Beschlussvorschlag:
Der Kulturausschuss
des Rates der Stadt Bergkamen nimmt die Vorlage und Ausführungen der Verwaltung
zur Kenntnis.
Sachdarstellung:
Gereon
Kleinhubbert, Leiter der Jugendkunstschule, präsentiert den aktuellen Stand und
stellt die mittelfristige Planung der Jugendkunstschule Bergkamen vor.
Jugendkunstschulen
sind Orte kultureller Selbstbildung und richten sich vor allem an Kinder und
Jugendliche. Ausgehend von deren Lebenswelten verfolgen sie das Ziel, die
kreative, kulturelle und soziale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen zu
stärken und mit spielerischen Mitteln ihr künstlerisch-handwerkliches
Ausdrucksvermögen zu fördern.
Kinder
und Jugendliche aus allen Schichten der Gesellschaft und in jeglicher
Lebenssituation sollen in ihrer kulturellen Eigentätigkeit gestärkt werden.
Kulturelle Bildung kann zur Führung eines selbstbestimmten Lebens, zu
gesellschaftlicher Mitverantwortung, sozialem Engagement sowie zu
Partizipation, Emanzipation und Integration wesentlich beitragen.
Anders
als Musikschulen entwickeln Jugendkunstschulen ein spartenübergreifendes
und in der Praxis oft multimediales Angebotskonzept, das mit möglichst viele
Künsten unter einem Dach die verschiedensten kreativen Neigungen aufgreift und
in eigenschöpferischer Arbeit vertieft; Gruppenarbeit ist die Regel.
Anders
als die Volkshochschulen und andere Träger der Weiterbildung richten
Jugendkunstschulen ihr kulturelles Bildungsangebot speziell an Kinder und
Jugendliche mit entsprechend methodisch-didaktischen, räumlichen und fachlichen
Konzepten.
In
Bergkamen gibt es seit Anfang 2003 eine kommunale Einrichtung
Jugendkunstschule.
Der
Rat der Stadt Bergkamen hat im Jahr 2002 die Gründung der Jugendkunstschule
beschlossen. Seitdem macht sie kulturelle Bildungsangebote für Kinder,
Jugendliche aber auch für Erwachsene.
Im
Jahr 2023 kann die Jugendkunstschule Bergkamen also ihr 20jähriges Bestehen
feiern.
Jedes
Jahr finden etwa 2.000 Kinder und Jugendliche den Weg zu den jeweils über 100
Kursen, Workshops, Projekten und Tagesaktionen der Jugendkunstschule. Dabei
werden pro Jahr etwa 3.000 pädagogische Zeitstunden geleistet (in den
Anfangsjahren 1.300 bis zu knapp 3.500 pädagogischen Zeitstunden in 2016).
Zwischen 40 und 50 Künstlerinnen und Künstler, Kulturpädagoginnen und
-pädagogen arbeiten auf Honorarbasis mit den jungen Menschen.
Neben
Kindern und Jugendlichen werden mit Kursen und Workshops in der
Jugendkunstschule auch Ältere im Rahmen der Kreativen Erwachsenenbildung angesprochen.
Der Schwerpunkt der Kurse und Workshops liegt hier auf dem Bereich des
bildnerischen und plastischen Gestaltens. Besonders beliebt sind die auf das
gesamte Jahr verteilten Wochenendworkshops. Zusätzlich zu den Kreativangeboten
für Kinder und Jugendliche können so zwischen 35 und 40 weitere Angebote
durchgeführt und bis zu 400 erwachsene Teilnehmende erreicht werden.
Überblick
über die derzeitigen Angebote der Jugendkunstschule:
- Tägliche Kreativkurse
für Kinder und Jugendliche
- Manga Workshops
- Tape Art
- Trickfilm
- Tagtool
- Podcast
- Parkour
- Tanz
- Zirkus, Akrobatik
- LandArt
- Sommerferienprojekt
KinderKulturTage „Wir sind draußen!“
- Oster- und
Herbstferienangebote
- Einzelaktionen wie
Nistkästenbau, Sandmandala, LandArt, anlassbezogene Eltern – Kind Angebote wie
„Weihnachtsgeschenke selbst gestalten“
- Kreativangebote wie
Tanz, Theater und Kreatives Gestalten in Schulen und OGSen
- Darüber hinaus
beteiligt sich die Jugendkunstschule mit Kreativaktionen auf städt.
