Betreff
Schwerpunktthema: Jugendkunstschule
Vorlage
12/0682
Aktenzeichen
opt
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Kulturausschuss des Rates der Stadt Bergkamen nimmt die Vorlage und Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.

 

Sachdarstellung:

 

Gereon Kleinhubbert, Leiter der Jugendkunstschule, präsentiert den aktuellen Stand und stellt die mittelfristige Planung der Jugendkunstschule Bergkamen vor.

 

Jugendkunstschulen sind Orte kultureller Selbstbildung und richten sich vor allem an Kinder und Jugendliche. Ausgehend von deren Lebenswelten verfolgen sie das Ziel, die kreative, kulturelle und soziale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken und mit spielerischen Mitteln ihr künstlerisch-handwerkliches Ausdrucksvermögen zu fördern.

 

Kinder und Jugendliche aus allen Schichten der Gesellschaft und in jeglicher Lebenssituation sollen in ihrer kulturellen Eigentätigkeit gestärkt werden. Kulturelle Bildung kann zur Führung eines selbstbestimmten Lebens, zu gesellschaftlicher Mitverantwortung, sozialem Engagement sowie zu Partizipation, Emanzipation und Integration wesentlich beitragen.

 

Anders als Musikschulen entwickeln Jugendkunstschulen ein spartenübergreifendes und in der Praxis oft multimediales Angebotskonzept, das mit möglichst viele Künsten unter einem Dach die verschiedensten kreativen Neigungen aufgreift und in eigenschöpferischer Arbeit vertieft; Gruppenarbeit ist die Regel.

 

Anders als die Volkshochschulen und andere Träger der Weiterbildung richten Jugendkunstschulen ihr kulturelles Bildungsangebot speziell an Kinder und Jugendliche mit entsprechend methodisch-didaktischen, räumlichen und fachlichen Konzepten.

 

In Bergkamen gibt es seit Anfang 2003 eine kommunale Einrichtung Jugendkunstschule.

Der Rat der Stadt Bergkamen hat im Jahr 2002 die Gründung der Jugendkunstschule beschlossen. Seitdem macht sie kulturelle Bildungsangebote für Kinder, Jugendliche aber auch für Erwachsene.

 

Im Jahr 2023 kann die Jugendkunstschule Bergkamen also ihr 20jähriges Bestehen feiern.

 

Jedes Jahr finden etwa 2.000 Kinder und Jugendliche den Weg zu den jeweils über 100 Kursen, Workshops, Projekten und Tagesaktionen der Jugendkunstschule. Dabei werden pro Jahr etwa 3.000 pädagogische Zeitstunden geleistet (in den Anfangsjahren 1.300 bis zu knapp 3.500 pädagogischen Zeitstunden in 2016). Zwischen 40 und 50 Künstlerinnen und Künstler, Kulturpädagoginnen und -pädagogen arbeiten auf Honorarbasis mit den jungen Menschen.

 

Neben Kindern und Jugendlichen werden mit Kursen und Workshops in der Jugendkunstschule auch Ältere im Rahmen der Kreativen Erwachsenenbildung angesprochen. Der Schwerpunkt der Kurse und Workshops liegt hier auf dem Bereich des bildnerischen und plastischen Gestaltens. Besonders beliebt sind die auf das gesamte Jahr verteilten Wochenendworkshops. Zusätzlich zu den Kreativangeboten für Kinder und Jugendliche können so zwischen 35 und 40 weitere Angebote durchgeführt und bis zu 400 erwachsene Teilnehmende erreicht werden.

