Beschlussvorschlag:
Der Kulturausschuss nimmt die Vorlage der Verwaltung zur Kenntnis und befürwortet eine Bewerbung der Stadt Bergkamen zur Fortsetzung des JeKi Programms durch das Programm JeKits.
Sachdarstellung:
Das Programm Jedem
Kind ein Instrument wurde im Jahr 2007 von der Kulturstiftung des Bundes, dem
Land Nordrhein-Westfalen und der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand
e.V. unter Beteiligung der Kommunen des Ruhrgebiets, privater Förderer und der teilnehmenden
Familien als Kooperationsprojekt der Kulturhauptstadt RUHR.2010 initiiert. Seit
dem Schuljahr 2011/12 wird JeKi allein durch die Landesregierung
Nordrhein-Westfalen gefördert.
Der Name ist
Programm: Jedem Grundschulkind des Ruhrgebiets soll die Möglichkeit offen
stehen, ein Musikinstrument zu erlernen, das es sich selbst ausgesucht hat. Im
Mittelpunkt steht das gemeinsame Musizieren der Kinder – von der
ersten bis zur vierten Klasse.
JeKi wurde über
einen Zeitraum von vier Jahren im Ruhrgebiet implementiert. Der Regionalverband
Ruhr (RVR) umfasst insgesamt 53 Kommunen. Zum Ende der Aufbauphase bis 2011
wuchs die Anzahl der beteiligten Kommunen auf einen Bestand von 42 an. JeKi
startete im Schuljahr 2007/08 mit rund 7.000 Erstklässlern. Zum Ende der
Aufbauphase nahmen
bereits rund 55.000
Kinder im Ruhrgebiet am Programm teil.
*Quelle: Stiftung
Jedem Kind Instrument (Stand Februar 2014)
In Bergkamen sind in
den Schuljahren 2007/08 bis 2009/10 alle Grundschulen in das Programm
eingestiegen. Mit dem Schuljahr 2010/11 wurde auch die Sonnenschule,
Förderschule des Kreises Unna, in Kamen in das Programm aufgenommen und wird
durch Lehrkräfte der Musikschule Bergkamen versorgt. Die nachfolgenden Zahlen
basieren auf den derzeit 9 Grundschulen in Bergkamen exklusive Sonnenschule.
|
Schüler
1. Klasse |
Schüler
2. Klasse |
Schüler
3. Klasse |
Schüler
4. Klasse |
Schüler
gesamt |
Anzahl
beteiligter Grundschulen |
Schuljahr
2011/12 |
465 |
287 |
129 |
58 |
939 |
9 |
Schuljahr
2012/13 |
412 |
288 |
123 |
67 |
890 |
9 |
Schuljahr
2013/14 |
404 |
211 |
100 |
71 |
786 |
9 |
Schuljahr
2014/15 |
434 |
171 |
86 |
53 |
744 |
9 |
Es gelingt bei der
Durchführung des Programms in Bergkamen, auch Kinder mit Musik in Berührung zu
bringen, die aus eher bildungsfernen Familien stammen. Im Schuljahr 2013/14
nahmen 138 Kinder die Entgeltbefreiung aus sozialen Gründen in Anspruch. Das
entspricht einem Anteil von 36,13%. Die Entgeltbefreiungen werden zu 100% aus
Mitteln der Stiftung Jedem Kind ein Instrument getragen.
Aus JeKi wird JeKits – Jedem Kind
Instrumentalspiel, Tanzen, Singen
JeKi ist ein
Bildungsprogramm für das Ruhrgebiet. Seit 2010 hatten zusätzlich auch Kommunen
außerhalb des Ruhrgebiets die Möglichkeit, an JeKi angelehnte Modelle als
Pilotprojekte gefördert zu bekommen.
Nach der
Regierungsbildung bekam die Landesregierung den Auftrag, eine Ausweitung des
Programms auf ganz NRW zu prüfen und einzuleiten. Anfang November 2014 fiel ein
entsprechender Kabinettsbeschluss zur landesweiten Ausdehnung. Auf Grundlage
der Erfahrungen aus dem JeKi-Programm im Ruhrgebiet wurde ein Programm
entwickelt, das allen Kommunen in NRW die Möglichkeit zur Teilhabe eröffnet und
die Sparten Tanzen und Singen einbezieht. Damit wurde gleichzeitig eine
unbefristete Weiterführung und Förderung des Programms sicher gestellt.