Großveranstaltungen
Kursangebote
Kreative Erwachsenenbildung
- Zeichnen
- Keramik
- Holz- und
Steinbildhauerei
- Acrylmalerei
- Aquarellmalerei
- Drucktechniken wie
Radierung Linol- und Siebdruck
- Urban Sketchers
Bergkamen
- Sommerakademie auf
dem Gelände des Umweltzentrums Westfalen in Kooperation mit den VHSen des
Kreises Unna, der Stadt Hamm und dem Umweltzentrum Westfalen.
Fördermittel
Die aktive Einwerbung von Fördermitteln gehört mit zu den
zentralen Leitungsaufgaben, durch die etliche Projekte erst ermöglicht werden
können.
Jedes Jahr wirbt die Jugendkunstschule Landesförderungen
zwischen 45.000 und 60.000 Euro für die kulturelle Bildungsarbeit mit jungen
Menschen in Bergkamen ein. Zu den überwiegend mit öffentlichen Geldern geförderten
Projekten zählen:
- Die KinderKulturTage
„Wir sind draußen“
Jährlich stattfindendes und kostenloses
Sommerferienprojekt, gefördert im Rahmen des Regionalen Kultur Projekts –
Kulturregion Hellweg und unterstützt durch den Lionsclub BergKamen
- Mein Ding! –
Bergkamen
Die Außengalerie am Pestalozzihaus
Ein Fotografieprojekt mit Bergkamener
Bürgerinnen und Bürgern in 2020/21 in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat,
gefördert im Rahmen des Heimat-Förderprogramms des Landes NRW. Im ersten
Halbjahr 2022 entstanden Interviews von Bergkamenerinnen und Bergkamenern in
der Podcastreihe „Inside Bergkamen“, eine LandArt Fotoausstellung mit jungen
Bergkamener*innen (wird demnächst auf dem Gelände des Umweltzentrums Westfalen
ausgestellt). Außerdem gestalteten Bergkamener*innen gemeinsam mit der
Künstlerin Astrid Halfmann und ihrem Kunstprojekt Malkarussell Portraits an
verschiedenen Orten in Bergkamen
- Kulturrucksack NRW
Das Landesprojekt feiert in diesem Jahr sein
10jähries Bestehen. Die Kulturrucksackbeauftragten der beiden Städte Bergkamen
und Kamen Gereon Kleinhubbert und Michael Wrobel organisieren als Städteverbund
seit Beginn der Förderung 2013 ein vielfältiges, spannendes und kostenloses
Kreativprogramm für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren.
Besonderer Beliebtheit erfreute sich vor Corona die jährlich stattfindende
„Teenage History“, eine Bühnenshow, bei der junge Menschen ihr Können und ihre
Kreativität auf der Bühne bringen.
- Nacht der Jugendkultur
„nachtfrequenz“
Seit Beginn im Rahmen der
Kulturhauptstadtjahres 2010 beteiligt sich die Jugendkunstschule in Kooperation
mit dem Kinder- und Jugendbüro an dem mittlerweile landesweit stattfindenden
Projekt. In diesem Jahr findet die Nacht der Jugendkultur am 24. September in
Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbüro und der ev. Friedenskirchengemeinde
auf dem Gelände des Wasserparks statt. Ein Projekt der Landesvereinigung
Kulturelle Jugendarbeit NRW e.V.
