Betreff
Jahresbericht Wirtschaftsförderung und Tourismus 2012
Vorlage
10/1151
Aktenzeichen
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung der Stadt Bergkamen nimmt die Vorlage – Drucksache Nr. 10/1151 – zur Kenntnis.

Sachdarstellung:

 

  1. Einleitung

    Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland war im abgelaufenen Jahr 2012 in besonderer Weise geprägt von den Bemühungen, die Schulden- und Währungskrise in Europa zu bewältigen. Rückläufige Wachstumsraten haben erste deutliche Spuren nicht nur auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Gleichwohl hat sich die Bundesrepublik Deutschland im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn vergleichsweise gut behaupten können.

    Die wirtschaftlichen Entwicklungen auf lokaler bzw. regionaler Ebene stehen immer auch in einem mehr oder weniger engen Zusammenhang mit den übergeordneten Trends. So ist es deshalb wenig verwunderlich, dass in 2012 die nachlassende gesamtwirtschaftliche Dynamik, Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung in Bergkamen hatte.

    So haben sich einige Kennziffern wie z.B. aus dem Bereichen Arbeitsmarkt oder Einzelhandel/Kaufkraft rückläufig entwickelt. Auch die Tatsache, dass trotz nach wie vor hoher Nachfrage nach gewerblichen Bauflächen keine Grundstücksverkäufe für 2012 realisiert werden konnten, macht deutlich, dass Unternehmen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten ihre Entscheidungen für betriebliche Investitionen eher zurückstellen.

    Neben diesen sich eher ungünstig entwickelnden Rahmenbedingungen hat es auf lokaler Ebene aber auch zahlreiche positive Entwicklungen gegeben. Der vorliegende Jahresbericht gibt einen Überblick zu den Aktivitäten der kommunalen Wirtschaftsförderung und beleuchtet ausgewählte Kennziffern, die eine Einschätzung geben können, inwieweit der Strukturwandel in Bergkamen vorangeschritten ist.

  2. Aufgabenbereiche der kommunalen Wirtschaftsförderung

    Die Schwerpunkte der Wirtschaftsförderung lassen sich auch für das abgelaufene Jahr 2012 wieder wie folgt beschreiben:

    - Flächenanfragen
    - Bestandspflege
    - Modernisierung und Entwicklung von Gewerbe- und Industriegebieten
    - Beobachtung ausgewählter Kennziffern
    - Existenzgründungsberatung
    - Berufliche Beratung von Mädchen und Frauen
    - Tourismusförderung

  3. Flächenanfragen

    In 2012 konnten insgesamt 29 Flächenanfragen registriert werden, die über eine lockere Anfrage hinaus auch mindestens ein konkretes Gespräch mit der Wirtschaftsförderung und den entsprechenden Fachämtern zur Folge hatten. Hierbei sind die Flächenanfragen zum Logistikpark nicht berücksichtigt und werden an späterer Stelle dargestellt.

    Mit insgesamt rd. 145.000 qm nachgefragter Fläche wurden zwar etwa 30.000 qm weniger nachgefragt als im Vorjahr, gleichwohl ist der Nachfragedruck auch in 2012 aus Sicht der Wirtschaftsförderung nach wie vor ungebrochen. Ein Vergleich mit den Nachfragezahlen aus dem Jahre 2010 macht dies deutlich. Damals wurden insgesamt nur rd. 60.000 qm nachgefragt.

    17 Flächenanfragen mit einem Flächenbedarf von ca. 39.400 qm rekrutierten sich aus Bestandsbetrieben. Die Branchenschwerpunkte konzentrierten sich dabei auf die Bereiche Handwerk, Großhandel und Dienstleistungen.
    Die nachgefragten Flächengrößen bewegten sich zwischen 1.000 bis maximal 5.000 qm. Hier ist eine gewisse Kontinuität im Vergleich zu den Vorjahren festzustellen.

    Bei der Nachfrage auswärtiger Unternehmen ist festzustellen, dass mit rd. 59.000 qm sogenannte Projektentwickler eindeutig dominieren. Insgesamt wurden von externen Betrieben ca. 106.000 qm nachgefragt. Der Branchenschwerpunkt liegt wie auch schon in den Vorjahren beim großflächigen Einzelhandel. Die gewünschten Flächengrößen reichen für das Nachfragesegment externer Unternehmen von 2.000 bis über 50.000 qm.