JeKits beginnt mit
dem Schuljahr 2015/16. Die bereits an JeKi beteiligten Kommunen im Ruhrgebiet
erhalten dabei Bestandsschutz, d.h. Musik- und Grundschulen, die auch an JeKits
teilnehmen möchten, wird dies auch ermöglicht werden. Schülerinnen und Schüler,
die im Schuljahr 2014/15 mit JeKi begonnen haben, werden während ihrer
Grundschulzeit unter alten Bedingungen JEKi-Unterricht erhalten. Das Programm
JeKi läuft somit im Ruhrgebiet im Sommer 2018 aus. Gleichzeitig gibt es für die
Ruhrgebietskommunen Übergangsregelungen bei der Umstellung auf JeKits, so dass das JeKits-Modell
schließlich mit dem Schuljahr 2018/19 auch im Ruhrgebiet umgesetzt wird.
JEKI / JEKits
Vergleich JeKi und JeKits
Wesentliche Elemente
der Programme im Bereich Instrumentalspiel sind identisch:
·
Beginn mit
einem Eingangsjahr mit Grundlagenbildung im Klassenverband
·
Instrumentalwahl
im Anschluss an das Eingangsjahr
·
Gruppenunterricht
auf dem gewählten Instrument
Neuerungen in JeKits
sind
·
Ensemble /
Großgruppe von Beginn an, d.h. zusätzlich zu der Instrumentalstunde in der
Kleingruppe gibt es eine weitere Unterrichtsstunde in der Großgruppe
(vergleichbar zum Ensemble Kunterbunt (JeKi) ab der 3. Klasse)
·
Reduzierung des
Instrumentenkanons; es müssen nicht mehr bis zu 17 verschiedene Instrumente
angeboten werden.
·
Tanzen und
Singen findet analog in zwei Stunden / Woche statt. Singen in Klein- und
Großgruppe (Chor), Tanzen jeweils in der gleichen Gruppe
Das Programm JeKits
ist grundsätzlich auf zwei Jahre ausgelegt. Über Folgeangebote in und mit den
Grundschulen in eigener Verantwortung der Städte und Musikschulen ist zu einem
späteren Zeitpunkt zu entscheiden.
Rückmeldungen der kooperierenden Grundschulen
Alle Bergkamener
Grundschulen haben schriftlich ihren Wunsch an einer Teilnahme am Folgeprogramm
JeKits mit dem Programmschwerpunkt Instrumentalspiel erklärt.
Aufgrund des
prognostizierten großen Teilnahmeinteresses an JeKits von Schulen außerhalb des
Ruhrgebiets wird damit gerechnet, dass bei einer Nichtbewerbung als
Bestandskommune für das Schuljahr 2015/16 in zukünftigen Schuljahren eine
Bewerbung keinen Erfolg hat.
Finanzielle Auswirkungen:
Im Folgenden wird
jeweils eine Betrachtung der finanziellen Situation bei einer Teilnahme und
einer Nichtteilnahme an JeKits vorgenommen.
Dabei sind die
nachfolgenden Punkte zu berücksichtigen:
- Ein Großteil der derzeit in JeKi unterrichteten Unterrichtsstunden
wird von unbefristet Beschäftigten erteilt, die auch nach einem Auslaufen
des Programmes und dem damit verbundenen Wegfall der Fördermittel weiter
im Dienst der Stadt Bergkamen stehen.
