Betreff
Teilnahme am Landesprogramm JeKits
Vorlage
11/0243
Aktenzeichen
jo-wz
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Kulturausschuss nimmt die Vorlage der Verwaltung zur Kenntnis und befürwortet eine Bewerbung der Stadt Bergkamen zur Fortsetzung des JeKi Programms durch das Programm JeKits. 

 

Sachdarstellung:

 

Das Programm Jedem Kind ein Instrument wurde im Jahr 2007 von der Kulturstiftung des Bundes, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e.V. unter Beteiligung der Kommunen des Ruhrgebiets, privater Förderer und der teilnehmenden Familien als Kooperationsprojekt der Kulturhauptstadt RUHR.2010 initiiert. Seit dem Schuljahr 2011/12 wird JeKi allein durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen gefördert.

Der Name ist Programm: Jedem Grundschulkind des Ruhrgebiets soll die Möglichkeit offen stehen, ein Musikinstrument zu erlernen, das es sich selbst ausgesucht hat. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame Musizieren der Kinder – von der ersten bis zur vierten Klasse.

JeKi wurde über einen Zeitraum von vier Jahren im Ruhrgebiet implementiert. Der Regionalverband Ruhr (RVR) umfasst insgesamt 53 Kommunen. Zum Ende der Aufbauphase bis 2011 wuchs die Anzahl der beteiligten Kommunen auf einen Bestand von 42 an. JeKi startete im Schuljahr 2007/08 mit rund 7.000 Erstklässlern. Zum Ende der Aufbauphase nahmen

bereits rund 55.000 Kinder im Ruhrgebiet am Programm teil.

 

 

*Quelle: Stiftung Jedem Kind Instrument (Stand Februar 2014)

In Bergkamen sind in den Schuljahren 2007/08 bis 2009/10 alle Grundschulen in das Programm eingestiegen. Mit dem Schuljahr 2010/11 wurde auch die Sonnenschule, Förderschule des Kreises Unna, in Kamen in das Programm aufgenommen und wird durch Lehrkräfte der Musikschule Bergkamen versorgt. Die nachfolgenden Zahlen basieren auf den derzeit 9 Grundschulen in Bergkamen exklusive Sonnenschule.

 

 

Schüler 1. Klasse

Schüler 2. Klasse

Schüler 3. Klasse

Schüler 4. Klasse

Schüler gesamt

Anzahl beteiligter Grundschulen

Schuljahr 2011/12

465

287

129

58

939

9

Schuljahr 2012/13

412

288

123

67

890

9

Schuljahr 2013/14

404

211

100

71

786

9

Schuljahr 2014/15

434

171

86

53

744

9

 

Es gelingt bei der Durchführung des Programms in Bergkamen, auch Kinder mit Musik in Berührung zu bringen, die aus eher bildungsfernen Familien stammen. Im Schuljahr 2013/14 nahmen 138 Kinder die Entgeltbefreiung aus sozialen Gründen in Anspruch. Das entspricht einem Anteil von 36,13%. Die Entgeltbefreiungen werden zu 100% aus Mitteln der Stiftung Jedem Kind ein Instrument getragen.

 

Aus JeKi wird JeKits – Jedem Kind Instrumentalspiel, Tanzen, Singen

JeKi ist ein Bildungsprogramm für das Ruhrgebiet. Seit 2010 hatten zusätzlich auch Kommunen außerhalb des Ruhrgebiets die Möglichkeit, an JeKi angelehnte Modelle als Pilotprojekte gefördert zu bekommen.

Nach der Regierungsbildung bekam die Landesregierung den Auftrag, eine Ausweitung des Programms auf ganz NRW zu prüfen und einzuleiten. Anfang November 2014 fiel ein entsprechender Kabinettsbeschluss zur landesweiten Ausdehnung. Auf Grundlage der Erfahrungen aus dem JeKi-Programm im Ruhrgebiet wurde ein Programm entwickelt, das allen Kommunen in NRW die Möglichkeit zur Teilhabe eröffnet und die Sparten Tanzen und Singen einbezieht. Damit wurde gleichzeitig eine unbefristete Weiterführung und Förderung des Programms sicher gestellt.