    Im Gegensatz zu den Vorjahren ist es in 2012 nicht gelungen, trotz der zahlreichen Anfragen und intensiver Beratungsgespräche, Flächen neu zu vermarkten. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und können von Seiten der Wirtschaftsförderung nicht immer identifiziert werden.
     
    Festzustellen ist allerdings, dass auch auf Grund der sich eintrübenden wirtschaftlichen Entwicklung manche Unternehmer ihre Expansions- oder Erweiterungsabsichten noch einmal überdenken und um Verlängerung von Optionszeiträumen bitten. Zum Jahresende lagen allein 10 solcher Fälle vor.

    Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung der Kaufinteressenten mag mitunter in den Besonderheiten der angebotenen Flächen liegen. Da es sich im Regelfall bei den verfügbaren Flächen um Restflächen handelt sind die möglichen Grundstückszuschnitte nicht immer optimal. Auch bieten sich an solchen Standorten dann keine späteren Betriebserweiterungen mehr an.

    Die Größe kurzfristig verfügbarer Gewerbeflächen hat sich im Vergleich zum Vorjahr somit nicht verändert und stellt sich wie in nachfolgender Tabelle abgebildet dar:


    Kurzfristig verfügbare Flächen


Gewerbegebiet

verfügbare Flächen

private Eigentümer

öffentliche Hand

Gewerbepark
Rünthe

 9.000 qm

             -

       9.000 qm

Erlentiefenstraße

     14.300 qm

        4.500 qm

       9.800 qm

Grimberg ½

     13.900 qm

      13.900 qm

           -

Rünther Straße

       1.700 qm

            -

       1.700 qm

Haldenweg

     11.900 qm

            -

     11.900 qm

Gesamtflächen

     50.800 qm

      18.400 qm

     32.400 qm



Bei der Betrachtung der Flächenreserven, ist die Verfügbarkeit des Logistikparks an dieser Stelle außer Betracht geblieben. Diese Flächen sind auf Grund ihrer planungsrechtlichen Ausweisung und ihres Zuschnitts ausschließlich für Logistikunternehmen vorgesehen. Die Flächenzuschnitte bewegen sich hier in Bereichen von 30.000 qm aufwärts. Weitere Ausführungen zum Logistikpark erfolgen an späterer Stelle.


  1. Bestandspflege

    Wie bereits zuvor dargestellt, hat es in 2012 im Rahmen der Bestandspflege allein 17 Flächenanfragen gegeben. Die Wirtschaftsförderung koordiniert hierbei regelmäßig die sich anschließenden Gespräche mit den unterschiedlichsten Verfahrensbeteiligten. Neben dem Liegenschaftsbereich gehören hierzu insbesondere die technischen Abteilungen der Verwaltung und in Fällen, in denen Flächen des Kreises Unna betroffen sind, auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna.

    Grundsätzlich wird in diesen ersten Gesprächen immer auch auf die öffentlichen Fördermöglichkeiten bei der Finanzierung von Investitionsvorhaben hingewiesen. In einem Fall wurde durch ein Bestandsunternehmen im Zuge einer geplanten Betriebsverlagerung ein Förderantrag gestellt. In solchen Fällen ist die kommunale Wirtschaftsförderung dann nicht nur beratend tätig, sondern erstellt auch eine von der Bezirksregierung angeforderte Stellungnahme zur Förderwürdigkeit des Vorhabens.

    Auch in 2012 wurden unter Leitung des Bürgermeisters insgesamt fünf Unternehmensbesuche durchgeführt. Im Einzelnen wurden im Februar die Firmen Röttger`s Gartencenter und Garten- und Landschaftsbau Röttger, im Mai die Alten- und Pflegeeinrichtung der AWO, im Juni die Huntsman Advanced Materials sowie im November die Niederlassung der bo frost GmbH besucht. Die Organisation und Vorbereitung dieser Aktivitäten liegt im Zuständigkeitsbereich der kommunalen Wirtschaftsförderung. Im Rahmen dieser Besuche findet regelmäßig ein intensiver Gedankenaustausch statt, der beiden Seiten die Gelegenheit bietet wichtige Informationen zu erhalten.