 

 

 

Überblick über die derzeitigen Angebote der Jugendkunstschule:

 

-       Tägliche Kreativkurse für Kinder und Jugendliche

-       Manga Workshops

-       Tape Art

-       Trickfilm

-       Tagtool

-       Podcast

-       Parkour

-       Tanz

-       Zirkus, Akrobatik

-       LandArt

-       Sommerferienprojekt KinderKulturTage „Wir sind draußen!“

-       Oster- und Herbstferienangebote

-       Einzelaktionen wie Nistkästenbau, Sandmandala, LandArt, anlassbezogene Eltern – Kind Angebote wie „Weihnachtsgeschenke selbst gestalten“

-       Kreativangebote wie Tanz, Theater und Kreatives Gestalten in Schulen und OGSen

-       Darüber hinaus beteiligt sich die Jugendkunstschule mit Kreativaktionen auf städt. Großveranstaltungen

 

Kursangebote Kreative Erwachsenenbildung

 

-       Zeichnen

-       Keramik

-       Holz- und Steinbildhauerei

-       Acrylmalerei

-       Aquarellmalerei

-       Drucktechniken wie Radierung Linol- und Siebdruck

-       Urban Sketchers Bergkamen

-       Sommerakademie auf dem Gelände des Umweltzentrums Westfalen in Kooperation mit den VHSen des Kreises Unna, der Stadt Hamm und dem Umweltzentrum Westfalen.

 

Fördermittel

Die aktive Einwerbung von Fördermitteln gehört mit zu den zentralen Leitungsaufgaben, durch die etliche Projekte erst ermöglicht werden können.

Jedes Jahr wirbt die Jugendkunstschule Landesförderungen zwischen 45.000 und 60.000 Euro für die kulturelle Bildungsarbeit mit jungen Menschen in Bergkamen ein. Zu den überwiegend mit öffentlichen Geldern geförderten Projekten zählen:

 

-       Die KinderKulturTage „Wir sind draußen“

Jährlich stattfindendes und kostenloses Sommerferienprojekt, gefördert im Rahmen des Regionalen Kultur Projekts – Kulturregion Hellweg und unterstützt durch den Lionsclub BergKamen

-       Mein Ding! – Bergkamen

Die Außengalerie am Pestalozzihaus

Ein Fotografieprojekt mit Bergkamener Bürgerinnen und Bürgern in 2020/21 in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat, gefördert im Rahmen des Heimat-Förderprogramms des Landes NRW. Im ersten Halbjahr 2022 entstanden Interviews von Bergkamenerinnen und Bergkamenern in der Podcastreihe „Inside Bergkamen“, eine LandArt Fotoausstellung mit jungen Bergkamener*innen (wird demnächst auf dem Gelände des Umweltzentrums Westfalen ausgestellt). Außerdem gestalteten Bergkamener*innen gemeinsam mit der Künstlerin Astrid Halfmann und ihrem Kunstprojekt Malkarussell Portraits an verschiedenen Orten in Bergkamen

 

 

-       Kulturrucksack NRW

Das Landesprojekt feiert in diesem Jahr sein 10jähries Bestehen. Die Kulturrucksackbeauftragten der beiden Städte Bergkamen und Kamen Gereon Kleinhubbert und Michael Wrobel organisieren als Städteverbund seit Beginn der Förderung 2013 ein vielfältiges, spannendes und kostenloses Kreativprogramm für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren. Besonderer Beliebtheit erfreute sich vor Corona die jährlich stattfindende „Teenage History“, eine Bühnenshow, bei der junge Menschen ihr Können und ihre Kreativität auf der Bühne bringen.

-       Nacht der Jugendkultur „nachtfrequenz“

Seit Beginn im Rahmen der Kulturhauptstadtjahres 2010 beteiligt sich die Jugendkunstschule in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbüro an dem mittlerweile landesweit stattfindenden Projekt. In diesem Jahr findet die Nacht der Jugendkultur am 24. September in Kooperation mit dem Kinder- und Jugendbüro und der ev. Friedenskirchengemeinde auf dem Gelände des Wasserparks statt. Ein Projekt der Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW e.V.