JeKits beginnt mit dem Schuljahr 2015/16. Die bereits an JeKi beteiligten Kommunen im Ruhrgebiet erhalten dabei Bestandsschutz, d.h. Musik- und Grundschulen, die auch an JeKits teilnehmen möchten, wird dies auch ermöglicht werden. Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2014/15 mit JeKi begonnen haben, werden während ihrer Grundschulzeit unter alten Bedingungen JEKi-Unterricht erhalten. Das Programm JeKi läuft somit im Ruhrgebiet im Sommer 2018 aus. Gleichzeitig gibt es für die Ruhrgebietskommunen Übergangsregelungen bei der Umstellung auf  JeKits, so dass das JeKits-Modell schließlich mit dem Schuljahr 2018/19 auch im Ruhrgebiet umgesetzt wird.

JEKI / JEKits

 

Vergleich JeKi und JeKits

Wesentliche Elemente der Programme im Bereich Instrumentalspiel sind identisch:

·         Beginn mit einem Eingangsjahr mit Grundlagenbildung im Klassenverband

·         Instrumentalwahl im Anschluss an das Eingangsjahr

·         Gruppenunterricht auf dem gewählten Instrument

Neuerungen in JeKits sind

·         Ensemble / Großgruppe von Beginn an, d.h. zusätzlich zu der Instrumentalstunde in der Kleingruppe gibt es eine weitere Unterrichtsstunde in der Großgruppe (vergleichbar zum Ensemble Kunterbunt (JeKi) ab der 3. Klasse)

·         Reduzierung des Instrumentenkanons; es müssen nicht mehr bis zu 17 verschiedene Instrumente angeboten werden.

·         Tanzen und Singen findet analog in zwei Stunden / Woche statt. Singen in Klein- und Großgruppe (Chor), Tanzen jeweils in der gleichen Gruppe

Das Programm JeKits ist grundsätzlich auf zwei Jahre ausgelegt. Über Folgeangebote in und mit den Grundschulen in eigener Verantwortung der Städte und Musikschulen ist zu einem späteren Zeitpunkt zu entscheiden.

 

Rückmeldungen der kooperierenden Grundschulen

Alle Bergkamener Grundschulen haben schriftlich ihren Wunsch an einer Teilnahme am Folgeprogramm JeKits mit dem Programmschwerpunkt Instrumentalspiel erklärt.

Aufgrund des prognostizierten großen Teilnahmeinteresses an JeKits von Schulen außerhalb des Ruhrgebiets wird damit gerechnet, dass bei einer Nichtbewerbung als Bestandskommune für das Schuljahr 2015/16 in zukünftigen Schuljahren eine Bewerbung keinen Erfolg hat.

 

Finanzielle Auswirkungen:

Im Folgenden wird jeweils eine Betrachtung der finanziellen Situation bei einer Teilnahme und einer Nichtteilnahme an JeKits vorgenommen.

Dabei sind die nachfolgenden Punkte zu berücksichtigen:

 

  • Ein Großteil der derzeit in JeKi unterrichteten Unterrichtsstunden wird von unbefristet Beschäftigten erteilt, die auch nach einem Auslaufen des Programmes und dem damit verbundenen Wegfall der Fördermittel weiter im Dienst der Stadt Bergkamen stehen.

 

  • JeKi hat einen Großteil der musikalischen Erziehung von Kindern im Grundschulalter übernommen. Dies weisen auch die nachfolgenden Daten zum Zeitraum 2007 bis 2014 auf:

 

Eckdaten Zeitraum 2007 bis 2014:

Schülerzahlen Kernbereich sinken von 943 auf 642

(davon im Grundschulalter von 340 auf 172)

Belegungen im Kernbereich sinken von 1005 auf 763

(davon Elementarbereich von 248 auf z. Z. 72)

 

Stundenvolumen:

Stundenvolumen gesamt sinkt von 525 auf 379 Jahreswochenstd. (also auf 72 %)

Elementarbereich von 45 auf 12 JWStd. (also auf 27 %)

Instrumentalunterricht von 454 auf 352 JWStd. (also auf 78 %)

Orchester- und Ensembleunterricht sinkt von 26 auf 15 JWStd. (also auf 58 %)

 

Wenn Grundschüler nicht mehr über Jeki/Jekits versorgt werden könnten, wird mit einem langsamen Anstieg der Jahreswochenstunden im Kernbereich um mindestens 80 JWStd. gerechnet (davon ca. 25 im Elementarbereich).