    Daneben wurden im Laufe des Jahres insgesamt 15 weitere Unternehmen von der Wirtschaftsförderung kontaktiert. In diesen Gesprächen ging es um Themen wie Betriebserweiterungen, Park- und Verkehrsprobleme oder aber auch um das Thema Nachfolgenutzungen.

    Im Juni 2012 wurde der mittlerweile 7. Unternehmerstammtisch durchgeführt. Mit rund 60 Teilnehmern war auch diese Veranstaltung wieder ausgesprochen gut besucht. Industrie- und Handelskammer und die Stadt Bergkamen laden hier regelmäßig über 300 Unternehmen aus Handel, Handwerk, Dienstleistung und Industrie zu einem zwanglosen Gedankenaustausch ein. Zu den Themen Unternehmensfinanzierung und Fachkräftesicherung konnten fachkundige Referenten gefunden werden. Zum Jahresende trifft sich ein ähnlich zusammengesetzter Teilnehmerkreis zum IHK-Wirtschaftsgespräch zu dem die IHK ihre Verbandsmitglieder einlädt.

    Mit dem Projekt „City-Welcome“ konnte die Stadt in 2012 an sieben markanten Stellen im Stadtgebiet in Zusammenarbeit mit ausgewählten Bestandsbetrieben eine besondere Art der Beschilderung realisieren. Auf diesen Willkommens-Schildern werden Gäste und Besucher der Stadt nicht nur in der Landessprache der Städtepartner begrüßt, sondern sie erfahren auch durch ausgewählte Bildmotive von touristischen Highlights im Stadtgebiet. Den teilnehmenden Unternehmen wird auf dieser Plattform die Möglichkeit geboten an exponierter Stelle auf sich aufmerksam zu machen. Die Stadt Bergkamen nutzt diese Standorte zukünftig auch um auf ihre Großveranstaltungen wie Hafenfest und Lichtermarkt hinzuweisen.
    Der Wirtschaftsförderung kam bei diesem Projekt die Koordinierung und Umsetzung des Vorhabens zu. Im Rahmen der erforderlichen Genehmigungsprozesse waren neben internen Gesprächen mit den Fachämtern des Hauses auch externe Behörden wie z.B. Straßen NRW sowie der Kreis Unna zu beteiligen. Darüber hinaus war die Stadt Bergkamen beim Einwerben der betrieblichen Partner behilflich. An dieser Stelle sei noch einmal den Werbepartnern herzlich für ihr Mitwirken gedankt.


5.      Modernisierung und Entwicklung von Gewerbe- und Industriegebietsflächen

Breitbandausbau Bergkamen-Rünthe
Im Herbst 2011 hat die Stadt Bergkamen als eine der ersten Kommunen in NRW einen Bewilligungsbescheid zum flächendeckenden Ausbau eines Breitbandnetzes für die Gewerbe- und Industriegebiete in Bergkamen-Rünthe erhalten. Die konkrete Umsetzung des Vorhabens erfolgte mit den Projektpartnern HeLi NET und GSW in der Zeit von Januar bis September 2012.

Der Projektzeitplan konnte exakt eingehalten werden, sodass im September letzten Jahres die Abnahme der Leistung – durch einen externen Gutachter begleitet – durchgeführt werden konnte. Die Wirtschaftsförderung hat das Projekt auch während der gesamten Bauphase kontinuierlich begleitet und hat in Einzelfällen mit betroffenen Firmen Informationsgespräche geführt.

Bei den im Rahmen der Endabnahme durchgeführten Befragungen haben alle Unternehmen sowohl die Baumaßnahmen selbst, als auch die hieraus resultierenden Ergebnisse ausgesprochen positiv bewertet. Zwei Unternehmen berichteten gar von Neueinstellungen, die möglicherweise erst durch diese Infrastrukturmaßnahme realisiert worden sind.

Das seit Herbst 2012 zur Verfügung stehende flächendeckende Breitbandnetz sowie das Projekt insgesamt gilt nicht nur für den Kreis Unna als Beispiel gebendes Vorhaben, dass den Bestandsbetrieben Entwicklungspotenziale ermöglicht und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig und langfristig stärkt. Auch die Vermarktungschancen der vorhandenen Restflächen werden sich unter diesen Bedingungen erheblich verbessern. Dass dieses mit erheblichen öffentlichen Mitteln geförderte Infrastrukturprojekt überregional bedeutend ist, zeigt auch das Ergebnis der in 2012 vorgelegten Bedarfsanalyse und Machbarkeitsstudie zur Breitbandversorgung im Kreis Unna. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Versorgungslage der Gewerbegebiete in Bergkamen durch das Breitbandprojekt erheblich verbessert werden konnte. Fast ein Drittel aller Gewerbeflächen im Stadtgebiet verfügen danach über ein leistungsstarkes Glasfasernetz mit Bandbreiten von mind. 50Mbit/s.

