Beschlussvorschlag:
Der Haupt- und
Finanzausschuss nimmt die Vorlage - Drucksache Nr. 10/0840 - zur Kenntnis.
Sachdarstellung:
Entwicklung
Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing
Inhalt
I. Stadtmarketing
in der Theorie
II. Projekte/Maßnahmen
der Stadt Bergkamen
III. Stadtmarketing
in der Praxis
1. Wirtschaftsförderung
1.1.
Grundsätzliche Vorbemerkungen
1.2.
Ist-Beschreibung der Wirtschaftsförderung in Bergkamen
1.3.
Entwicklungsperspektive der kommunalen Wirtschaftsförderung
1.3.1. Bereitstellung ausreichender
Gewerbeflächenpotenziale und
Modernisierung vorhandener Gewerbegebiete
1.3.2. Stärkere Einbeziehung von Betrieben mit
Migrationshintergrund
1.3.3. Auswirkungen des demografischen Wandels auf die
Betriebe
1.3.4. Stärkung des Einzelhandels
1.3.5. Einbindung Bergkamens in die Wissens- und
Wissenschaftsregion
1.4.
Abschließende Bemerkungen zur Wirtschaftsförderung
2. Tourismus
2.1.
Grundsätzliche Vorbemerkungen
2.2.
Ist-Beschreibung der Tourismusförderung in Bergkamen
2.3.
Entwicklungsperspektive der Tourismusförderung
2.4. Abschließende Bemerkungen zum Tourismus
3. Stadtwerbung /
Veranstaltungsmanagement
3.1.
Grundsätzliche Vorbemerkungen
3.2.
Ist-Beschreibung des Tätigkeitsfeldes „Stadtwerbung/Veranstaltungs-
management“
3.2.1. Veranstaltungsmanagement
3.2.2. Stadtwerbung und –service
3.2.3. Internet
3.3.
Abwägung „Bergkamen Marketing GmbH“ oder Betrieb gewerblicher Art
3.4.
Zukünftige Organisation: Betrieb gewerblicher Art (BgA)
IV. Vereinsgründung
I. Stadtmarketing in der Theorie
Ein umfassendes
Stadtmarketing verfolgt in der wissenschaftlichen Theorie eine ganzheitliche Stadtentwicklung, deren
Ziel es ist, eine Stadt als Wirtschafts- und Lebensraum attraktiver zu
gestalten. Das schließt den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit einer Stadt in
ökonomischer, sozial-kultureller und ökologischer Hinsicht, die Stärkung eines
positiven Außenimages sowie die Förderung des Bewusstseins und der
Identifikation in der Bevölkerung für und mit der eigenen Stadt ein.
II. Projekte/Maßnahmen der Stadt Bergkamen
Folgende gezielte
Maßnahmen und Projekte wurden in der Vergangenheit durchgeführt:
a) Entwicklung und Aufstellung von ökonomischen
und nicht-ökonomischen Leitbildern für die Stadt Bergkamen (Forschungsgruppe
Standortpolitik des Instituts für Politikwissenschaft der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster - nachfolgend WWU abgekürzt - unter Leitung von
Prof. Dr. Wittkämper im Jahr 2005)
b) Mehrfach öffentlich geförderte Projekte im
Rahmen der Stadtmarketing-Initiative „Ab in die Mitte“
c) Entwicklung eines Corporate Designs mit neuem
Logo (Wort-Bild-Marke) durch einen Studenten der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster im Jahr
2007; hierbei wurden die Leitideen von Prof. Dr. Wittkämper in der Gestaltung umgesetzt
d) Beauftragung eines interdisziplinären
Studententeams der Westfälische Wilhelm-Universität Münster, Fachbereich
Geowissenschaften, mit der Auswertung des bisherigen Stadtmarketing-Prozesses,
der Analyse der spezifischen Situation Bergkamens und der Formulierung von
Handlungsempfehlungen für die künftige Ausrichtung des Stadtmarketings
(2008/2009)
e) Durchführung von Befragungen von
verschiedenen Stadtmarketingorganisationen in der Region hinsichtlich ihrer
Tätigkeitsschwerpunkte, Organisation und personeller Ausstattung (2010)
ad a)
Die von dem Team
unter Prof. Dr. Wittkämper entwickelte Gesamtbotschaft für Bergkamen lautet: „Bergkamen – Stadt der Wirtschaft und
Lebensqualität“. Diese gliedert sich in ein ökonomisches Leitbild „Junge Stadt – Brücke zu Ihren Erfolgen“
und ein nicht-ökonomisches Leitbild „Bergkamen
– Lust auf Entdecken und Erleben“.
ad b)
Die Stadt Bergkamen
wurde in den Jahren 2000, 2001, 2002 und 2004 über die Initiative „Ab in die
Mitte“ gefördert und etablierte dadurch z.B. den Lichtermarkt als regelmäßige
Großveranstaltung in der Innenstadt.
ad c)
Im Rahmen der
Entwicklung des Corporate Designs bzw. der neuen Wort-Bild-Marke wurden die
Arbeitsergebnisse der WWU zu Grunde gelegt. Das neue Logo „natürlich Bergkamen“
verdeutlicht den Imagewandel Bergkamens von einer Bergbaustadt zu einer
attraktiven Wohnstadt und einem lohnenden Ausflugsziel mit einer Vielzahl an
Sport- und Freizeitangeboten. Der hohe Anteil an Grünflächen in der Stadt, das
Vorhandensein mehrerer Naturschutzgebiete sowie eines breiten Kultur- und Sportangebots
und das Stadtbild prägende Element Wasser werden durch die neue Wort-Bild-Marke
kommuniziert. Diese scheint in besonderer Weise geeignet, den Transport der
Botschaften des Leitbildes in die Öffentlichkeit visuell zu unterstützen.
