am 14.06.2016 - Drucksache Nr. 11/0597.

 

Die Einrichtung von OGS ist im Schulgesetz NRW geregelt. Im § 9 Abs. 3 SchulG NRW heißt es, dass der Schulträger mit Trägern der öffentlichen und der freien Jugendhilfe und anderen Einrichtungen die Bildung und Erziehung fördern, eine weitergehende Zusammenarbeit vereinbaren kann, um außerunterrichtliche Angebote (Offene Ganztagsschule) vorzuhalten. Details dazu sind in den entsprechenden Erlassen geregelt. Diese treffen Aussagen zu folgenden Bereichen:

 

- Einrichtungsverfahren

- Zeitrahmen und Öffnungszeiten

- Infrastruktur und Organisation

- Personal

- Elternbeiträge

 

In Bergkamen sind die ersten drei OGS bereits zum Schuljahr 2004/05 eingerichtet worden. Es handelte sich damals um die Pfalzschule in Bergkamen-Weddinghofen, die Jahnschule in Bergkamen-Oberaden und die A.-Schweitzer-Förderschule, ebenfalls in Bergkamen-Oberaden.

 

Zwischenzeitlich waren an acht Grundschulen und der Förderschule in Bergkamen eine OGS eingerichtet. Nach demographiebedingter Schließung von zwei Grundschulen sind heute noch an sechs von sieben Grundschulen OGS eingerichtet. Die Schillerschule verfügt über keine OGS, da die Elternnachfrage bisher nicht so eindeutig war. Die Schule ist von rund 60 Schulen im Primarbereich im Kreis Unna die einzige, die keine OGS hat.

Die Arbeit an den Schulen mit den Schülerinnen und Schülern im Offenen Ganztag ist in der Zwischenzeit fester Bestandteil des Schullebens geworden.

 

Träger ist an vier Schulen die Bildung und Lernen gGmbH, eine Tochter der AWO, an einer Schule der evangelische Kirchenkreis und an einer Schule die Ev. Friedenskirchengemeinde. Seit Gründung ist es hier zu keinem Wechsel der Träger gekommen.

 

Zusätzlich zur OGS wird an allen Grundschulen die sogenannte "Verlässliche Grundschule" angeboten. Hier ist die Betreuung der Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur sechsten Unterrichtsstunde gewährleistet. Die Ferien sind in dem Fall ausgenommen. Ein Mittagessen wird in der Verlässlichen Grundschule nicht angeboten.

 

 

2. Situation im Einzelnen an den Offenen Ganztagsschulen

 

Bergkamen ist 2004 damit angetreten, an allen Schulen eine OGS einzurichten, wenn eine entsprechende Nachfrage seitens der Eltern besteht. Einigkeit bestand darüber, dass den Schülerinnen und Schülern für den Nachmittagsbereich gesonderte Räume zur Verfügung gestellt werden müssen. Im längsten Fall sind die Kinder von 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr in der Schule. Diese Zeit können sie nicht nur in Räumen zubringen, die als Klassenraum genutzt werden. Für den "Freizeitbereich" werden Räume zum Spielen, aber auch zum "sich zurückziehen" benötigt.

 

Ein Engpassfaktor ist immer der Speiseraum. Alle Schülerinnen und Schüler nehmen am Mittagessen teil. Wenn der Speisraum über 25 Plätze verfügt, die OGS aber von 75 Kindern besucht wird, muss in drei Schichten gegessen werden. Das ist möglich, weil die Kinder zu unterschiedlichen Zeiten Schulschluss haben und in die OGS kommen. Haben aber z. B. 40 Kinder um 12:30 Uhr Schulschluss, können nur 25 essen und die anderen müssen bis 13:15 Uhr warten. Sind aber mehr als 75 Kinder in der OGS angemeldet, geht das mit dem Essen nicht mehr. Noch einen vierten Essenstermin kann die OGS nicht anbieten. Zum einen wird das zu spät und zum anderen bringt das den Ablauf mit den Hausaufgaben und den Qualitätsangeboten durcheinander.