 

 

  • 1. Beispiel: Schuljahr 2015/16 – Vergleich Teil-/Nichtteilnahme an JeKits

Im Schuljahr 2015/16 wird bei einer Teilnahme an JeKits eine Jahreswochenstundenzahl von 92,67 prognostiziert. Unterstellt man bei einer Nichtteilnahme an JeKits einem Einsatz der festangestellten Musikschullehrer im Kernbereich der Musikschule anstatt im Bereich JeKi/JeKits, würden diese die derzeit dort beschäftigten Honorarkräfte verdrängen. Abgesehen von den pädagogischen Auswirkungen (z.B. Lehrerbindung, verknüpft mit ggf. zu erwartenden Abmeldungen), hätte dies exemplarisch bei einer vollständigen Verlagerung der beispielsweise prognostizierten geförderten 92,67 Unterrichtswochenstunden für das Schuljahr 2015/16 die nachfolgenden Auswirkungen:

 

 

Gruppendurchschnitt:

Elementarbereich: 5,5 Kinder je JWStd.

Instrumentalunterricht: 1,7 Schüler je JWStd.

 

Entgelteinnahmen:

Sozialermäßigung: 3,14 %

Geschwisterermäßigung: 8,66 %

(Hier soll mit abgerundet 10 % gerechnet werden)

 

Einnahmen Instrumentalunterricht je JWStd.:

874,80 € (je U.-Std bei 81,00 € mtl. Entgelt)

 

Einnahmen Elementarbereich je JWStd.:

1.202,85 € (bei 5,5 Belegung u. 20,25 € mtl. Entgelt)

 (Der Anteil der Elementarkurse betrug zu Beginn des JeKi-Programmes noch knapp 9 %, zur Zeit weniger als 3 %)

 

Kosten Jahreswochenstunde:

Tariflehrer z. Z. (2015/16)                                           1.815,00 €

Honorarlehrer z. Z.                                                      1.080,00 € (incl. Nebenkosten)

92,67 JWStd. Tariflehrer                                 =          168.196,05 €

92,67 JWStd. Honorarlehrer                           =          100.083,60 €

 

Einnahmen JeKi/JeKits:

92,67 JWStd. (Entgelt und Förderung)                       145.631,00 €

 

Einnahmen Entgelte Kernbereich:

92,67 JWStd., aufgeteilt auf 91 % Instrumentalunterricht und 9 % Elementarkurse (realistische Aufteilung):

 

84,34 JWStd. Instrumentalunterricht, Entgelt:            73.780,63 €

8,34 JWStd. Elementarunterricht, Entgelt:                 10.031,77 €

Insgesamt                                                                  83.812,40 €

 

 

Unterrichten die Tariflehrer im Bereich JeKi/Jekits und die Honorarlehrer im Kernbereich, besteht ein Zuschussbedarf von:

 

92,67 JWStd. Tariflehrer                                 =          168.196,05 €

92,67 JWStd. (Entgelt und Förderung)           =          145.631,00 €

Summe                                                                         22.565,05 €

 

92,67 JWStd. Honorarlehrer                           =          100.083,60 €

92,67 JWStd. Entgelte Kernbereich               =            83.812,40 €

Summe                                                                         16.271,20 €

 

Gesamtsumme                                                            38.836,25 €

Bei der Annahme, die Beschäftigten hingegen im Kernbereich einzusetzen, beträgt der Zuschussbedarf trotz Wegfall der JeKi/JeKits-Stunden

92,67 JWStd. Tariflehrer                                 =          168.196,05 €

92,67 JWStd. Entgelte Kernbereich               =            83.812,40 €

Summe                                                                         84.383,65 €

 

Differenz zugunsten JeKi/JeKits:                            45.547,40 €

 

 

  • 2. Beispiel: Schuljahr 2018/19 – Vergleich Teil-/Nichtteilnahme an JeKits

 

Für das Schuljahr 2018/19 (nach dem Auslaufen von JeKi) wird entsprechend der Einschulung 2015 im folgenden Rechenbeispiel eine Jahrgangsgröße von jeweils 18 Klassen und 411 Schülern als Grundannahme unterstellt.