- JeKi hat
einen Großteil der musikalischen Erziehung von Kindern im Grundschulalter
übernommen. Dies weisen auch die nachfolgenden Daten zum Zeitraum 2007 bis
2014 auf:
Eckdaten
Zeitraum 2007 bis 2014:
Schülerzahlen Kernbereich sinken von 943 auf 642
(davon im Grundschulalter von 340 auf 172)
Belegungen im Kernbereich sinken von 1005 auf 763
(davon Elementarbereich von 248 auf z. Z. 72)
Stundenvolumen:
Stundenvolumen gesamt sinkt von 525 auf 379 Jahreswochenstd. (also auf
72 %)
Elementarbereich von 45 auf 12 JWStd. (also auf 27 %)
Instrumentalunterricht von 454 auf 352 JWStd. (also auf 78 %)
Orchester- und Ensembleunterricht sinkt von 26 auf 15 JWStd. (also auf
58 %)
Wenn Grundschüler nicht mehr über Jeki/Jekits versorgt werden könnten,
wird mit einem langsamen Anstieg der Jahreswochenstunden im Kernbereich um
mindestens 80 JWStd. gerechnet (davon ca. 25 im Elementarbereich).
- 1. Beispiel: Schuljahr 2015/16 –
Vergleich Teil-/Nichtteilnahme an JeKits
Im Schuljahr 2015/16 wird bei einer Teilnahme an JeKits eine
Jahreswochenstundenzahl von 92,67 prognostiziert. Unterstellt man bei einer Nichtteilnahme
an JeKits einem Einsatz der festangestellten Musikschullehrer im Kernbereich
der Musikschule anstatt im Bereich JeKi/JeKits, würden diese die derzeit dort
beschäftigten Honorarkräfte verdrängen. Abgesehen von den pädagogischen
Auswirkungen (z.B. Lehrerbindung, verknüpft mit ggf. zu erwartenden
Abmeldungen), hätte dies exemplarisch bei einer vollständigen Verlagerung der
beispielsweise prognostizierten geförderten 92,67 Unterrichtswochenstunden für
das Schuljahr 2015/16 die nachfolgenden Auswirkungen:
Gruppendurchschnitt:
Elementarbereich: 5,5 Kinder je JWStd.
Instrumentalunterricht: 1,7 Schüler je JWStd.
Entgelteinnahmen:
Sozialermäßigung: 3,14 %
Geschwisterermäßigung: 8,66 %
(Hier soll mit abgerundet 10 % gerechnet werden)
Einnahmen Instrumentalunterricht je JWStd.:
874,80 € (je U.-Std bei 81,00 € mtl. Entgelt)
Einnahmen Elementarbereich je JWStd.:
1.202,85 € (bei 5,5 Belegung u. 20,25 € mtl. Entgelt)
(Der Anteil der Elementarkurse
betrug zu Beginn des JeKi-Programmes noch knapp 9 %, zur Zeit weniger als 3 %)
Kosten Jahreswochenstunde:
Tariflehrer z. Z. (2015/16) 1.815,00
€
Honorarlehrer z. Z. 1.080,00
€ (incl. Nebenkosten)
92,67 JWStd. Tariflehrer = 168.196,05 €
92,67 JWStd. Honorarlehrer = 100.083,60 €
Einnahmen JeKi/JeKits:
92,67 JWStd. (Entgelt und Förderung) 145.631,00
€
Einnahmen Entgelte Kernbereich:
92,67 JWStd., aufgeteilt auf 91 % Instrumentalunterricht und 9 %
Elementarkurse (realistische Aufteilung):
84,34 JWStd. Instrumentalunterricht, Entgelt: 73.780,63 €
8,34 JWStd. Elementarunterricht, Entgelt: 10.031,77 €
Insgesamt 83.812,40
€
Unterrichten die Tariflehrer im Bereich JeKi/Jekits und die
Honorarlehrer im Kernbereich, besteht ein Zuschussbedarf von:
92,67 JWStd. Tariflehrer = 168.196,05 €
92,67 JWStd. (Entgelt und Förderung) = 145.631,00 €
Summe 22.565,05 €
92,67 JWStd. Honorarlehrer = 100.083,60 €
92,67 JWStd. Entgelte Kernbereich =
83.812,40 €
Summe 16.271,20 €
Gesamtsumme 38.836,25 €
Bei der Annahme, die Beschäftigten hingegen im Kernbereich einzusetzen,
beträgt der Zuschussbedarf trotz Wegfall der JeKi/JeKits-Stunden
92,67 JWStd. Tariflehrer = 168.196,05 €
92,67 JWStd. Entgelte Kernbereich =
83.812,40 €
Summe 84.383,65 €
Differenz zugunsten
JeKi/JeKits: 45.547,40 €
- 2. Beispiel: Schuljahr 2018/19 –
Vergleich Teil-/Nichtteilnahme an JeKits
Für das Schuljahr 2018/19 (nach dem Auslaufen von JeKi) wird
entsprechend der Einschulung 2015 im folgenden Rechenbeispiel eine Jahrgangsgröße
von jeweils 18 Klassen und 411 Schülern als Grundannahme unterstellt.