 

Ein Musterraumprogramm für den Offenen Ganztag gibt es genauso wenig, wie es verbindliche Qualitätsanforderungen gibt. Es bleibt jedem Schulträger selbst überlassen, Räume in ausreichender Anzahl und Größe zur Verfügung zu stellen.

Nach den Erfahrungen in Bergkamen bzw. in den Nachbarkommunen kann aber bei einer zweizügigen Grundschule von einem Raumbedarf in einer Größenordnung von 300 qm und bei einer dreizügigen Schule von rund 410 qm ausgegangen werden. Es werden zwei bis drei Räume als Spiel- und Aufenthaltsräume benötigt. Diese sollten Klassenraumgröße haben. Weiterhin wird ein Speiseraum von 80 bis 120 qm benötigt. Nebenräume für die Küche, ein Lager und ein Büro für die OGS-Leitung werden in einer Größenordnung von 60 - 75 qm benötigt.

 

Im Folgenden wird die Situation an den sechs Grundschulen mit OGS im Einzelnen betrachtet:

 

2.1. G.-Hauptmann-Schule

 

Die OGS an der G.-Hauptmann-Schule ist im Schuljahr 2006/07 eingerichtet worden. Errichtet wurde sie für eine Gruppe, also rund 25 Schülerinnen und Schüler. Seinerzeit war ein Umbau in der Schule möglich. Das Gebäude ist mit der Erweiterung aus dem Jahr 1996 für insgesamt bis zu fünf Parallelklassen ausgelegt gewesen. Im laufenden Schuljahr 2016/17 besuchen noch 278 Schülerinnen und Schüler die Schule. Es sind im 1. Jahrgang zwei Züge und in den anderen drei Jahrgängen jeweils drei Züge gebildet worden. Aufgrund dieser demographischen Entwicklung war eine Unterbringung der OGS im bestehenden Gebäude möglich. Die OGS nutzt aktuell zwei Räume als Spiel- und Aufenthaltsraum im Obergeschoss des Erweiterungsbaues. Auf der Etage befinden sich ebenfalls eine kleine Küche und ein Speiseraum.

 

Nach der amtlichen Schulstatistik vom September 2016 besuchen 54 Schülerinnen und Schüler die OGS und weitere sechs Schülerinnen und Schüler die Verlässliche Grundschule. Für das kommende Schuljahr 2017/18 liegen 85 konkrete Anmeldungen vor.

 

Zusammen mit der Schulleiterin Frau Hoppe und der Leiterin der OGS, Frau Konrad, ist nach Lösungsmöglichkeiten gesucht worden, den zusätzlichen Schülerinnen und Schüler pädagogisch ansprechende Räumlichkeiten zu bieten.

Im Mai ist damit begonnen worden, für die zwei Klassen, die sich noch im Erdgeschoss des Erweiterungsbaues befinden, andere Räume im Schulgebäude herzurichten. Dies wird bis zum Ende des Schuljahres gelungen sein. Durch Umorganisation im Gebäude - verbunden mit kleineren Umbauarbeiten - konnten zwei Klassenräume zur Verfügung gestellt werden. Der Leseraum musste dafür aber z. B. in das Untergeschoss ausweichen. Als Nebeneffekt konnten zwei kleinere Gruppenräume errichtet werden, die speziell für den Unterricht von Kindern im Gemeinsamen Lernen oder GoIn-Kindern dienen.

Durch diese Umbauten ist es möglich, zukünftig bis zu 100 Schülerinnen und Schüler in der OGS aufzunehmen.

 

2.2. Jahnschule

 

Die OGS an der Jahnschule ist als eine der ersten im Jahr 2004/05 errichtet worden. An der Schule wurde seit einigen Jahren ein ehemaliges Lehrschwimmbecken nicht mehr genutzt. Dieses konnte so umgebaut werden, dass zwei größere Gruppenräume und eine Küche entstanden. Von den Investitionskosten her war dieser Umbau, der aber auf zwei Gruppen, also rund 50 Schülerinnen und Schüler ausgelegt war, mit knapp 400.000,00 € am kostenintensivsten.

