Sitzung: 28.05.2019 Ausschuss für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung
Beschluss: Einstimmig zugestimmt
Vorlage: 11/1545
Beschluss:
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung nimmt den Bericht von NWL und ZRL zur Kenntnis. Die Verwaltung wird beauftragt, sich in das Verfahren zur Schienenanbindung der Stadt Bergkamen einzubringen.
Herr
Ressel, Geschäftsführer des Zweckverbands Ruhr-Lippe (ZRL), stellt anhand
seiner Präsentation (Anlage 1 zum Protokoll) folgende Informationen vor:
- Die Stadt Bergkamen
war bisher nicht über die Schiene mit Dortmund verbunden; die Personenzüge, die
in früheren Zeiten auf der Hamm-Osterfelder-Bahnlinie verkehrten, fuhren von
Hamm über Bergkamen, Oberaden, nach Lünen-Süd und weiter über Recklinghausen bis
nach Oberhausen..
- Aktuell erreiche man
Dortmund entweder mit dem Schnellbus der Linie S 30 (60-Minuten-Takt bei einer
Fahrzeit von 37 Minuten), mit dem Bus und Zug über den Umstieg Kamen Bahnhof
(Fahrzeit von 31 – 46 Minuten) oder mit dem Auto (Fahrzeit abhängig von der
Tageszeit und Route 29 – 47 Minuten). Diese Anbindungen stellten eine bereits
gute Ausgangslage dar.
- Öffentlich im
Gespräch sei vorrangig eine Anbindung Bergkamens über die bestehende Strecke
der „Hamm-Osterfelder-Bahn“. Bei einer anschließenden Führung über das
ehemalige Zechenbahnnetz betrüge die Strecke von Dortmund nach Bergkamen
(innenstadtnah) circa 23,3 km.
- Eine Auswertung der
Verkehrsströme anhand der zur Verfügung stehenden Daten des Mobilfunkanbieters
O2 habe gezeigt, dass die meisten Personen nach oder über Kamen
reisten. Es sei daher aus Sicht des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe
(NWL) und des ZRL anzuraten, Alternativen zur Führung über die
Hamm-Osterfelder-Bahn zu prüfen. Angeregt werde eine Untersuchung zur Reaktivierung
und Fortführung der alten „Klöcknerbahn-Trasse“, die Bergkamen von Süden
erschließen könnte. Hier sei nach erster Einschätzung eine Fahrstrecke von
circa 21,3 km realistisch bei möglicherweise höheren Fahrgastzahlen.
Zu
beachten sei bei allen Alternativen zudem, dass eine Schienenanbindung stets
eine Ankerfunktion für neue städtebaulichen Entwicklungen darstelle. Diese
seien planerisch vorzubereiten und zu begleiten.
Herr
Ressel empfiehlt, dass eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie (mit unterschiedlichen
Trassenvarianten) durch den NWL erfolgen solle, die sämtliche Potenziale
untersuche, eine Kosten-/Nutzenanalyse aufstelle und den Nahverkehrsplan
vorprüfe. Betreibe das Land NRW im Rahmen des ÖPNV-Bedarfsplan das Verfahren
weiter, würde lediglich eine zuvor festgelegte Variante untersucht.
Dieser
erste Prüfschritt durch den NWL koste basierend auf Erfahrungswerten circa
50.000 – 70.000 Euro. Für die Leistungsphasen 1 und 2, die bereits detaillierte
Planungen umfassten, seien Kosten in Höhe von circa 1 Mio. Euro zu
veranschlagen. Die Kosten für die Herstellung des Schienennetzes und des
Betriebes würden jedoch hauptsächlich durch das Land NRW getragen.
Herr
Weiß betont, dass eine Schienenanbindung Bergkamens sowohl durch die Bürger als
auch die Politik getragen und gewünscht sei. Vor diesem Hintergrund wird
gebeten, eine zeitliche Einschätzung zu geben.
Herr
Ressel berichtet aus seiner Erfahrung, dass ein solches Projekt vorrangig von
der Akzeptanz und dem politischen Willen einer Stadt abhinge. In Bergkamen sei
bereits ein breiter Konsens der Beteiligten erkennbar, der eine
Schienenanbindung beschleunigen könne. Dennoch bleibe während des
Planfeststellungsverfahrens das Risiko von Zeitverzügen durch Klagen zum
Beispiel aus naturschutzrechtlichen oder immissionsschutzrechtlichen Gründen
bestehen. Realistisch sei eine Umsetzung innerhalb von 10 – 20 Jahren; abhängig
von diversen Faktoren, u.a. von einem später gewählten Streckenverlauf.
Herr
Engelhardt fragt an, ob bei der großen Ausdehnung der Stadt Bergkamen eine
Verbindung beider genannter Trassen möglich sei.
Herr
Ressel gibt zu bedenken, dass nach erster Einschätzung zwei Anbindungen sowohl
von Norden als auch von Süden wohl keine weiteren Fahrgäste generieren würden.
Zudem sei eine Verbindung beider Trassen wohl nur durch die Herstellung von
Tunnelbauwerken möglich, die jedoch finanziell besonders intensiv seien. Im
Rahmen einer Machbarkeitsstudie würden sämtliche Varianten beleuchtet, also
auch die Verbindung beider Trassen.
Herr
Schulte spricht sich für die Anbindung Bergkamens per Bahn aus. Vergleichbar
mit einem sozialen Netz würde der engmaschigere Ausbau des Schienennetzes mehr
und vor allem junge Menschen auffangen. Zudem sei die Bahn ein sicheres
Massentransportmittel, das in Zeiten der Vernetzung Europas als Standard zu
betrachten sei.
Herr Wehmeier spricht sich grundsätzlich für eine Schienenanbindung aus. Paradox sei, dass in und um Bergkamen ein Schienennetz vorhanden sei, die Stadt jedoch als letzte Mittelstadt keinen eigenen Bahnhof aufweise. Im Verfahren solle jedoch ein realistischer Fokus auf die Anbindung an sich gelegt werden, nicht auf den Anschluss eines jeden Ortsteils.