Das gesamte Corporate
Design betont durch die blaue Farbgebung und die wellenförmige Anordnung der
einzelnen Elemente das Thema „Wasser“. Die Kombination von „Natürlichkeit“ über
das Wortelement und „Wasser“ über das Bildelement symbolisiert das neue
Bergkamen nach der Bergbau-Ära.
ad d)
Ein
interdisziplinäres Studententeam der WWU untersuchte 2008/2009 den Stand des
Stadtmarketing-Prozesses in Bergkamen im Hinblick auf die Formulierung von
Handlungsempfehlungen für die künftige Ausrichtung des Stadtmarketings -
speziell organisatorisch. Das Arbeitsergebnis dieser studentischen Gruppe war
nur in Teilen zufriedenstellend. Wertvoll waren die Hinweise zu dem Stand des
Prozesses. Dazu bedienten sich die Studenten bei einem anerkannten Modell des
Stadtmarketingprozesses in Kommunen mit sechs Phasen:
- Anschubphase
- Situationsanalyss
- Ziel- und
Leitbilddefinition
- Maßnahmenplanung
und –umsetzung
- Controlling
- Fortschreibung
Laut Analyse der
Studenten stand die Stadt Bergkamen im Untersuchungszeitraum bei Phase 3 „Ziel-
und Leitbilddefinition“. Empfohlen wurde, einige Teilbereiche der Phasen 1-3
noch einmal aufzuarbeiten bzw. zu wiederholen bevor in Phase 4 übergegangen
wird.
Die sich dieser
Betrachtung anschließenden Analysen zu möglichen Organisationsformen sind
aufgrund der überwiegend sehr oberflächlichen Sachkenntnisse der Studierenden
nicht anwendbar und führten darüber hinaus seinerzeit auch nicht zu einer
eindeutigen Empfehlung sondern können vielmehr eher als Anregungen gewertet
werden, die in die weiteren Überlegungen eingeflossen sind. Es wurde daraufhin
im Jahr 2010 entschieden, die Wahl der geeigneten Organisationsform – auch
unter Betrachtung der gesetzlichen Rahmenbedingungen - unter Einbeziehung von
Experten (Steuerberater/Juristen/Stadtmarketing-Experten) zu klären.
ad e)
Bei den
Stadtmarketingorganisationen folgender Städte wurden Informationen eingeholt,
die bei den weiteren Überlegungen eingeflossen sind: Kamen, Werne, Lünen, Hamm,
Sundern und Siegen.
III. Stadtmarketing in der
Praxis
Durch die im Jahr
2010 durchgeführten Befragungen anderer Stadtmarketing-Organisationen wurde
deutlich, dass jede Kommune den Begriff „Stadtmarketing“ mit anderen Inhalten und
Schwerpunkten füllt. Insbesondere der Grad der Einbindung der lokalen
Akteure/der Bürgerschaft und des Gewerbes hängt stark von der vorhandenen
Struktur und dem persönlichen Engagement Einzelner ab.
Folgende
Aufgabenfelder werden von beinahe allen untersuchten
Stadtmarketing-Organisationen übernommen, jedoch in unterschiedlichen
Ausprägungen:
-
Veranstaltungsmanagement
/ Veranstaltungskalender
-
Imagewerbung /
Informationsbroschüren / Werbeartikel
-
Citymanagement
/ Stärkung Einzelhandel / teilweise Leerstandsmanagement
-
Touristischer
Service (Gästeinformation, Zimmervermittlung, Verkauf von
Tickets/Angebotspauschalen je nach Ausprägung der Kommune)
Darüber hinaus setzt
jede Kommune eigene Schwerpunkte, indem sie das gesamte Gewerbe (Handel / Dienstleistung
/ Industrie) fördert oder sich auf zum Beispiel ausschließlich auf den Handel
konzentriert. Möglich ist auch, dass Teilbereiche der Stadtentwicklung in die
Stadtmarketingorganisation integriert werden. Dabei gilt der Grundsatz, dass
man sich auf vorhandene Stärken konzentrieren und diese weiter ausbauen sollte.
Letztendlich muss
jede Kommune ihren eigenen Weg finden. Dabei sollte die Erfüllung der Aufgaben
im Vordergrund stehen, die aus der Vielzahl der möglichen Handlungsfelder für
die jeweilige Kommune als die dringlichsten ausgewählt wurden. Dieser
Aufgabenfestlegung voraus gehen muss jedoch eine klare Zieldefinition
abgeleitet aus der strategischen Ausrichtung der Stadtpolitik und
Stadtentwicklung.
Für die einzelnen
Bereiche
1.
Wirtschaftsförderung,
2. Tourismus und
3.
Stadtwerbung/Veranstaltungsmanagement
werden diese im
Folgenden aufgezeigt.
Die
Auseinandersetzung mit dem Thema „Stadtmarketing“, die in der Vergangenheit auf
inhaltlicher Ebene erfolgte, musste aufgrund der aktuellen Rechtsprechung im
Steuerrecht auch auf organisatorischer Ebene zu Veränderungen führen. Die in
den vergangenen 1 ½ Jahren festzustellende Richtungsänderung in der
Rechtsprechung zur Steuergesetzgebung und damit verbundene Änderungen der Prüfpraxis
der Finanzverwaltung bedingten eine zeitliche Verzögerung im
Stadtmarketingprozess aufgrund der notwendigen Anpassungen des Konzeptes an die
aktuellen Gegebenheiten. Die Erfüllung der Stadtmarketingaufgaben innerhalb der
Stadtverwaltung mit dem bis zum 31.12.2010 praktizierten Modell entsprach nicht
den aktuellen steuerrechtlichen Bestimmungen. Eine Anpassung erfolgte per
01.01.2011 durch die Gründung eines Betriebes gewerblicher Art (BgA) innerhalb
der Stadtverwaltung für die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen
sowie für die Maßnahmen der Stadtwerbung („BgA Stadtmarketing“, vgl. 3.2.1. und
3.3.).
Ob die
Stadtverwaltung zukünftig weiterhin in dieser Form operieren möchte oder eine
andere Organisationsform für das Stadtmarketing für besser geeignet hält,
sollte Gegenstand der Untersuchung im Rahmen dieses Strategiepapiers sein. Die
Grundlagen für die zu treffende Entscheidung werden im Nachfolgenden
dargestellt.
1. Wirtschaftsförderung
1.1.
Grundsätzliche Vorbemerkungen
Die Arbeitsgemeinschaft
kommunale Wirtschaftsförderung in Nordrhein-Westfalen (AGKW NRW) hat in 2010 in
einer Positionsbeschreibung die Aufgaben der kommunalen Wirtschaftsförderung
wie folgt beschrieben: „Kommunale Wirtschaftsförderung wird heute als Summe
aller Maßnahmen verstanden, die kommunale Rahmenbedingungen für
wirtschaftliches Handeln so beeinflussen, dass die Arbeits- und
Lebensbedingungen für Menschen in einer Kommune positiv beeinflusst werden.“
Aus dieser sehr umfassenden Definition ergeben sich folgende Tätigkeitsfelder:
-
Informationsbroker
und Kümmerer in allen wirtschafts- und verwaltungsrelevanten Fragen.