 

Insgesamt wird die OGS zwischenzeitlich von 77 Schülerinnen und Schülern besucht. Weitere 62 Schülerinnen und Schüler besuchen die Verlässliche Grundschule. Für diese Anzahl an Kindern reichen die geschaffenen Räume nicht mehr aus. Übergangsweise werden kleinere Räume im Kellergeschoss mitgenutzt. Dies ist sicherlich als pädagogisch nicht optimal zu bezeichnen.

 

Die Lösung der räumlichen Probleme an der Schule wird sich ergeben, wenn die Grundschullandschaft in Bergkamen-Oberaden insgesamt neu aufgestellt wird. Auf alle Fälle ist im Rahmen dieser Betrachtungen darauf zu achten, dass auch für die OGS ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.

 

2.3. Preinschule

 

Die OGS an der Preinschule hat im Schuljahr 2006/07 ihren Betrieb aufgenommen. Sie ist für eine Gruppe ausgelegt. Genutzt werden die Räume im Erdgeschoss des sogenannten Musikschultraktes. Die Musikschule musste mit Errichtung der OGS auf die Räume im Obergeschoss ausweichen.

Wie an allen Offenen Ganztagsschulen sind die Zahlen der Schülerinnen und Schüler, die von ihren Eltern angemeldet werden, stark gestiegen. So besuchen im laufenden Schuljahr 51 Schülerinnen und Schüler die OGS an der Preinschule. Weitere 27 Schülerinnen und Schüler sind in der Verlässlichen Grundschule angemeldet.

 

Auch wenn die Preinschule zahlenmäßig die kleinste OGS ist und die räumlichen Probleme lange nicht so extrem sind wie an den anderen Schulen, wird es auf Dauer absehbar sein, dass die Räume nicht ausreichen. Aber hier gilt das Gleiche wie an der Jahnschule. Mit Neuaufstellung der Grundschullandschaft in Bergkamen-Oberaden soll das Raumproblem der OGS längerfristig gelöst werden.

 

2.4. Frh.-v.-Ketteler-Schule

 

Im Jahr 2006/07 ist die OGS an der Frh.-v.-Ketteler-Grundschule in Bergkamen-Rünthe in Betrieb gegangen. Untergebracht ist sie in dem Gebäudeteil, in dem auch die Verwaltung ist. Im Wesentlichen sind zwei Räume in der Größe von normalen Klassenräumen errichtet worden, einer aber abgeteilt mit einer Küche. Dieser wird als Speiseraum benutzt. Errichtet worden ist die OGS für 1 Gruppe. Aktuell werden 63 Schülerinnen und Schüler beschult. Um die zusätzlichen Kinder unterbringen zu können, sind in der Vergangenheit schon kleinere Umbauarbeiten durchgeführt worden. Ein weiterer Anstieg der zu betreuenden Schülerinnen und Schülern kann in den vorhandenen Räumen nicht verkraftet werden.

Zu den 63 Schülerinnen und Schülern in der OGS kommen 90 Schülerinnen und Schüler in der Verlässlichen Schule. Die Betreuung dieser Kinder findet vorwiegend in einem Pavillon auf dem Schulgelände statt.

Eine Nutzung von freien Wohnungen im Dachgeschoss scheidet nach Rückmeldung durch die Bauordnung aus. Die Anforderungen an den Brandschutz wären nur mit einem unverhältnismäßigem Kostenaufwand zu realisieren.

 

2.5. Pfalzschule

 

Nach der Overberger Grundschule hat die OGS an der Pfalzschule sicherlich mit den größten Raumproblemen zu kämpfen. Errichtet im Schuljahr 2004/05 für zwei Gruppen, besuchen im laufenden Schuljahr zum Stichtag genau 100 Schülerinnen und Schüler die OGS. Dies sind doppelt so viele wie ursprünglich einmal geplant. Weitere 69 Schülerinnen und Schüler kommen in der Verlässlichen Grundschule hinzu. Erschwerend kommt hinzu, dass die OGS mitten im Schulgebäude angesiedelt ist. Es hat sich gezeigt, dass eine Anordnung in einem Seitentrakt bzw. einem Anbau wesentlich vorteilhafter ist, Dies gilt z. B. dann, wenn die ersten Kinder in der OGS sind.