- „Bitte berühren“
Ein Skulpturenprojekt des Künstlers Manfred
Webel in Bergkamen 2021
Ein auf mehrere Jahre angelegtes Kunstprojekt
des Kultursekretariats NRW Gütersloh, das in mehreren Städten in NRW
durchgeführt wird
Weitere
Projekte und Kooperationen:
- Angebote für den
offenen Ganztagsbereich der Bergkamener Schule
- Angebote über das
Landesprojekt Kultur und Schule in Bergkamener Schulen
- Maßnahmen für
Bergkamener Grundschulen im Rahmen des Landesprojekts Kulturstrolche des
Kultursekretariats NRW Gütersloh
- Internationales
Theaterfestival hellwach des HELIOS Theaters in der Region
Neben der Eigenakquise gehört die Beratung zur
Fördermittelbeantragung zum Beispiel bei neuen Förderprogrammen wie „Künstler
an die Kitas“ oder „Kultur und Schule“ mit zu dem Aufgabenspektrum der
Jugendkunstschule.
Auf Kreis- und regionaler Ebene wird die Jugendkunstschule
regelmäßig als Jurymitglied angefragt.
Auf dem Weg in die Digitalität
Seit Ende 2018 besitzt die Jugendkunstschule erstes digitales
Equipment. Sie verfügt derzeit über eine Ausstattung mit einem internen
Netzwerk, iPads, Smartboard und einem PC-Arbeitsplatz, an dem Videos und Audios
bearbeitet werden können.
Möglichkeiten digitaler kultureller Bildungsarbeit werden auf
verschiedenen Wegen ausprobiert.
Aktuell arbeitet der Leiter der Jugendkunstschule in einer
landesweiten Arbeitsgruppe mit, die die Entwicklung und Ausarbeitung eines
Konzepts zum Thema Digitalität und Digitalisierung in Jugendkunstschulen und
kulturpädagogischen Einrichtungen zum Ziel hat. Zur Arbeitsgruppe gehören neben
der LKD weitere Jugendkunstschulen aus ganz NRW, die Landesarbeitsgemeinschaft
Kunst und Medien sowie der Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW. Eine
Handreichung für kulturelle Bildungsträger, die die Medienpädagogik und
digitale Kreativtechniken in ihre pädagogische Arbeit aufnehmen wollen, soll
bis Ende des Jahres veröffentlicht werden. Moderiert wird der Prozess von der
Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW.
Das Pestalozzihaus
Seit
2016 ist das Pestalozzihaus Heimat der Jugendkunstschule. Gemeinsam mit der
Musikschule und dem Familientreff hat sich der Standort zu einer zentralen
Anlaufstelle für Bergkamenerinnen und Bergkamener am Nordberg entwickelt. Auch
Sportvereine und die Kita St. Elisabeth nutzen die Sporthalle und Räume im
Pestalozzihaus.
In
den vergangenen Jahren ist durch vielfältige Maßnahmen die Aufenthaltsqualität
und die zeitgemäße Nutzbarkeit der Fachräume deutlich verbessert worden.
Weitere Maßnahmen werden mittelfristig erfolgen.
- Sanierung der
kompletten Außenanlage
- Erneuerung der
Fenster im Erweiterungsbau
- Zurzeit Sanierung und
Erneuerung der Bedachung der Gebäude
- Wegweisung und
Beschilderung am Gebäude
- Sanierung der
Fachräume u.a. durch moderne energieeffiziente Beleuchtung
- Der Fachraum für
Holz- und Steingestaltung wechselt vom Albert-Schweitzer-Haus ins
Pestalozzihaus
- Mobiliar in den
Fachräumen wird fortlaufend erneuert
- Die Keramikwerkstatt
erhält einen neuen Brennofen
- Neugestaltung des
Flurs im Eingangsbereich der Jugendkunstschule mit mehr Aufenthaltsqualität und
einer kleinen Ausstellungsfläche für Arbeiten aus den Kursen.
Auch
externe Gruppen nutzen die Räumlichkeiten im Pestalozzihaus. Z.B. trifft sich
ein Bergkamener Projektchor im Tanzraum für Proben, eine Malgruppe des
Gesundheitsamts Unna ist im Kreativraum für Erwachsene aktiv und auch die
betriebliche Gesundheitsförderung trifft sich in der Jugendkunstschule für ihre
Angebote.