Logistikpark A 2
Mit der Erschließung des 1. Bauabschnitts des Logistikparks A 2 im Herbst 2012 verfügt die Stadt nunmehr über eine rund 90.000 qm große Gewerbefläche, die sich auf Grund ihrer herausragenden Lage für die Ansiedlung von Logistikunternehmen eignet. Insgesamt stehen unter Einbeziehung des 2. Bauabschnitts 200.000 qm Logistikflächen am Markt zur Verfügung.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna hat in diesem Projekt über einen entsprechenden Treuhandvertrag mit der Stadt Bergkamen nicht nur die Aufgaben der Planung und Erschließung dieses Geländes übernommen, sondern auch die erforderlichen Schritte für eine zügige Vermarktung dieser Flächen vorangetrieben. So ist diese Fläche bereits im Oktober letzten Jahres auf der renommierten Immobilienmesse EXPO Real in München beworben worden. In enger Abstimmung mit der Stadt sollen diese hochattraktiven Flächen am Markt angeboten und veräußert werden.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Vermarktungserfolge im Logistikpark Voraussetzung sind, um über die Ausweisung weiterer Gewerbeflächen mit den übergeordneten Planungsbehörden zu verhandeln, werden die Vermarktungsaktivitäten von WFG und Stadt in 2013 intensiviert.


6.      Entwicklungen zur Arbeitslosigkeit in Bergkamen

Die Erholung am Arbeitsmarkt hat sich in 2012 nicht in der erhofften Weise fortgesetzt. Diese Entwicklung ist sicherlich in erster Linie der sich zurückhaltend entwickelnden Konjunktur zuzurechnen.


Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bergkamen
Vergleich 2011/12



Im Laufe des Jahres 2012 lagen die Gesamtzahlen zur Arbeitslosigkeit ab Juni des Jahres durchweg über den Vergleichszahlen des Vorjahres. Betrachtet man allerdings die Arbeitslosenzahlen über einen Zeitraum von sieben Jahren, ergibt sich eine deutlich positivere Einschätzung des Geschehens am Arbeitsmarkt. So lag die absolute Zahl der Arbeitslosen in Bergkamen im Dezember 2012 immer noch um 764 Personen niedriger als die vergleichbare Zahl aus Dezember 2006. Dies entspricht einem Rückgang von rund 22 %.













Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bergkamen
Zeitraum 2006 -2012



Es fällt auf, dass die Entwicklungen in den unterschiedlichen Gruppen deutlich voneinander abweichen. So ist festzustellen, dass über 80 % des Rückgangs der letzten sechs Jahre der Gruppe der SGB III-Kunden (Bundesagentur für Arbeit) zuzurechnen ist. Die Entwicklung bei den SGB II-Kunden (Job-Center) verläuft über den vergleichbaren Zeitraum deutlich ungünstiger. Der Rückgang im Bereich der SGB III-Kunden betrug in den letzten sechs Jahren rund 57 %. Für die SGB II-Kunden ist dagegen nur ein Rückgang von lediglich knapp 6 % zu konstatieren


Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bergkamen
Betrachtung unterschiedlicher Gruppen (SGB II und SGB III)



Betrachtet man die Entwicklung der Frauenarbeitslosigkeit, kommt man mit Blick auf die beiden Rechtskreise (SGB II und III) auch hier zu vergleichbaren Ergebnissen. Insgesamt ist die Entwicklung der Arbeitslosigkeit bei den Frauen in dem Zeitraum seit 2006 positiver verlaufen als bei den Männern. Die Frauenarbeitslosigkeit hat sich im Beobachtungszeitraum demnach um über 25 % reduziert. Bei den Männern war hier nur ein Rückgang um etwas mehr als 18 % zu beobachten.

