Beschlussvorschlag:
Der Jugendhilfeausschuss des Rates der Stadt Bergkamen nimmt den Bericht der Verwaltung zum Thema Kinder- und Jugendbeteiligung zur Kenntnis.
Sachdarstellung:
Im Kinder- und
Jugendförderungsgesetz NRW (KJFöG NRW) wird in § 6 die Beteiligung von Kindern
und Jugendlichen ausdrücklich festgelegt. Träger der öffentlichen Jugendhilfe
sind verpflichtet, Kinder und Jugendliche über Angelegenheiten und Vorhaben,
die sie interessieren könnten, aktiv zu informieren. Das Land sowie geförderte
Einrichtungen sollen ihre Strukturen, Angebote und Prozesse partizipativ
ausgestalten, um ihre gesetzlichen Beteiligungspflichten zu erfüllen. § 6 des
KJFöG NRW verpflichtet somit Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und
Verwaltung sowie freie und öffentliche Träger gleichermaßen, gemeinsam
Rahmenbedingungen in Kommunen und Kreisen zu schaffen, die die Mitwirkung von
Kindern und Jugendlichen an sie betreffenden Angelegenheiten sicherstellen.
Partizipation von
Kindern und Jugendlichen ist schon immer ein fester Bestandteil in der
Bergkamener Jugendarbeit. In den städtischen Jugendzentren waren es anfangs die
gewählten Heimräte, die die Interessen der Besucher:innen vertraten und die ein
Mitspracherecht bei der Gestaltung der Jugendhäuser und der jeweiligen
Programme hatten. Regelmäßige Heimratsfahrten für die ehrenamtlichen
jugendlichen Mitarbeiter:innen boten Raum für die Entwicklung von Heimrats- und
Angebotsstrukturen.
Ein anderer
Baustein waren die durch das Kinder- und Jugendbüro organisierten und
durchgeführten SV-Fahrten, aus denen sich viele Jahre lang die Jugendforen
entwickelten. Alljährliche Projekte der Streetwork und der offenen
Jugendarbeit, wie das Projekt „Streetwork goes Bollywood“ mit dem Filmdreh „The
Stray“ und das Projekt Raumflucht, in dem drei Escape-Rooms entstanden, sind
von Jugendlichen angestoßen und partizipativ durchgeführt worden. Verschiedene
Cliquen und Jugendgruppen haben sich für Treffmöglichkeiten, wie Unterstände
eingesetzt und sind bei der Umsetzung vom Kinder- und Jugendbüro unterstützt
worden.
In den letzten
Jahren sind einige weitere Bausteine zu einem dynamischen Kinder- und
Jugendbeteiligungskonzept dazu gekommen.
Baustein 1:
Beteiligung von Kindern im Stadtgebiet fördern und
demokratische Prinzipien vermitteln
Speziell für Kinder im Grundschulalter hat
das Kinder- und Jugendbüro (kijub) verschiedene niedrigschwellige
Beteiligungsformate entwickelt, durch die diese lernen können, ihre Bedürfnisse
wahrzunehmen und sich selbst für diese einzubringen.
Hierzu gehören der
Spielplatztest, die Magischen Kinderorte, die Kinderstadt sowie die kijub
scouts.
Baustein 2:
Jugendliche in Projektform beteiligen
Im zweiten Baustein
geht es um Projekte, die von Jugendlichen angestoßen werden und bei denen das
kijub unterstützend fungiert. Derzeit
sind das der Ausbau der Dirtbike-Strecke „Marinatrails“ in Bergkamen-Rünthe
durch einen Zusammenschluss von Jugendlichen sowie der Umbau des Jugendheims
Yellowstone, der über ein Online-Beteiligungsformat angestoßen worden ist und
nun von Jugendlichen mit umgesetzt wird.
Baustein 3:
Jugendliche Themen und Meinungen in Jugendforen und
-werkstätten sammeln, diskutieren und öffentlich machen
Im Februar 2020 fand
unter der Federführung des Vielfaltsnetzwerks „Bergkamen for all“ unter dem
Motto „Jugend gestaltet Zukunft“ ein erstes großes Jugendforum statt. Hier
wurden Workshops von Jugendlichen für Jugendliche erarbeitet und angeboten. An
einer betreuten Beteiligungswand kamen Kinder, Jugendliche und Politik ins
Gespräch.
Baustein 4:
Jugendlichen strukturell Mitspracherechte in der Politik
einräumen
Jugendlichen eine
Stimme zu geben und ihnen strukturelle Mitspracherechte einzuräumen ist ein
essenzielles Anliegen des kijub. Dieses strukturelle Mitspracherecht wird durch
den Stadtjugendring Bergkamen e. V. für die verbandliche Jugendarbeit im JHA
wahrgenommen.
Weitere Schritte
Das kijub plant aktuell zwei weitere Beteiligungsprojekte.
Für Kinder wird es einen KinderBeteiligungsKoffer geben. Dieser Koffer ist mit verschiedensten Methoden zur Beteiligung von Kindern ausgestattet und von Schulklassen, Einrichtungen, Gruppen und Vereinen ausleihbar. Ergebnisse, die Gruppen mit dem Koffer erzielen, sollen in Politik und Verwaltung vorgestellt, die Ideen gemeinsam diskutiert und umgesetzt zu werden.
Das „kijub Wohnzimmer“ wird ein temporärer Treffpunk für Jugendliche, um mit dem Team Jugendförderung ins Gespräch zu kommen. In dem Pop-Up-Wohnzimmer werden Wünsche und Themen der Jugendlichen gesammelt, die in einem geplanten Jugendforum im jeweiligen Stadtteil mit Politik und Verwaltung diskutiert werden. Ziel ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen und Ideen und Wünsche von Jugendlichen umsetzbar zu machen.
Die im § 8 des SGB VIII sowie im § 6 KJFöG NRW gesetzlich verankerte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in allen sie betreffenden Entscheidungen bedeutet, dass Kinder und Jugendliche angehört und ihre Interessen und Vorschläge berücksichtigt werden müssen. Das immer wieder in das Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu bringen und Beteiligungsprozesse anzustoßen und zu begleiten ist eine zentrale Aufgabe des kijub in der nächsten Zeit.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1. Das Deckblatt
2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
Der Bürgermeister In Vertretung Busch Beigeordnete |
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Stv. Amtsleiter Scharwey |
Sachbearbeiter Vogt, Arne |
Sachbearbeiterin Vogt, Imke |