-
Krisenmanager
-
Wirtschaftslobbyist
in Politik und Verwaltung
-
Ratgeber in
Förder- und Finanzierungsfragen
-
Verkäufer und
Makler von Flächen und Immobilien
-
Projektmanager
und Projektentwickler
-
Ideengeber und
Profilgestalter (Standortmarketing)
Aus dem
Positionspapier des AGKW NRW lässt sich unschwer erkennen, wie breit die
Thematik Wirtschaftsförderung aufgestellt sein kann. Für Kommunen mittlerer
Größenordnung wie Bergkamen ist es daher sinnvoll, sich auf bestimmte
Aufgabenfelder zu konzentrieren und sich darüber hinaus zur Erledigung weiterer
Aufgaben kompetenter Kooperationspartner zu bedienen.
In den
Handlungsempfehlungen des von der WWU im Jahr 2005 entwickelten Leitbildes für
Bergkamen wurde unter der Gesamtbotschaft „Bergkamen
– Stadt der Wirtschaft und Lebensqualität“ auch ein ökonomisches Leitbild
formuliert, dass überschrieben war mit dem Titel „Junge Stadt – Brücke zu Ihren Erfolgen“.
In den Empfehlungen
der WWU werden Maßnahmen zur Netzwerkbildung in verschiedenen Bereichen ebenso
angesprochen, wie zum Beispiel der Aufbau eines Hochschul- und
Wissenschaftsnetzwerkes. Bei näherer Betrachtung sollten diese Handlungsfelder
Gegenstand von Aktivitäten regional tätiger Wirtschaftsförderungseinrichtungen
sein.
Bislang hat es
zwischen den Aufgabenfeldern der Wirtschaftsförderung und dem Stadtmarketing
eine weitgehende Trennung gegeben, wenngleich es auch schon in der Vergangenheit
immer wieder auch punktuell gemeinsame Anknüpfungspunkte gab. Für eine
strategische Neuausrichtung der Aufgabenbereiche war daher zu prüfen, ob eine
engere Verzahnung der Bereiche sinnvoll ist.
Im Rahmen von
strategischen Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung des Sachgebietes
Wirtschaftsförderung & Stadtmarketing wurden daher die Bereiche mit
gemeinsamen Handlungsfeldern identifiziert. Für diese Handlungsfelder (zum
Beispiel Einzelhandel oder Betriebe mit Migrationshintergrund) sind Zielvorstellungen
auf der Basis durchzuführender Ist-Analysen zu entwickeln. Weitere Ausführungen
hierzu finden sich unter Ziffer 1.3.
1.2.
Ist-Beschreibung der Wirtschaftsförderung in
Bergkamen
Betrachtet man das
Aufgabenspektrum der kommunalen Wirtschaftsförderung im engeren Sinne, finden
sich nur in geringem Umfang Anknüpfungspunkte zwischen Stadtmarketing und
Wirtschaftsförderung.
Kommunale Wirtschaftsförderung bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen
Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Der Erfolg bzw. Misserfolg von
Wirtschaftsförderung wird dabei in der Öffentlichkeit nur allzu oft daran
festgemacht, wie sich bestimmte Kennziffern, die auch ein Ranking zwischen den
Kommunen ermöglichen, entwickeln.
Der Aufgabenbereich der kommunalen Wirtschaftsförderung wird in Bergkamen
seit nunmehr über 20 Jahren wahrgenommen. Die Position der Stelle ist in der
Ämterorganisation der Stadt als Sachbearbeiterstelle ausgewiesen und war in der
Vergangenheit unterschiedlichen Ämtern zugeordnet. Grundsätzlich war der
Aufgabenbereich der Wirtschaftsförderung immer dem Dezernat des
Stadtdirektors/Bürgermeisters zugeordnet.
Vor diesem
Hintergrund haben sich in den letzten Jahren folgende Aufgabenschwerpunkte
entwickelt:
-
Bestandspflege
-
Fördermittelberatung
-
Bereitstellung und
Modernisierung gewerblicher Bauflächen
-
Lotsenfunktion
-
Existenzgründungsberatung
-
Das beruflich
orientierte Beratungsangebot für Bergkamener Frauen und Mädchen
Die kommunale
Wirtschaftsförderung verstand und versteht sich bei ihrer Aufgabenerledigung
immer als ein Akteur unter vielen. Der wichtigste Kooperationspartner ist dabei
sicherlich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft
des Kreises Unna mbH (WFG). Hier gab und gibt es zahlreiche Kooperationen,
die über die Jahre grundsätzlich ausgesprochen positiv zu beurteilen sind.
Beispiele für erfolgreiche Kooperationen sind die Entwicklung und Vermarktung
des Westfälischen Sportbootzentrums aber auch Projekte wie der Gewerbepark
Rünthe oder der Logistikpark A 2. Darüber hinaus wird die
Existenzgründungsberatung seit einigen Jahren über die WFG angeboten und im
Bereich „Frau und Beruf“ arbeitet die kommunale Wirtschaftsförderung eng mit
der Koordinierungsstelle Frau und Beruf der WFG zusammen, wobei der
Aufgabenschwerpunkt der kommunalen Einrichtung auf der Einzelberatung liegt und
der Schwerpunkt der WFG auf Netzwerkbildung und betriebliche Projekte.
Die Bestandspflege ist das
Haupttätigkeitsfeld der kommunalen Wirtschaftsförderung. Hier galt es in der
Vergangenheit die Rahmenbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten für die
vorhandenen Unternehmen durch geeignete Maßnahmen zu sichern.
Dabei reichten diese Maßnahmen von Fördermittel- und Krisenberatungen über die
Vermittlung/Veräußerung von Gewerbeflächen und Immobilien bis hin zu
Hilfestellungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren.
Die Durchführung von Informationsveranstaltungen für bestimmte Branchen
(Einzelhandel, Handwerk), Gewerbegebiete aber auch für die gesamte
Unternehmerschaft gehörte in den letzten Jahren zum Angebot der
Wirtschaftsförderung. Hier ist der seit nunmehr sechs Jahren sehr erfolgreich
durchgeführte Unternehmerstammtisch
in besonderer Weise hervorzuheben. Daneben gehören seit einigen Jahren
regelmäßig durchgeführte Firmenbesuche durch die Verwaltungsspitze statt. Zu
einzelhandelsspezifischen Aktivitäten wird auf Ziffer 1.3.4 verwiesen.