Ein besonderes Augenmerk soll noch auf die Gruppe der jüngeren (bis 25 Jahre) sowie der älteren (ab 55 Jahre) Arbeitslosen gelegt werden. Für die Altersgruppe der unter 25-jährigen ist für die letzten 6 Jahre ein Rückgang von gut 30 % festzustellen. Hingegen ist die Entwicklung in der Gruppe der älteren Arbeitssuchenden deutlich um fast 26 % angestiegen.


Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bergkamen
Betrachtung unterschiedlicher Gruppen (jüngere und ältere Arbeitslose)



  1. Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung

    Die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse gilt als ein wichtiger Indikator für die Beurteilung inwieweit die Bewältigung des Strukturwandels gelingt.

    Auch für 2012 ist festzustellen, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze zum fünften Mal in Folge gestiegen ist. Zum Stichtag 30.06.2012 ist die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse um 206 auf nunmehr 9.114 Beschäftigte angestiegen. Seit dem Tiefpunkt im Jahre 2007 ist diese Zahl kontinuierlich um 1.315 Arbeitnehmer gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von knapp 17 %.


    Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung


    Im Vergleich zu den Beschäftigtenzahlen der frühen 90-ger Jahre des letzten Jahrhunderts hat sich die Zahl der Arbeitnehmer allerdings drastisch reduziert. So wurden im Jahr 1991 in Bergkamen insgesamt 17.755 sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer registriert. Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass sich Bergkamen im Zuge des Konzentrationsprozesses im Steinkohlenbergbau zu einem Förderschwerpunkt dieser Branche entwickelt hat. Betrachtet man die Zahlen aus den 70-ger Jahren – hier lagen sie bei rund 10.000 – so kann festgestellt werden, dass insbesondere durch die Entwicklungen der letzten fünf Jahre ein erheblicher Aufholprozess stattgefunden hat. Bergkamen erreicht - nunmehr ohne den Bergbau - tendenziell Beschäftigtenzahlen aus den 70-ger Jahren.


    Langfristige Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung



    Auch die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen nach Geschlecht macht deutlich, welch einen Strukturwandel Bergkamen in den letzten 20 Jahren vollzogen hat. Im Jahr 1978 lag der Anteil der männlichen Beschäftigten bei rund 77 %. Diese Quote erhöhte sich bis 1991 auf dann 83 %. Seit dieser Zeit hat sich der Anteil der männlichen Beschäftigten auf knapp unter 60 % reduziert. In der langfristigen Betrachtung ist festzustellen, dass sich die Zahl der weiblichen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse um 1423 oder um 60 % gesteigert hat. Die vergleichbaren Zahlen bei den Männern weisen einen Rückgang von 2094 Arbeitsplätzen aus. Dies entspricht einer Reduzierung von nahezu 28 %.















    Bei der Beurteilung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung lohnt immer auch ein Blick auf die Pendlerströme. War Bergkamen zu Bergbauzeiten noch gekennzeichnet von einem positiven Pendlersaldo, ist heute festzustellen, dass insgesamt über 12.450 Menschen aus- und lediglich 5.816 Personen einpendeln. Mit einem negativen Pendlersaldo von 6.638 Beschäftigten liegt Bergkamen kreisweit an der Spitze. Ein Vergleich mit ausgewählten Kommunen im Kreisgebiet zeigt, dass etwas mehr als 20 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus Bergkamen auch gleichzeitig in Bergkamen einen Arbeitsplatz gefunden haben.

    Sozialversicherungspflichtige Pendler im Kreis Unna



    Auch eine andere Zahl macht deutlich, dass Bergkamen bei der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen noch einen erheblichen Nachholbedarf hat. Setzt man die Zahl der Beschäftigten am Arbeitsort ins Verhältnis zu den Beschäftigten aus dem Wohnort, erhält man einen zugegeben eher theoretischen Wert zum Versorgungsgrad einer Kommune mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Danach kann in Bergkamen der Bedarf an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen nur zu 58 % im Stadtgebiet abgedeckt werden.


    Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte
    Verhältnis Beschäftigte am Wohnort zu Beschäftigte aus dem Wohnort

      8.            Existenzgründungsberatung

Die Existenzgründungsberatung für Bergkamen wird seit vielen Jahren durch ein Expertenteam der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna sicher gestellt. Die IHK zu Dortmund, die Handwerkskammer Dortmund, die Wirtschaftsförderungseinrichtungen der Städte Dortmund und Hamm sowie des Kreises Unna bieten unter dem Dach „Startercenter Westfälisches Ruhrgebiet“ umfassende Beratungsdienstleistungen rund um das Thema Existenzgründung an. Die kommunale Wirtschaftsförderung steht hierbei in einem engen und regelmäßigen Kontakt mit den Beratern dieser Einrichtung.