-       „Bitte berühren“

Ein Skulpturenprojekt des Künstlers Manfred Webel in Bergkamen 2021

Ein auf mehrere Jahre angelegtes Kunstprojekt des Kultursekretariats NRW Gütersloh, das in mehreren Städten in NRW durchgeführt wird

 

Weitere Projekte und Kooperationen:

-       Angebote für den offenen Ganztagsbereich der Bergkamener Schule

-       Angebote über das Landesprojekt Kultur und Schule in Bergkamener Schulen

-       Maßnahmen für Bergkamener Grundschulen im Rahmen des Landesprojekts Kulturstrolche des Kultursekretariats NRW Gütersloh

-       Internationales Theaterfestival hellwach des HELIOS Theaters in der Region

 

Neben der Eigenakquise gehört die Beratung zur Fördermittelbeantragung zum Beispiel bei neuen Förderprogrammen wie „Künstler an die Kitas“ oder „Kultur und Schule“ mit zu dem Aufgabenspektrum der Jugendkunstschule.

 

Auf Kreis- und regionaler Ebene wird die Jugendkunstschule regelmäßig als Jurymitglied angefragt.

 

Auf dem Weg in die Digitalität

Seit Ende 2018 besitzt die Jugendkunstschule erstes digitales Equipment. Sie verfügt derzeit über eine Ausstattung mit einem internen Netzwerk, iPads, Smartboard und einem PC-Arbeitsplatz, an dem Videos und Audios bearbeitet werden können.

Möglichkeiten digitaler kultureller Bildungsarbeit werden auf verschiedenen Wegen ausprobiert.

Aktuell arbeitet der Leiter der Jugendkunstschule in einer landesweiten Arbeitsgruppe mit, die die Entwicklung und Ausarbeitung eines Konzepts zum Thema Digitalität und Digitalisierung in Jugendkunstschulen und kulturpädagogischen Einrichtungen zum Ziel hat. Zur Arbeitsgruppe gehören neben der LKD weitere Jugendkunstschulen aus ganz NRW, die Landesarbeitsgemeinschaft Kunst und Medien sowie der Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW. Eine Handreichung für kulturelle Bildungsträger, die die Medienpädagogik und digitale Kreativtechniken in ihre pädagogische Arbeit aufnehmen wollen, soll bis Ende des Jahres veröffentlicht werden. Moderiert wird der Prozess von der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW.

 

 

 

 

 

 

Das Pestalozzihaus

Seit 2016 ist das Pestalozzihaus Heimat der Jugendkunstschule. Gemeinsam mit der Musikschule und dem Familientreff hat sich der Standort zu einer zentralen Anlaufstelle für Bergkamenerinnen und Bergkamener am Nordberg entwickelt. Auch Sportvereine und die Kita St. Elisabeth nutzen die Sporthalle und Räume im Pestalozzihaus.

In den vergangenen Jahren ist durch vielfältige Maßnahmen die Aufenthaltsqualität und die zeitgemäße Nutzbarkeit der Fachräume deutlich verbessert worden. Weitere Maßnahmen werden mittelfristig erfolgen.

 

-       Sanierung der kompletten Außenanlage

-       Erneuerung der Fenster im Erweiterungsbau

-       Zurzeit Sanierung und Erneuerung der Bedachung der Gebäude

-       Wegweisung und Beschilderung am Gebäude

-       Sanierung der Fachräume u.a. durch moderne energieeffiziente Beleuchtung

-       Der Fachraum für Holz- und Steingestaltung wechselt vom Albert-Schweitzer-Haus ins Pestalozzihaus

-       Mobiliar in den Fachräumen wird fortlaufend erneuert

-       Die Keramikwerkstatt erhält einen neuen Brennofen

-       Neugestaltung des Flurs im Eingangsbereich der Jugendkunstschule mit mehr Aufenthaltsqualität und einer kleinen Ausstellungsfläche für Arbeiten aus den Kursen.

 

Auch externe Gruppen nutzen die Räumlichkeiten im Pestalozzihaus. Z.B. trifft sich ein Bergkamener Projektchor im Tanzraum für Proben, eine Malgruppe des Gesundheitsamts Unna ist im Kreativraum für Erwachsene aktiv und auch die betriebliche Gesundheitsförderung trifft sich in der Jugendkunstschule für ihre Angebote.