1.3.
Entwicklungsperspektiven der kommunalen
Wirtschaftsförderung
Grundsätzlich soll
der Aufgabenkatalog der kommunalen Wirtschaftsförderung auch zukünftig in
Bergkamen vor Ort erfüllt werden. Vor dem Hintergrund der erkennbaren Schwächen
und Defizite und vor dem Hintergrund heute schon erkennbarer
Entwicklungsperspektiven wurden für die Zukunft einige grundlegende
Überlegungen angestellt.
Die zukünftige
Ausrichtung der kommunalen Wirtschaftsförderung soll sich bei den nachfolgend
beschriebenen möglichen Aufgabenfeldern an der formulierten ökonomischen
Leitbotschaft „Junge Stadt – Brücke zu
Ihren Erfolgen“ aus der Leitbildentwicklung der WWU orientieren.
Dieser Leitbotschaft
hat die wissenschaftliche Analyse der WWU die folgenden Teilbotschaften
zugeordnet:
-
Wir sind Ihre
Startbasis
-
Hier arbeiten
Innovatoren
-
Eine Stadt mit
Menschen und Potenzialen
-
Eine junge
Stadt mit Dreiklang: Wirtschaftsqualität, Kulturqualität, Lebensqualität
In den nachfolgend beschriebenen Entwicklungsperspektiven der
kommunalen Wirtschaftsförderung soll die Umsetzung dieser Teilbotschaften so
weit als möglich unterstützt werden.
1.3.1. Bereitstellung ausreichender
Gewerbeflächenpotenziale und Modernisierung
vorhandener Gewerbegebiete
Hinter der
Teilbotschaft „Wir sind Ihre Startbasis“
verbirgt sich gerade auch der Anspruch, Gewerbe- und Industriebetrieben in
ausreichendem Umfang Flächenpotenziale anbieten zu können.
Die
Angebotssituation bei gewerblichen
Bauflächen ist vor dem Hintergrund der weggefallenen Bergbauarbeitsplätze
als völlig unzureichend einzuschätzen. Die bisherigen Berechnungssystematiken
(z.B. GIFPRO) sind aus Sicht der Stadt nicht geeignet, dieses Defizit zu
beseitigen. Die Stadt Bergkamen muss daher alles daran setzen, um mittelfristig
weitere Gewerbeflächen auszuweisen. Da sich lediglich die ehemaligen
Bergbaustandorte Grimberg 1/2, Grillo IV und Haus Aden für eine Reaktivierung
eignen, bleibt nur die Inanspruchnahme bislang landwirtschaftlich genutzter
Flächen.
Im Herbst 2011 soll
der neue Flächennutzungsplan der Stadt Bergkamen in Kraft treten. Die
Ausweisung zusätzlicher Gewerbe- und Industriegebietsflächen wurde hierbei
zunächst nicht berücksichtigt. Vielmehr soll die zeitnahe Vermarktung des
Logistikparks A 2 die Option für die Ausweisung eines gänzlich neuen Gewerbe-
und Industriestandortes eröffnen. Sobald die Flächen des Logistikparks A 2
vermarktet sind, werden Potenzialflächen mit den zuständigen Planungs- und
Genehmigungsbehörden untersucht und bewertet.
Die Frage der
Bereitstellung ausreichender Gewerbe- und Industriegebietsflächen wird gerade
für Bergkamen von elementarer Bedeutung sein, wenn langfristig das Ziel
verfolgt wird, das Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in Bergkamen zu
verbessern.
Eine weitere
Teilbotschaft der Leitbildstudie der Universität Münster ist überschrieben mit
dem Titel: „Hier arbeiten Innovatoren“.
Innovatoren benötigen
neben hervorragenden Verkehrsanbindungen in immer stärkerem Maße
leistungsfähige Breitbandinfrastrukturen.
Hieraus lässt sich in Bezug auf die Qualität vorhandener bzw. zukünftig zu
entwickelnder gewerblicher Bauflächen die Aufforderung ableiten, für einen
zeitnahen Ausbau einer modernen Telekommunikationsinfrastruktur zu sorgen, die
den Bestandsunternehmen gleiche Wettbewerbsbedingungen garantiert und neuen
Unternehmen einen Anreiz bietet, den Standort Bergkamen ins Kalkül zu ziehen.
Die Wirtschaftförderung
hat hierzu bereits in der Vergangenheit im Westfälischen Sportbootzentrum
entsprechende Ausbaumaßnahmen erfolgreich unterstützt. Darüber hinaus waren die
Bemühungen der Wirtschaftsförderung erfolgreich, im Rahmen bereits bestehender
Gewerbe- und Industriegebiete in erheblichem Umfang öffentliche Fördermittel zu
akquirieren, um die Standortnachteile auf Grund nicht vorhandener
Infrastrukturen zu beseitigen (Gewerbe- und Industriegebiet Rünthe). Beim
Ausbau neuer Standorte wird bereits Wert darauf gelegt, dass die Industrie- und
Gewerbeflächen zukunftsfähig entwickelt werden.
Konkret geschieht dies momentan beim Ausbau des Logistikparks A 2.
Gerade im Hinblick
darauf, dass die Stadt Bergkamen mit dem eingeleiteten Strukturwandel auch ein
gänzlich neues Klientel ansprechen will kommt dem Projekt „Wasserstadt Aden“ eine immense Bedeutung zu. Mit der
geplanten Entwicklung eines völlig neuen Stadtquartiers sollen gerade die mit
der Teilbotschaft „Hier arbeiten Innovatoren“ angesprochenen
produktionsorientierten Dienstleister und Existenzgründer für diesen Standort
interessiert werden.
1.3.2. Stärkere Einbeziehung von Betrieben
mit Migrationshintergrund
Die
Bevölkerungsstruktur Bergkamens ist stark geprägt von Menschen mit
Migrationshintergrund. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass der
Bestand an Unternehmen mit einem solchen Hintergrund in Bergkamen relativ hoch
ist. Allein die Gewerbedatei der Stadt weist 222 Betriebe mit ausländischen
Inhabern aus. Dem sind noch diejenigen Unternehmen hinzuzurechnen, deren
Inhaber zwar mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen aber
gleichwohl einen Migrationshintergrund aufweisen.