In 2012 wurden in der Einrichtung der WFG insgesamt 315 Gründungsberatungen durchgeführt. Ein Vergleich mit den Vorjahren zeigt einen deutlichen Rückgang der Beratungszahlen, der im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass die Bundesagentur für Arbeit seit dem 01.01.2012 bei der Genehmigung von Gründerzuschüssen sehr viel zurückhaltender agiert. Mit insgesamt 52 Gründungsberatungen im abgelaufenen Jahr liegt Bergkamen kreisweit an zweiter Position hinter Unna. Der Anteil von 16,5 % an allen Beratungen der Einrichtung zeigt, dass Bergkamen überproportional von diesem Angebot profitiert. In einer der nächsten Sitzungen des Ausschusses für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung wird die WFG über die Arbeit des Startercenters Westfälisches Ruhrgebiet detailliert berichten.


      9.            Berufliche Beratung von Mädchen und Frauen


Die Entwicklung der Arbeitslosenquote der Frauen in Bergkamen ist unter Punkt 6 ausführlich dargestellt und zeigt, dass das geschlechtsspezifische Beratungsangebot der kommunalen Wirtschaftsförde­rung weiterhin gefordert ist, Maßnahmen zur Ver­besserung der Arbeitsmarktchancen für Frauen und Mädchen vor Ort zu ergreifen bzw. zu unterstützen. Durch diese Maßnahmen soll die Erwerbstätigkeit von Frauen gesteigert, prekäre Beschäftigung vermieden und weibli­ches Unternehmertum geför­dert werden.

 

Die kommunale Wirtschaftsförderung führte in Kooperation mit der Volkshochschule Bergkamen und der Agentur für Arbeit Hamm im Jahr 2012 zwei Informationsveran­staltungen für Berufs­rückkehrerinnen durch, an der insgesamt 18 Frauen teilnahmen. Zudem fanden 6 Einzelberatungen zu den Themen Existenzgründung und beruflicher Wiedereinstieg statt. Auf der Veranstaltung zum Internationalen Frauentag am 18.03.2012 wurde das Beratungsangebot in Verbindung mit dem Angebot der Agen­tur für Arbeit Hamm, Beauftragte für Chancengleichheit, präsentiert.

 

Des Weiteren wurden die Aktivitäten in Bergkamen anlässlich des jährlich stattfin­denden Girls’ Day koordiniert, dessen Ziel es ist, Mädchen verstärkt für tech­nisch ori­entierte Berufe zu gewinnen. In 2012 schnupperten 184 Mädchen am Girls’ Day in 15 Betrieben und Institu­tionen in „männertypische“ Berufsbilder. Die Zahlen des Vorjah­res (191 Mädchen in 13 Betrieben) konnten damit nahezu erreicht werden.

 

Die Wirtschaftsförderung wirkte aktiv im Bergkamener Mädchen- und Frauennetzwerk mit und begleitete die dort in 2012 durchgeführten Projekte und Veranstaltungen, wie zum Beispiel den Mädchen-Aktionstag am 27.09.2012.

 

Mit der „Koordinierungsstelle Frau und Beruf“ der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna mbH arbeitete die kommunale Wirtschaftsförderung weiterhin eng zusammen. Insgesamt wurden durch die Koordinierungsstelle in Einzelberatungsge­sprächen in Unna 9 Frauen mit Wohnort Bergkamen beraten. Schwerpunktthemen waren der berufliche Wie­dereinstieg, die Weiterbildung sowie die Förderung beruflicher Weiterbildung.

 

Die kommunale Wirtschaftsförderung arbeitete in 2012 bezogen auf dieses Themen­feld aktiv in verschiedenen Netzwerken mit, wie dem Bergkamener Mädchen- und Frauennetz­werk, dem Frauentagsvorbereitungsteam, dem Netzwerk Frau und Beruf im Kreis Unna, dem Beratungsnetzwerk Wiedereinstieg sowie dem Kooperations­netzwerk für Alleinerziehende.