 

Planung und Perspektiven

Die kulturelle Bildungsarbeit der Jugendkunstschule unterliegt wie alle gesellschaftlichen Institutionen einem stetigen Wandel. So ändern sich die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppen. Hinzu kommt der Prozess eines Generationswechsels, nicht nur bei den Teilnehmenden, sondern auch bei den Dozentinnen und Dozenten. Die Pandemie hat darüber hinaus das Freizeitverhalten vieler Menschen verändert und es gilt, Interessierte wieder für selbstwirksame kreative Beschäftigung zu gewinnen. Viele freischaffende Künstlerinnen und Künstler mussten pandemiebedingt auch in feste Anstellungsverhältnisse wechseln und stehen als Honorarkräfte nicht mehr zur Verfügung. Diesen Anforderungen begegnet die Jugendkunstschule mit verstärkten Marketingmaßnahmen und entwickelt die vielfältige Angebotsstruktur weiter:

 

-       Zeitgemäße Veröffentlichung und Wahrnehmbarkeit. Hierfür ist die Entwicklung einer eignen Webseite in Planung, die als zentrale Informationsquelle und aktuell für alle Interessierten zur Verfügung steht und zudem ein digitales Anmeldeverfahren ermöglicht

-       Einführung eines Semesterflyers in Printversion, der jeweils einen aktuelleren Überblick über die Angebote der Jugendkunstschule bietet

-       Fortführung und Weiterentwicklung der Präsenz in den sozialen Medien

-       Neue Medienpädagogische Angebote, insbesondere kreativer und schöpferischer Umgang mit digitalen Medien wie Coding and Gaming, Beats and Loops, Comics and Stopmotion, 3 D Druck

-       Aktionen mit Themenschwerpunkten wie Upcycling, Nachhaltigkeit, Umwelt

-       Entwicklung und Einführung neuer Vermittlungsformate mit Einrichtungen und Bildungsträgern wie Schulen, Kitas, Streetwork, Jugendzentren, dem Familientreff des Familienbüros sowie den Kultureinrichtungen der Stadt wie der Stadtbibliothek

-       Aufsuchende Jugendkunstschularbeit

Das Lastenfahrrad des Kulturreferats ist als mobile Jugendkunstschule unterwegs. Unter dem Motto „KunstLaster“ bietet es in den Stadtteilen kreative Mitmachaktionen für Kinder und Jugendliche an.

 

Personelle Ausstattung der Jugendkunstschule

-       Leitung Jugendkunstschule und Kreative Erwachsenenbildung: Gereon Kleinhubbert, 32 Wochenstunden

-       Rechnungswesen mit Teilnehmer- und Dozentenverwaltung sowie Pflege der Internetseite: Nadine Opterbeck, seit April 2022, 19 Wochenstunden

Außerdem:

-       Pflege der Auftritte in den Sozialen Medien Facebook, Instagram, Materialbeschaffung: David Jentsch, 5,5 Wochenstunden

 

Mit den aufgeführten bestehenden Arbeitsfeldern und Perspektiven ist das Team der Jugendkunstschule personell herausfordernd ausgelastet.

Die Jugendkunstschule befindet sich in gemeinsamer Trägerschaft des Kulturreferats und des Jugendamts. Das Kinder- und Jugendbüro ist mit der sozialpädagogischen Leitung der Jugendkunstschule betraut, kann sich jedoch mit der derzeitigen personellen Ausstattung nicht aktiv an der Entwicklung der Jugendkunstschule beteiligen.

 

Weitere wichtige Entwicklungsfelder für die Zukunft sind

-       Frühkindliche Förderung

-       Kulturgeragogische Arbeit mit alten Menschen, insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels.

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung

 

Der Bürgermeister

In Vertretung

 

 

 

Ulrich

Beigeordneter und Stadtkämmerer

 

 

Kulturreferentin

 

 

 

 

Simone Schmidt-Apel

Leitung Jugendkunstschule

 

 

 

 

Gereon Kleinhubbert