Im Rahmen des
Projektes „Interkulturelle Stadtentwicklung“ wurden Anfang 2003 im Rahmen eines
Zielgruppengespräches die ausländischen Gewerbetreibenden vom Bürgermeister
eingeladen. Auf Initiative der Stadt wurde diese Zielgruppe im Verlauf des
Jahres verschiedentlich aufgerufen, sich für die Einrichtung und Etablierung
eines Unternehmerstammtisches für Gewerbetreibende mit Migrationshintergrund zu
engagieren. Diese Initiativen der Stadt sind dann allerdings wegen mangelnden
Interesses seitens der Gewerbetreibenden nicht weiter verfolgt worden.
Aus der in der
Leitbildanalyse des WWU abgeleiteten ökonomischen Teilbotschaft „Eine Stadt mit
Menschen und Potenzialen“ ergeben sich zukünftig für die Wirtschaftsförderung
verstärkt Handlungsperspektiven. Vor dem Hintergrund eines relativ hohen
türkischstämmigen Bevölkerungsanteils in Bergkamen – mehr als 50 % der
Unternehmen mit ausländischen Inhabern sind türkischer Nationalität - ist diese
Personengruppe in besonderer Weise bei Maßnahmen und Projekten einzubinden.
1.3.3. Auswirkungen des demografischen
Wandels auf die Betriebe
Der demografische
Wandel wird die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Unternehmen
nachhaltig beeinflussen. Dies wird sich sowohl auf die Beschaffung von
qualifizierten Arbeitskräften als auch auf die konkrete Ausgestaltung der
Arbeitsplätze in den jeweiligen Betrieben beziehen. Die kommunale Wirtschaftsförderung
hat diese Thematik einmal im Rahmen eines Unternehmerstammtisches diskutiert,
ohne dass sich hieraus weitere Aktivitäten ergeben haben. Für die Zukunft sind
in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren (IHK, Handwerkskammern, WFG u.a.)
Entwicklungsperspektiven zu erarbeiten und aufzuzeigen, die sicherstellen, dass
in einer schrumpfenden Bevölkerung die Bedürfnisse sowohl der Betriebe als auch
der Beschäftigten Berücksichtigung finden.
Auch wenn dieses
Thema offensichtlich noch nicht in ausreichendem Maße im Bewusstsein der
Unternehmen vorhanden ist, wird die Wirtschaftsförderung mit geeigneten
Kooperationspartnern auf regionaler Ebene konkrete Vorschläge entwickeln, die
einen Weg aufzeigen sollen, Mitarbeiter länger im Arbeitsprozess zu halten bzw.
Mitarbeiter, die auf Grund von Betreuungs- oder Pflegeaufgaben die
Berufstätigkeit zeitweilig unterbrechen müssen, nach Rückkehr besser wieder in
den Betrieb zu integrieren.
1.3.4. Stärkung des Einzelhandels
Die Stadt Bergkamen
hat in den vergangenen Jahren durch verschiedene Maßnahmen immer wieder den
Kontakt zum Einzelhandel gesucht. So wurden insbesondere für den Einzelhandel
Veranstaltungen/Abfragen zum Thema verkaufsoffene
Sonntage durchgeführt. Im Ergebnis war festzustellen, dass regelmäßig nur
eine kleine Zahl der Adressaten sich von den Themen angesprochen fühlte. So war
z.B. eine im Herbst 2010 durchgeführte Umfrage u.a. zum Thema Late-Night-Shopping offensichtlich für
die Einzelhändler in Bergkamen nicht von Interesse. Bei über 200
angeschriebenen Einzelhändlern hat es hierzu nicht eine einzige Reaktion
gegeben. Dieses Ergebnis ist sicher auch vor dem Hintergrund zu bewerten, dass
es in Bergkamen trotz aller Bemühungen in der Stadtentwicklung, eine Stadtmittebildung
voranzutreiben, keine historisch gewachsene Kaufmannschaft gibt, die als
Ansprechpartner oder Initiator für Aktivitäten in diesem Bereich zur Verfügung
stehen könnte. Die seit den 70ger Jahren als Verein organisierte Nordberg
Werbegemeinschaft hat sich im Jahre 2006 aufgelöst ohne dass eine adäquate
Nachfolgeorganisation gebildet worden wäre. Gegenwärtig existiert lediglich ein
loser Zusammenschluss von wenigen Gewerbetreibenden, der weder personell noch
materiell in der Lage ist, die erforderlichen Initiativen zur Belebung der
Fußgängerzone auf den Weg zu bringen.
Auch die zunehmende
Filialisierung an den beiden Einzelhandelsstandorten (Stadtmitte West,
Nordberg) hat die persönliche Ansprache in den letzten Jahren weiter erschwert.
Die Erfahrungen der
Vergangenheit haben auch gezeigt, dass verkaufsoffene Sonntage ohne eine
Verbindung zu einem besonderen Event (z.B. Blumenbörse) bis auf wenige
Ausnahmen nicht geeignet waren, Kunden nachhaltig an den Standort Innenstadt zu
binden. Ohne aktives Gestalten der Stadt anlässlich solcher verkaufsoffener
Sonntage wird es auch zukünftig nicht gelingen das Engagement der
Kaufmannschaft zu fördern. Trotz intensiver persönlicher Ansprachen beteiligten
sich bisher nur wenige Einzelhändler an den Aktionen.
Auch wenn die
Erfahrungen mit dem ortsansässigen Einzelhandel eher zurückhaltend zu bewerten
sind, sollte der Einzelhandel verstärkt in den Fokus der Bemühungen sowohl der
Wirtschaftsförderung als auch des Stadtmarketings genommen werden. Hierzu könnte
auch die Schaffung eines Leerstandsmanagements
gehören. Dies setzt allerdings insbesondere auf der Seite der
Immobilienanbieter ein hohes Maß an Kooperationsbereitschaft voraus. Hier ist
der in Teil IV. angesprochene Gewerbeverein intensiv einzubinden, da davon
auszugehen ist, dass ein Teil der Vereinsmitglieder auch gleichzeitig
Immobilieneigentümer sein wird.
Darüber hinaus muss
darauf hingewiesen werden, dass die Leerstandsproblematik kein ausschließliches
Bergkamener Problem darstellt. Im Übrigen haben die Bemühungen von
professionellen Immobilienmaklern in der Vergangenheit nicht die Erfolge
gezeigt, die für eine nachhaltige Verbesserung der Leerstandssituation
wünschenswert gewesen wären.