Planung
und Perspektiven
Die
kulturelle Bildungsarbeit der Jugendkunstschule unterliegt wie alle
gesellschaftlichen Institutionen einem stetigen Wandel. So ändern sich die
Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppen. Hinzu kommt der Prozess eines
Generationswechsels, nicht nur bei den Teilnehmenden, sondern auch bei den
Dozentinnen und Dozenten. Die Pandemie hat darüber hinaus das Freizeitverhalten
vieler Menschen verändert und es gilt, Interessierte wieder für selbstwirksame
kreative Beschäftigung zu gewinnen. Viele freischaffende Künstlerinnen und
Künstler mussten pandemiebedingt auch in feste Anstellungsverhältnisse wechseln
und stehen als Honorarkräfte nicht mehr zur Verfügung. Diesen Anforderungen
begegnet die Jugendkunstschule mit verstärkten Marketingmaßnahmen und
entwickelt die vielfältige Angebotsstruktur weiter:
- Zeitgemäße
Veröffentlichung und Wahrnehmbarkeit. Hierfür ist die Entwicklung einer eignen
Webseite in Planung, die als zentrale Informationsquelle und aktuell für alle
Interessierten zur Verfügung steht und zudem ein digitales Anmeldeverfahren
ermöglicht
- Einführung eines
Semesterflyers in Printversion, der jeweils einen aktuelleren Überblick über
die Angebote der Jugendkunstschule bietet
- Fortführung und
Weiterentwicklung der Präsenz in den sozialen Medien
- Neue
Medienpädagogische Angebote, insbesondere kreativer und schöpferischer Umgang
mit digitalen Medien wie Coding and Gaming, Beats and Loops, Comics and
Stopmotion, 3 D Druck
- Aktionen mit
Themenschwerpunkten wie Upcycling, Nachhaltigkeit, Umwelt
- Entwicklung und
Einführung neuer Vermittlungsformate mit Einrichtungen und Bildungsträgern wie
Schulen, Kitas, Streetwork, Jugendzentren, dem Familientreff des Familienbüros
sowie den Kultureinrichtungen der Stadt wie der Stadtbibliothek
- Aufsuchende
Jugendkunstschularbeit
Das Lastenfahrrad des Kulturreferats ist als
mobile Jugendkunstschule unterwegs. Unter dem Motto „KunstLaster“ bietet es in
den Stadtteilen kreative Mitmachaktionen für Kinder und Jugendliche an.
Personelle
Ausstattung der Jugendkunstschule
- Leitung
Jugendkunstschule und Kreative Erwachsenenbildung: Gereon Kleinhubbert, 32
Wochenstunden
- Rechnungswesen mit
Teilnehmer- und Dozentenverwaltung sowie Pflege der Internetseite: Nadine
Opterbeck, seit April 2022, 19 Wochenstunden
Außerdem:
- Pflege der Auftritte
in den Sozialen Medien Facebook, Instagram, Materialbeschaffung: David Jentsch,
5,5 Wochenstunden
Mit
den aufgeführten bestehenden Arbeitsfeldern und Perspektiven ist das Team der
Jugendkunstschule personell herausfordernd ausgelastet.
Die
Jugendkunstschule befindet sich in gemeinsamer Trägerschaft des Kulturreferats
und des Jugendamts. Das Kinder- und Jugendbüro ist mit der sozialpädagogischen
Leitung der Jugendkunstschule betraut, kann sich jedoch mit der derzeitigen
personellen Ausstattung nicht aktiv an der Entwicklung der Jugendkunstschule
beteiligen.
Weitere
wichtige Entwicklungsfelder für die Zukunft sind
- Frühkindliche
Förderung
- Kulturgeragogische
Arbeit mit alten Menschen, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen
Wandels.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1. Das Deckblatt
2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
Der Bürgermeister In Vertretung Ulrich Beigeordneter und Stadtkämmerer |
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Kulturreferentin Simone Schmidt-Apel |
Leitung Jugendkunstschule Gereon Kleinhubbert |
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