 

Das Schulgebäude selbst ist für eine dreizügige Schule konzipiert. Die Schule ist auch dreizügig, so dass keine freien Räume zur Verfügung stehen. Auch Räume z. B. in dem benachbarten Jugendheim stehen auf Dauer nicht verlässlich zur Verfügung.

In einem ersten Schritt wird durch das Amt für Bauberatung, Bauordnung und Hochbau zurzeit geprüft, ob ein Gebäudetrakt aufgestockt werden kann oder ein Erweiterungsbau an den mittleren Bauabschnitt angebaut werden kann. Dann könnte der südliche Bauteil ausschließlich durch die OGS genutzt werden und in den neu errichteten Räumen könnten Klassen untergebracht werden. Eine Absprache mit der Schulleiterin und der Leiterin der OGS ist getroffen.

 

Sobald eine Aussage zu den Möglichkeiten getroffen werden kann, werden entsprechende Vorlagen für den Ausschuss für Schule, Sport und Weiterbildung sowie den Rat der Stadt Bergkamen geschrieben.

 

2.6. Overberger Schule

 

Die OGS an der Overberger Schule ist zum Schuljahr 2006/07 eingerichtet worden. Indem eine offene Pausenhalle geschlossen und die Toilettenanlage etwas verändert worden ist, konnte Platz für eine Gruppe geschaffen werden. Im laufenden Schuljahr 2016/17 besuchen 78 Schülerinnen und Schüler die OGS und 68 die Verlässliche Grundschule. Das sind dreimal so viele Kinder wie ursprünglich geplant. Ein benachbarter Klassenraum wird mittlerweile ausschließlich als Raum für die OGS genutzt. Die Schule benötigt ihn aber eigentlich zur Differenzierung von Kindern mit Migrationshintergrund (Sprachförderunterricht) bzw. Kindern im Gemeinsamen Lernen.

Da insbesondere die Einnahme des Mittagessens für alle Schülerinnen und Schüler in den Räumen der OGS nicht mehr möglich ist, gehen die Erstklässler zum Mittagessen in die benachbarte städtische Kindertagesstätte. Hierbei kann es sich aber nur um eine Übergangslösung handeln.

 

Über die Situation ist in einer Vorlage an den Rat der Stadt Bergkamen - Drucksache Nr. 11/0795 - für die Sitzung am 15.12.2016 ausführlich berichtet worden. Der Rat hat außerplanmäßig Mittel in Höhe von 1,3 Mio. € für die Erweiterung der OGS zur Verfügung gestellt.

Nachdem Klarheit mit allen Anliegern geschaffen worden ist, kann im Juni mit den konkreten Planungen und daran anschließend mit der Errichtung des Erweiterungsbaues begonnen werden.

 

 

3. Zusammenfassung und Ausblick

 

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die OGS in Bergkamen über Jahre hinweg gut angenommen werden. Die Nachfrage ist seit der Einrichtung vor über 10 Jahren stetig gestiegen, obwohl die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen insgesamt gesunken ist. In den vergangenen Jahren konnte in enger Abstimmung mit den Schulleitungen und den Leitungen der OGS insbesondere durch organisatorische Änderungen in den Schulgebäuden einiges aufgefangen werden. Jetzt sind aber Grenzen erreicht, die nur noch durch größere bauliche Veränderungen aufgehoben werden können. Dies ist vor allem dann notwendig, wenn eine pädagogisch sinnvolle Übermitttagbetreuung angeboten werden soll.

Mit den aufgezeigten Maßnahmen lassen sich an den meisten Schulen Lösungen finden, die für die nächsten Jahre die Situation deutlich verbessern. Voraussetzung ist aber, dass die Nachfrage relativ konstant bleibt.

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

 

1. Das Deckblatt

2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung

 

 

Der Bürgermeister

In Vertretung

 

 

 

 

Busch

Beigeordnete

 

 

Amtsleiter

 

 

 

 

Kray