Gerade die Bereiche
des Einzelhandels- und die Leerstandsproblematik sollten zukünftig gemeinsame
Aufgabenfelder sowohl der Wirtschaftsförderung als auch des Stadtmarketings
sein. So könnte z.B. über eine verstärkte Einbindung des Einzelhandels in
etablierte Veranstaltungsformate (Lichtermarkt, Blumenbörse, Kultursommer etc.)
eine stärkere Identifizierung mit dem Standort erreicht werden.
Die Kaufkraftbindung hat sich in Bergkamen
in den letzten Jahren durch kräftige Kaufkraftzuflüsse von außen sehr positiv
entwickelt. Dennoch ist festzuhalten, dass vor dem Hintergrund des
dominierenden Oberzentrums Dortmund, das mit seinem breiten
Einzelhandelsangebot gerade auch gehobene Ansprüche des mittel- bzw.
langfristigen Bedarfs bedienen kann, und mit der Erkenntnis, dass die
einzelhandelsrelevante Kaufkraft in Bergkamen unterdurchschnittlich ausgeprägt
ist, eine zukünftige Einzelhandelsstrategie nach Auffassung der
Wirtschaftsförderung langfristig darauf auszurichten ist, die Versorgung des
täglichen Bedarfs nachhaltig zu sichern, und dort wo es in diesem Segment noch Lücken
gibt, diese zu schließen. Entsprechende gutachterliche Untersuchungen haben
hier insbesondere im Ortsteil Oberaden Versorgungsdefizite aufgezeigt.
Bemühungen, die darauf abzielen hochwertige Einzelhandelsangebote an die
vorhandenen Zentren (Innenstadt West bzw. Innenstadt Ost) zu locken, sollten
sich darauf reduzieren, dass die Stadt lediglich auf Anfragen reagiert und
nicht aktiv die Märkte sondiert.
1.3.5. Einbindung Bergkamens in die Wissens-
und Wissenschaftsregion
In der
Leitbilddokumentation der WWU wird zu diesem Aktionsfeld ausgeführt, dass
„…Wissen zunehmend ein bestimmender Faktor in der Wirtschaft ist…“. Dieser
Einschätzung kann grundsätzlich zugestimmt werden, da die Wettbewerbsfähigkeit
einer Region in Zukunft in hohem Maße davon abhängig sein wird, inwieweit es
gelingt, das an Hochschulen vorhandene Innovationspotenzial gerade auch
Unternehmen in Bergkamen zugänglich zu machen.
Die allerdings
hieraus abgeleiteten Handlungsfelder wie z.B. der Aufbau eines
Wissenschaftsnetzwerkes oder die Initiierung einer Projektgruppe bis hin zur
Berufung eines Hochschulbeirates sind
für Bergkamen durch die lokale Wirtschaftsförderung nicht umzusetzen.
Die Versuche der kommunalen Wirtschaftsförderung zum damaligen Zeitpunkt
(2005/2006) haben gezeigt, dass es zwar durchaus Kontakte zwischen Unternehmen
und Hochschulen in der Region gibt, diese aber im Regelfall dann einen
konkreten betrieblichen Hintergrund hatten. Der Aufbau netzwerkähnlicher
Strukturen ist damit aber nicht gelungen.
Auch vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen ist die Thematik „Einbindung der
Stadt/Region in die Wissensregion“, einer regional agierenden Institution zu
übertragen. Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna mit dem Verein „Der Innovationsstandort e.V.“
ist hierfür ein geeigneter Partner. Diese Einrichtung verfügt schon heute über
entsprechende Erfahrungen und ist über ihre langjährige Tätigkeit in diesem
Bereich in die entsprechenden Netzwerke eingebunden. Auch im Bereich der
Betreuung von Netzwerken verfügt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft über
große Erfahrungen, die für eine bessere Vernetzung des Bergkamener
Mittelstandes mit der regionalen Hochschullandschaft genutzt werden könnte.
Ein weiterer
wichtiger Partner auf lokaler Ebene ist die Technopark Kamen GmbH bei der die Stadt Bergkamen seit Gründung
dieser Einrichtung auch Gesellschafter ist. Die Kontakte zu dieser Einrichtung
sind zukünftig zu intensivieren mit der Zielrichtung, gerade auch Bergkamener
Unternehmen die Zugangsmöglichkeiten zum Technopark zu erleichtern.
1.4.
Abschließende Bemerkungen zur
Wirtschaftsförderung
Die kommunale
Wirtschaftsförderung ist bezogen auf die Aufgabenfelder
-
Bestandspflege
-
Fördermittelberatung
-
Bereitstellung
gewerblicher Bauflächen
-
Lotsenfunktion
-
Existenzgründungsberatung
-
Berufliche
Beratung von Bergkamener Frauen und Mädchen
auch zukünftig
erforderlich und sinnvoll. Die vorhandene personelle und materielle Ausstattung
ist hierfür ausreichend.
Bei den zusätzlich
beschriebenen Aufgabenfeldern
-
Bereitstellung
von größeren Gewerbeflächenpotenzialen
-
Verstärkte
Einbeziehung von Betrieben mit Migrationshintergrund
-
Stärkung des
Einzelhandels
wird angeregt, durch
eigene Aktivitäten vor Ort die Initiative zu ergreifen. Diese zusätzlichen Leistungen
sind aber zukünftig nur umsetzbar, wenn hierfür die personellen/materiellen
Ressourcen entsprechend aufgestockt werden und/oder aber auf lokaler bzw.
regionaler Ebene leistungsfähige Kooperationspartner gefunden werden.
Die zukünftigen
Aufgabenfelder
-
Einbindung
Bergkamens in die Wissens- und Wissenschaftsregion
-
Auswirkungen
des demografischen Wandels
sind den in der
Region bereits tätigen Akteuren zuzuordnen. Hierzu gehört an vorderster Stelle
die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna. Auf Grund ihrer
personellen und materiellen Ausstattung ist die WFG in der Lage, diese beiden
Aufgabenfelder innerhalb der gesamten Bandbreite der
wirtschaftsförderungsbezogenen Dienstleistungen, die sie bereits heute für die
Stadt Bergkamen ausführt, mit abzudecken.
Darüber hinaus
sollte die Technopark Kamen GmbH stärker als Kooperationspartner eingebunden
werden mit der Zielsetzung, kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zur
Wissenschaftsinfrastruktur zu erleichtern.