 

18 Klassen ergeben im 1. JeKits-Jahr eine Fördersumme von

1,2 x 18 x 1.670,00 € =

 

36.072,00 €

 

Aus 18 Klassen lassen sich im 2. JeKits-Jahr bei einer Übergangs-

Quote von 52 % (bisherige Übergangsquote) prognostiziert 13

förderfähige Orchester bilden

1,2 x 13 x 1.670,00 € =

 

 

 

 

26.052,00 €

 

Die im 2. JeKits-Jahr zu erhebenden Teilnehmerentgelte von

23,00 €/Monat (teilweise finanziert durch das Land) ergeben

411 x 0,52 x 12 x 23 =

 

 

 

58.986,72 €

 

Dies ergibt eine Fördergesamtsumme von

 

121.110,72 €

 

 

Dem stehen die nachfolgenden Ausgaben entgegen (tatsächlicher Betrag pro Unterrichtsstunde pro Jahr inkl. angenommener Tarifsteigerung € 1.955,-).

 

1. JeKits-Jahr

18 x 1.955,00 €

 

35.190,00 €

 

2. JeKits-Jahr

13 förderfähige Orchester x 1.955,00 €

(ggf. sind 7 Lehrerstunden ausreichend)

 

 

25.415,00 €

 

36 Gruppen (411 x 0,52 / 6er-Gruppen (in JeKits vorgesehen)) x 1.955,00 €

 

70.380,00 €

 

Es ergibt sich eine Ausgabensumme von

 

130.985,00 €

 

 

 

Der geringere Zuschussbedarf im Bereich JeKits lässt sich mit dem geringeren Personalbedarf des kompakteren Programms gegenüber dem Programm JeKi begründen.

 

Unterstellt man hingegen eine Nichtteilnahme an JeKits, würden die (18 + 13 + 36 =) 67 Unterrichtsstunden der tariflich Beschäftigten (sofern möglich anstelle von Honorarkräften im Kernbereich eingesetzt) zwar Kosten von 72.360,00 € einsparen, jedoch entfiele auch der JeKits-Unterricht und die o.a. prognostizierte Fördersumme von € 121.110,72. Der Zuschussbedarf würde gegenüber einer JeKits-Teilnahme von € 8.874,28 auf € 48.750,72 steigen.

 

 

 

  • Derzeit werden festangestellte Tarifbeschäftige im Umfang von 20,67 JWStd. zur pädagogischen Aufwertung des Jeki-Programms ohne Möglichkeit der Förderung in Jeki eingesetzt. Hier besteht rein finanziell betrachtet eine Einsparmöglichkeit von derzeit zusätzlich aufgewandten weiteren € 39.362,96 (prognostiziert für 2015/16), welches letztlich bei Einsatz im Honorarbereich anstelle dort tätiger Kräfte zu einer tatsächlichen Ersparnis von € 22.323,60 führt. Dieses Einsparpotential zulasten der inhaltlichen Arbeit besteht auch bei einer weiteren Teilnahme an JeKi/JeKits. 

 

 

Fazit:

 

Der inhaltliche Erfolg von Jeki ist unbestritten. Mit dem Programm JeKits besteht die Möglichkeit, dieses unter den neuen Rahmenbedingungen fortzusetzen. Auch aus personalorganisatorischen und finanziellen Gründen empfiehlt sich eine Teilnahme.

 

 

     

 

 

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung

3. 1 Anlage

 

Der Bürgermeister

In Vertretung

 

 

 

 

Lachmann

Beigeordneter und Stadtkämmerer

 

 

Kulturreferentin

 

 

 

 

Schmidt-Apel

Leiter Musikschule

 

 

 

 

Ottjes