  10.            Tourismusförderung

Um die touristische Attraktivität der Stadt Bergkamen zu steigern, führte die Verwal­tung im Kalenderjahr 2012 zahlreiche Maßnahmen durch.

Der Initiativkreis Tourismus tagte am 16.01.2012. Themenschwerpunkte waren die buchbaren touristischen Angebote für Gruppen und Einzelreisende, das Online-Re­servierungssystem der Ruhr Tourismus GmbH sowie die aktuellen touristischen Pro­jekte in Bergkamen.

 

Aus dem Initiativkreis Tourismus bildete sich der kleine Arbeitskreis Tourismus, der sich im Laufe des Jahres 2012 insgesamt fünf Mal tagte. Dieser Arbeitskreis entwi­ckelte unter anderem das Konzept für die Veranstaltungsreihe „Werde Entdecker!“, die im Januar 2013 startete und bei der touristisch orientierten Betriebe an bestimmten Tagen ihre Türen zum Schnuppern öffnen.

 

Das Stadtmuseum Bergkamen wird seit dem 01.01.2012 als Leistungspartner der RUHR.TOPCARD geführt und ist damit in die gesamten Marketingaktivitäten der Karte eingebunden, was sich positiv auf den Bekanntheitsgrad der Stadt Bergkamen auswirkt.

 

Das Angebot an Stadt-, Stadtteil- und Themenführungen des Gästeführerrings Berg­kamen wurde 2012 deutlich erweitert und erstmalig über einen breit gestreuten Flyer bekannt gemacht. Diese Marketingmaßnahmen hatten nachweislich Erfolg und führ­ten zu einer deutlichen Zunahme der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Gästefüh­rungen von 512 im Jahr 2011 auf 651 im Jahr 2012 (+ 27 %).

 

Die Touristikbörse auf dem Hafenfest wurde 2012 unter Einbeziehung der lokalen touristischen Anbieter und Partner der RUHR.TOPCARD weiter ausgebaut. Gleich­zeitig verstärkte die Stadt Bergkamen ihre Kommunikation nach außen durch Prä­senz und/oder Prospektverteilung auf tou­ristischen bzw. fahrradtouristischen Messen und Veran­staltungen, wie z.B. DO-City bewegt sich, Fahrradsommer der Industrie­kultur in Bochum, Sattelfest in Hamm, etc.

 

Weiterhin begleitete die Tourismusförderung der Stadt im Jahr 2012 das Projekt Evolutionspark/Dinosaurierpark. Der Schwerpunkt der Aufgaben für dieses Projekt lag in dem Berichtszeitraum auf Planungstätigkeiten, die durch das Technische Dezernat, Sachgebiet Planung, begleitet wurden. Durch ein Schreiben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW an das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW im Dezember 2012 wurde allerdings deutlich, dass eine Umsetzung des Projektes an dem geplanten Standort Romberger Wald nicht weiter realistisch ist. Daher werden nun Alternativstandorte in Bergkamen geprüft.

 

Ein weiteres Projekt, das durch die Tourismusförderung im Jahr 2012 begleitet wurde, war die „Mobile Radstation am ZOB Bergkamen“. Nach einer Befragung der Betriebe rund um den Busbahnhof und einer Nutzerbefragung der Buskunden wurde vom 2. Juli bis 5. Oktober ein Testbetrieb durchgeführt. Über dieses Projekt wurde bereits ausführlich in der letzten Sitzung dieses Ausschusses berichtet (Drucksache Nr. 10/1074).

 

Ein wichtiger Aufgabenschwerpunkt war die Begleitung der Römer-Lippe-Route. Für den Fluss begleitenden Fernradweg erfolgten in 2012 im Bereich Marketing vorbereitenden Tätigkeiten für die Publikationen, die ab Anfang 2013 verfügbar sind und auf touristischen Messen verteilt werden. Dazu zählte zum Beispiel die persönliche Ansprache der Bergkamener Betriebe entlang der Route im Hinblick auf einen kostenpflichtigen Eintrag im Beherbergungsverzeichnis.