Die kommunale
Wirtschaftsförderung war bislang immer eine ämter- und fachübergreifende
Aufgabe. Auch für das zukünftige Aufgabenspektrum der Wirtschaftsförderung wird
es nicht erforderlich sein neue Organisationsstrukturen zu etablieren. Die
Integration in die klassische Ämterhierarchie hat sich in der Vergangenheit
durchaus bewährt.
Auch vor dem
Hintergrund einer steuerrechtlichen Betrachtung wird das zukünftige
Aufgabenspektrum der Wirtschaftsförderung keine Organisationsform außerhalb der
Ämterorganisation erforderlich machen, da in diesem Bereich keine
wirtschaftliche Betätigung erfolgt.
2. Tourismus
2.1.
Grundsätzliche Vorbemerkungen
Ausgehend von der
Leitbildentwicklung durch Herrn Prof. Dr. Wittkämper, WWU, ist festzustellen,
dass der Tourismus als Wirtschaftssektor durch das ökonomische Leitbild und als
Spiegel der Lebensqualität in der Stadt durch das nicht-ökonomische Leitbild
tangiert wird.
Die Festlegung des nicht-ökonomischen
Leitbildes „Lust auf Entdecken und
Erleben“ und der in diesem Feld anzuwendenden Teilbotschaft „Ihre junge Stadt in einer Erholungsregion“
mündete in der Handlungsempfehlung „Entwicklung einer Kommunikationsstrategie
Tourismus“. Konkret wurde durch Herrn Prof. Dr. Wittkämper angeregt, das
touristische Profil bzw. die Schwerpunkte Bergkamens zu identifizieren und
offensiv nach innen und außen zu transportieren. Benannt wurden die Cluster
Wasser, Industriekultur und Radwandern.
Im Rahmen des ökonomischen
Leitbildes „Junge Stadt – Brücke zu
Ihren Erfolgen“ gibt die Teilbotschaft „Eine
junge Stadt mit Dreiklang: Wirtschaftsqualität, Kulturqualität, Lebensqualität“
ebenfalls spezifische Inhalte vor, die über eine touristische
Kommunikationsstrategie vermittelt werden sollen.
Zur Erarbeitung des
touristischen Profils als Basis der Kommunikationsstrategie wurde am 26.10.2006
ein „Ideen-Mining“ von Vertretern der Verwaltung, der heimischen Wirtschaft
und Studentinnen und Studenten unterschiedlichster Fachrichtungen der WWU
durchgeführt. Dabei wurden gemeinsam in diesem „Think Tank“ (Ideenschmiede)
touristische Potenziale identifiziert und Reiseanlässe herausgearbeitet.
Basierend auf den Arbeitsergebnissen des Ideen Minings wurde ein Student des
Fachbereichs Geowissenschaften am Institut für Geographie der WWU im September
2007 mit der Erstellung einer Diplom-Arbeit betraut, deren Inhalt die
Erstellung eines Vermarktungskonzeptes für die ermittelten touristischen
Potenziale sein sollte. Die Arbeit wurde im Juni 2008 fertiggestellt.
2.2.
Ist-Beschreibung der Tourismusförderung in
Bergkamen
Folgende Potenziale
Bergkamens wurden in dem gesamten Prozess als touristisch bedeutsam
identifiziert:
-
Westfälisches
Sportbootzentrum – Marina Rünthe
-
Stadtmuseum
Bergkamen / Römerlager Oberaden / Archäologischer Park
-
Bergehalde
Großes Holz / Kanalband
-
Überregionale
Radwanderrouten
-
Naturnahe
Freizeitangebote (Kanutouren, Geocaching, Angebote der Ökologiestation)
-
Lichtkunst /
Kultur / Großveranstaltungen
Zusammenfassend
wurden in der Diplomarbeit 2006 folgende Handlungsempfehlungen formuliert und
zur Umsetzung vorgeschlagen:
-
Entwicklung
einer Tourismus-Marketing-Strategie (Festlegung Produkt-, Preis-, Vertriebswege-
und Kommunikationspolitik)
-
Aufbau einer
Tourismus-Organisation und geeigneter Vertriebswege, über die Angebote zentral
vermarktet und gebucht werden können
-
Entwicklung von
attraktiven, zentral buchbaren Angeboten in Zusammenarbeit mit den
touristischen Akteuren über den Zwischenschritt eines Stammtisches mit dem Ziel
einer gemeinsamen Strategieentwicklung und dem Aufbau einer kontinuierlichen
Zusammenarbeit und der Bündelung der Angebote
-
Entwicklung
eines ansprechenden und funktionalen Internet-Auftritts
-
Steigerung der
Bettenauslastung und Bettenkapazität
-
Öffentlichkeitsarbeit/Marketingaktionen:
Verknüpfung der Vermarktung des naturnahen Tourismuspotenzials mit der neuen
Wort-Bild-Marke, Steigerung des Bekanntheitsgrades der touristischen
Attraktionen und Verbesserung des Images des Standortes
-
Durchführung
von Gästebefragungen zur Marktanalyse
-
Installation
einer Qualitätskontrolle und –sicherung durch Controlling (Ergebniskontrolle
und Verfahrenskontrolle) beim touristischen Vermarktungskonzept
Folgende Ergebnisse
konnten bei der Umsetzung der Handlungsempfehlungen bereits erzielt werden:
-
Der
Tourismusstammtisch „Initiativkreis Tourismus für Bergkamen“ kam am 30.03.2009
erstmalig zusammen. Dabei wurde festgestellt, dass die Reaktion der touristischen
Leistungsträger eher verhalten war. Eine Vereinsgründung genoss zu diesem
Zeitpunkt z.B. noch nicht den erforderlichen Rückhalt.
Bei der zweiten Zusammenkunft am 16.01.2012 erklärten sich insgesamt 7
Vertreter der anwesenden touristischen Leistungsträger bereit, in einer kleinen
„Arbeitsgruppe Tourismus“ mit der Stadtverwaltung gemeinsam weiter an der
Entwicklung von Reisepauschalen zu arbeiten.
-
Buchbare
Angebote wurden entwickelt
§
Über den Verein
Lippetouristik e.V. wurde das erste regionale gemeinsame buchbare Angebotspaket
„Zwischen Lippe und Kanal – Städtetour durch Lünen und Bergkamen inklusive
Schifffahrt“ in die Vermarktung gebracht, welches aber trotz überregionaler
Bewerbung über die Ruhr Tourismus GmbH bisher ohne nachhaltige Nachfrage
blieb.