18 Klassen ergeben
im 1. JeKits-Jahr eine Fördersumme von 1,2 x 18 x 1.670,00 € = |
36.072,00 € |
Aus 18 Klassen
lassen sich im 2. JeKits-Jahr bei einer Übergangs- Quote von 52 %
(bisherige Übergangsquote) prognostiziert 13 förderfähige
Orchester bilden 1,2 x 13 x 1.670,00 € = |
26.052,00 € |
Die im 2.
JeKits-Jahr zu erhebenden Teilnehmerentgelte von 23,00 €/Monat
(teilweise finanziert durch das Land) ergeben 411 x 0,52 x 12 x 23 = |
58.986,72 € |
Dies ergibt eine Fördergesamtsumme von |
121.110,72
€ |
Dem stehen die nachfolgenden Ausgaben entgegen (tatsächlicher Betrag
pro Unterrichtsstunde pro Jahr inkl. angenommener Tarifsteigerung € 1.955,-).
1. JeKits-Jahr 18 x 1.955,00 € |
35.190,00 € |
2. JeKits-Jahr 13 förderfähige
Orchester x 1.955,00 € (ggf. sind 7 Lehrerstunden ausreichend) |
25.415,00 € |
36 Gruppen (411 x 0,52 / 6er-Gruppen (in JeKits vorgesehen)) x
1.955,00 € |
70.380,00 € |
Es ergibt sich eine Ausgabensumme von |
130.985,00
€ |
Der geringere Zuschussbedarf im Bereich JeKits lässt sich mit dem
geringeren Personalbedarf des kompakteren Programms gegenüber dem Programm JeKi
begründen.
Unterstellt man hingegen eine Nichtteilnahme an JeKits, würden die (18
+ 13 + 36 =) 67 Unterrichtsstunden der tariflich Beschäftigten (sofern möglich
anstelle von Honorarkräften im Kernbereich eingesetzt) zwar Kosten von
72.360,00 € einsparen, jedoch entfiele auch der JeKits-Unterricht und die o.a.
prognostizierte Fördersumme von € 121.110,72. Der Zuschussbedarf würde
gegenüber einer JeKits-Teilnahme von € 8.874,28 auf € 48.750,72 steigen.
- Derzeit
werden festangestellte Tarifbeschäftige im Umfang von 20,67 JWStd. zur
pädagogischen Aufwertung des Jeki-Programms ohne Möglichkeit der Förderung
in Jeki eingesetzt. Hier besteht rein finanziell betrachtet eine
Einsparmöglichkeit von derzeit zusätzlich aufgewandten weiteren €
39.362,96 (prognostiziert für 2015/16), welches letztlich bei Einsatz im
Honorarbereich anstelle dort tätiger Kräfte zu einer tatsächlichen
Ersparnis von € 22.323,60 führt. Dieses Einsparpotential zulasten der
inhaltlichen Arbeit besteht auch bei einer weiteren Teilnahme an
JeKi/JeKits.
Fazit:
Der inhaltliche
Erfolg von Jeki ist unbestritten. Mit dem Programm JeKits besteht die
Möglichkeit, dieses unter den neuen Rahmenbedingungen fortzusetzen. Auch aus
personalorganisatorischen und finanziellen Gründen empfiehlt sich eine
Teilnahme.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1.
Das Deckblatt
2.
Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
3.
1 Anlage
Der
Bürgermeister In
Vertretung Lachmann Beigeordneter
und Stadtkämmerer |
|
Kulturreferentin Schmidt-Apel |
Leiter
Musikschule Ottjes |
|