Beschluss: Kenntnisnahme

Beschluss:

 

Der Kulturausschuss des Rates der Stadt Bergkamen nimmt die Vorlage der Verwaltung zur Kenntnis.

 


Nach einer kurzen Vorstellung des im September 2020 eingestellten Bibliotheksleiters Jörg Feierabend, führt dieser die seitdem vom Team der Stadtbibliothek durchgeführten umfangreichen Maßnahmen aus. So wurde der Medienbestand von 40.000 auf rund 30.000 Medieneinheiten reduziert. Die 10.000 Medieneinheiten wurden nach den Kriterien der inhaltlichen Veralterung und der Nicht-Ausleihung seit mehr als fünf Jahren makuliert. Zudem hat eine Umstrukturierung des Bestandes nach Interessenskreisen stattgefunden (Humor, Krimi, Liebe etc.), wodurch diese besser auffindbar sind.

 

Dank einer Spende der Sparkasse Bergkamen-Bönen konnte das Online-Angebot erweitert werden. Dieses sei gerade zu Zeiten der coronabedingten Schließung ein sehr wichtiger Baustein gewesen und für eine zeitgemäße Entwicklung der Stadtbibliothek unabdingbar.

 

Nach der Wiedereröffnung (coronabedingte Schließung) der Stadtbibliothek im Mai 2021 sei es in vielen Bereichen ein Neustart erläutert Herr Feierabend. Besucher*innen und die Institutionen seien dankbar für die wiederstattfindenden Angebote. Klassenführungen, Vernetzungen innerhalb der Stadt und Teilnahme an Veranstaltungen könnten wieder aufgenommen werden.

 

Neben der Anschaffung von Tonieboxen mit achtzig Vorlesefiguren, ermöglicht durch die Spende des Fördervereins, konnten mit 90%iger Bundesförderung zwölf Notebooks angeschafft werden, die zur Ausleihe, bei der Schreibwerkstatt, kreativen Aktionen, Bewerbungstraining etc. zum Einsatz kommen.

 

Durch eine weitere Förderung im Rahmen des Teilhabe- und Integrationsgesetzes NRW in Höhe von 8.000 Euro wurde der Medienbestand „Integration und Sprachförderung“ stark ausgebaut. Nun können Kindern Medien in insgesamt siebzehn Sprachen angeboten werden.

 

Darüber hinaus konnte mit Unterstützung der Stabstelle Soziale Inklusion und Seniorenarbeit der Medienbestand „Pflege und Demenz“ mit acht sogenannten „Erinnerungskoffern“ ausgebaut werden. Die „Erinnerungskoffer“ enthalten Gegenstände, die eine Art Erinnerungsschlüssel darstellen, um mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen. Die Koffer können sowohl von Privatpersonen als auch von Institutionen ausgeliehen werden.

 

Herr Feierabend berichtet über das Großprojekt der Einführung der RFID-Technik (englisch: radio-frequency identification). RFID bezeichnet eine Technologie, die in Bibliotheken zur Medienverbuchung und -sicherung verwendet wird. An RFID-Selbstverbuchungsgeräten können mit RFID-Etiketten versehene Medien selbständig von Kunden verbucht (Ausleihe und Rückgabe) werden. Im Eingangsbereich steht eine Sicherungsstele, welche identifizieren kann, ob die Mediensicherung durch eine erfolgte Ausleihe deaktiviert wurde. Dadurch haben die Mitarbeiter*innen der Bibliothek mehr Zeit für ihre Kernaufgabe Beratung, wodurch diese stark an Qualität gewinnen wird. Die Umsetzung ist auf zwei Jahre ausgelegt und wird mit

88.000 € vom Land NRW gefördert.

Dem Aufruf sich als Lesepaten zur Verfügung zu stellen, sind zahlreiche Interessensbekundungen gefolgt. 15 Interessierte werden am 04.06.22 durch eine Theaterpädagogin und Schauspielerin geschult. Sollte das Projekt erfolgreich anlaufen, ist in Zukunft nicht nur ein Einsatz in der Bibliothek, sondern auch gezielt in Einrichtungen geplant.

 

In den Herbstferien soll erstmalig eine Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche angeboten werden. Durch eine Förderung im Rahmen von SchreibLand NRW beträgt der Eigenanteil pro Teilnehmer*in 25 €. Der Förderkreis übernimmt diesen Eigenanteil, wodurch eine kostenfreie Teilnahme möglich ist.

 

Der Sommerleseclub (Kultursekretariat NRW Gütersloh) wird neu aufgelegt, nun können auch Teams teilnehmen. In dem Logbuch kann sowohl die Ausleihe von Büchern, Hörbüchern und Spielen als auch die Teilnahme an Veranstaltungen eingetragen werden. Eine Abschlussveranstaltung mit Unterstützung des Förderkreises ist geplant. Die Teilnahme am Sommerleseclub ist kostenfrei.

 

Herr Feierabend stellt weitere mittelfristige Perspektiven dar. So sei das Landesprojekt „Open Library“ eine wünschenswerte Alternative zu den normalen Regelöffnungszeiten der Bibliothek. Angebot und Nachfrage umfassen heutzutage weit mehr als die reine Ausleihe von Büchern, die Bibliothek sei Aufenthaltsort, Lernraum für Schüler*innen und Rückzugsort. Ein Repair-Café und ein MakerSpace als Kreativ-Werkstatt seien angedacht. Mit der Einführung einer „Open-Library“ könnten die Nutzer*innen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten ohne Personal Zugang zur Bibliothek bekommen. 

 

Herr Mittmann (SPD-Fraktion) führt aus, dass man in der Corona-Pandemie die Chance zur Modernisierung erhalten habe und bewertet die angestrebten Maßnahmen zur Förderung der Lesekompetenz bei den Kindern und Jugendlichen, wie auch die kontaktlose Bezahlung als positiv.

 

Die Frage des Herrn Putzer (Fraktion DIE LINKE.), ob sich die Einführung des RFID-Systems negativ auf die Stellen auswirkt, verneint Herr Feierabend. Er erläutert, dass die Einführung von RFID erfahrungsgemäß zur höheren Qualität der Beratung führe.

 

Herr Grziwotz (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) begrüßt die Weiterentwicklung der Stadtbibliothek insgesamt und betont, dass das Online-Angebot in der heutigen Zeit sehr wichtig sei. Auch das Projekt „Open-Library“ empfinde er als sehr spannende Zukunftsmaßnahme.

 

Herr Rennhak (CDU-Fraktion) fragt, ob eine Einschätzung des Nutzungsverhaltens gegeben werden kann und ob eine nachhaltige Veränderung des Nutzungsverhaltens durch die Corona-Pandemie stattgefunden hat. Herr Feierabend erläutert, dass nach seiner Einschätzung drei bis vier Jahre nötig seien, um auf den Stand vor Corona zu kommen.

 

Auf die Frage des Herrn Schleupner (FDP-Fraktion), ob man die Spiele und Notebooks nur ausleihen oder auch vor Ort spielen kann, führt Herr Feierabend aus, dass nur das Ausleihen möglich ist. Man habe sich bewusst gegen Gaming-Notebooks entschieden, da ein Gaming-Notebook dreimal so teuer ist wie ein normales Notebook. „Gaming“ sei generell ein Thema, aber derzeit liege der Schwerpunkt auf der Leseförderung der Kinder.