 

Mit der Einweihung der Holz-Erde-Mauer im September 2012 gewann die Stadt eine bedeutende touristische Sehenswürdigkeit hinzu. In diesem Zusammenhang wurde das Konzept „Römerpark Bergkamen“ entwickelt, das vorsieht, dass die drei Elemente

 

-          Ausgrabungsstätte Römerlager Oberaden mit Holz-Erde-Mauer

-          Archäologischer Lehrpfad

-          Römische Abteilung im Stadtmuseum

 

zukünftig unter einer „Dachmarke“ vermarktet werden und Besucherinnen und Besucher entsprechend gelenkt werden sollen. Hierzu wurde durch das Kulturreferat mit Unterstützung der Tourismusförderung ein Förderantrag gestellt. Dieser beinhaltet Elemente der infrastrukturellen Verbesserung sowie der Vermarktung des „Römerparks Bergkamen“. Der Antrag wurde Ende 2012 bei der Bezirksregierung Arnsberg eingereicht. Eine Entscheidung über den Antrag ist für März 2013 in Aussicht gestellt.

 

Die Übernachtungszahlen in Bergkamen waren in 2012 leicht rückläufig. Während im Jahr 2011 von IT.NRW noch 14.369 Übernachtungen ausgewiesen wurden, waren es im Jahr 2012 insgesamt 12.395.

 

2012 wurden 1704 Übernachtungen im Gästehaus Marina Nord gezählt, davon fan­den 88 auf dem Zeltplatz statt. Mit durchschnittlich 142 Übernachtungen pro Monat lag das Ergebnis ungefähr auf Vorjahresniveau (144 Übernachtungen pro Monat). Die Übernachtungen auf dem Wohnmobilhafen konnten mit 2280 Tickets in 2012 um 8,6 % gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden.

 

Von den 12.395 von IT.NRW ermittelten Übernachtungen im Zeitraum Januar bis Dezember 2012 entfielen 7.516 auf Hotels. Die 2280 Tickets auf dem Wohnmobilstellplatz sowie die 88 gezählten Übernachtungen im Gästehaus Marina Nord sind der Kategorie „Camping“ zuzuordnen. Demnach entfallen 2.511 Übernachtungen auf den Bereich Privatvermieter, Gasthöfe und Pensionen. Gemäß dwif betragen in Nordrhein-Westfalen die durchschnittlichen täglichen Ausgaben bei Übernachtung im Hotel 145,60 €, bei Übernachtung bei Privatvermietern 64,10 € und beim Camping 23,70 €. Somit lässt sich für Bergkamen für den Zeitraum Januar bis Dezember 2012 ein touristisch generierter Bruttojahresumsatz von 1,31 Mio € ermitteln.

 

Für die Zukunft sind ruhrgebietsweit Maßnahmen zu entwickeln und zu ergreifen, die dazu führen, das durch RUHR.2010 erwachte Gästeinteresse aufrecht zu erhalten. Über die Kooperation mit der regionalen Tourismusorganisation Ruhr Tourismus GmbH wirkt Bergkamen in diesem Prozess aktiv mit. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „Römer-Lippe-Route“, durch das der bestehende Fernradweg „Römerroute“ verbessert und als Fluss be­gleitender Themenradweg neu etabliert wird. Hier ergeben sich für die Stadt Bergka­men, die mit dem RÖMERPARK BERGKAMEN einen bedeutsamen Ankerpunkt der Route vorhält, mit der Eröffnung des Fernradweges im Frühjahr 2013 deutliche Chancen auf verstärkte Umsätze in den Bereichen Gastronomie und Beherbergungsgewerbe. Der Ruhrtal­Radweg erwirtschaftet beispielsweise laut einer aktuellen Untersuchung einen Brut­tojahresumsatz von 26,9 Mio €, davon entfallen 19,3 Mio € auf das Gastgewerbe, 3,2 Mio € auf den Einzelhandel und 4,4 Mio € auf den Dienstleistungssektor. Ähnliche Effekte erwarten die Experten von der Römer-Lippe-Route.

 

Ziel der Stadt Bergkamen ist es, die Tourismusförderung als Bereich der Wirt­schaftsförderung in den kommenden Jahren weiter fortzuführen und die angestoße­nen Entwicklungsprozesse kontinuierlich zu begleiten, um die wirtschaftlichen Poten­ziale auszuschöpfen, die dieser Sektor im Hinblick auf neue Arbeitsplätze und die Generierung von touristischen Umsätzen bietet.

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung

 

Der Bürgermeister

 

 

 

 

Schäfer

 

 

Amtsleiter

 

 

 

 

Turk

Sachbearbeiter

 

 

 

 

Kärger