§
Über die
Tourismusbroschüre und das Internet wurde das erste lokale buchbare touristische Angebot „Bergkamen
entspannt genießen“ in Kooperation mit Vehling Reisen eingeführt, welches
bisher jedoch noch nicht zu den gewünschten Buchungserfolgen führte.
§
Es sind
folgende kleinteiligere buchbare Angebote für Einzelpersonen in Bergkamen vorhanden:
Kanu-Touren auf der Lippe, Geocaching auf der Bergehalde Großes Holz, Besuch
der Salzgrotte Salvital, Fahrgastschifffahrt, Yachtcharter, Westernreiten,
Minigolf, Fahrradverleih, Teilnahme an diversen Führungen (Stadt- und
Themenführungen des Gästeführerrings Bergkamen, Themenführungen zur
Römerkultur, zur Stadtgeschichte und zum Bergbau des Stadtmuseums,
umweltpädagogische Führungen und Exkursionen des Umweltzentrums Westfalen,
Führungen zum Thema Energielandschaft, „Natur erleben“ – Touren des
Regionalverbands Ruhr)
§
Folgende
Angebote sind derzeit für Gruppen buchbar:
„Culinaria Romana“ und „Kleine Grubenfahrt“ im Stadtmuseum, Besuch der
Bergkamener Chutney Manufaktur, Kanu-Touren auf der Lippe, Geocaching auf der
Halde, Drachenboot fahren, Indoor-Fußball, Bogen- oder Sportschießen,
Fahrradverleih (RevierRad), Fahrgastschifffahrt, diverse Führungen (s.o.)
-
Die Elemente
der touristischen Kommunikationsstrategie wurden festgelegt und in einzelnen
Bereichen bereits umgesetzt.
§
Eine
englischsprachige Tourismusinformation für das Internet wurde entwickelt und
online gestellt.
§
Eine
Gästebefragung wurde durchgeführt.
§
Die Tourismusbroschüre „Bergkamen – Lust auf
Entdecken und Erleben“ wurde veröffentlicht, in der die wichtigsten
touristischen Angebote zusammen gefasst und optisch ansprechend unter
Berücksichtigung des neuen Corporate Designs und Einbindung des Leitbildes
aufbereitet wurden.
§
Der Fahrradstadtplan „Bergkamen mit dem Rad entdecken“ mit
touristischen Inhalten und innerstädtischen Routenvorschlägen wurde im August
2011 veröffentlicht.
§
Die Touristikbörse auf dem Hafenfest wurde unter Einbeziehung der lokalen
Anbieter ausgeweitet, um deren Bekanntheitsgrad zu stärken.
§
Die Präsenz/Prospektverteilung auf
touristischen Messen bzw. Veranstaltungen mit touristischem Charakter (BOOT,
DO-City bewegt sich, RUHR.2010 Still-Leben A 40, NRW-Tag) wurde verstärkt.
-
Die
touristische Infrastruktur Bergkamens wurde deutlich verbessert.
§
Der
Wohnmobilhafen Marina Rünthe wurde errichtet.
§
Das
städtische Gästehaus mit kleinem Zeltplatz wurde durch einen Pächter neu eröffnet
und der Prozess wurde durch umfassende Marketingmaßnahmen begleitet.
§
Die
Besucherlenkung und die touristische Infrastruktur in der Marina Rünthe wurden
durch eine Stadtplan-Infotafel, eine Ausschilderung des
Selbstinformationsterminals und die Einrichtung einer kleinen
Tourismusinformation auf dem Wohnmobilstellplatz mit Fahrradverleih verbessert.
§
Die
Ausschilderung der Fahrradwege und überregionalen Fahrradrouten wurde deutlich
verbessert.
§
Neue
Gästeführer wurden in Kooperation mit der VHS ausgebildet im Hinblick auf die
Entwicklung von Themenführungen als buchbare Angebote.
Die oben aufgeführten Maßnahmen führten zu einer Steigerung des Bekanntheitsgrades der touristischen Attraktionen und zu einer Verbesserung des Images des Standortes. Das Ziel der verbesserten Öffentlichkeitsarbeit wurde damit erreicht. Bestätigt wird dieser Erfolg zudem durch die positive Entwicklung der Übernachtungszahlen in Bergkamen, die sich im Zeitraum eines Jahres mehr als verdoppelt haben. Damit wurde auch das Ziel der Steigerung der Bettenauslastung/-kapazität erfüllt.
2.3.
Entwicklungsperspektiven der
Tourismusförderung
Darzustellen ist die
prognostizierte inhaltliche Entwicklung des touristischen Bereiches bei der
Stadt Bergkamen im Hinblick auf die Wahl einer passenden Organisationsform.
Diese wiederum ist im Wesentlichen abhängig vom Umfang und der Art der
angebotenen touristischen Dienstleistungen. Daher wird ein besonderer Fokus
dieses Konzeptes auf die zu erfüllenden Aufgaben gelegt.
Festzuhalten ist,
dass der Tourismus in Bergkamen wirtschaftlich bisher eher eine untergeordnete
Rolle spielt. Dieses wird auch so bleiben, wenn nicht ein Leuchtturmprojekt
umgesetzt wird, durch das die touristischen Umsätze in Bergkamen signifikant
gesteigert werden können.
Unter dieser
Prämisse sind zwei Szenarien zu betrachten:
a)
Entwicklung ohne Leuchtturmprojekt
b)
Entwicklung mit Leuchtturmprojekt
Unbenommen dieser
Differenzierung sind im touristischen Bereich kontinuierlich folgende
Tätigkeiten zu leisten:
-
Öffentlichkeitsarbeit
§
Verbesserung
und Modernisierung des touristischen Bereichs innerhalb des städtischen
Internetauftritts, wobei dieses jedoch abhängig ist von der Auswahl eines neuen
Systems für die gesamte Verwaltung, welches im Jahr 2012 implementiert werden
soll.
§
Pressearbeit
§
Konzeption und Veröffentlichung
von touristischen Schriften
§
Zurverfügungstellung
von touristischen Informationsmaterialien bei Einzelanfragen und als Auslage an
touristischen Anlaufpunkten
§
Sicherstellung
einer positiven Stadtdarstellung in touristisch orientierten Internetportalen
-
Gewährleistung
der Interessenvertretung auf über-/regionaler Ebene (Tourismus Kreis Unna, Ruhr
Tourismus, Arbeitskreise der überregionalen Radrouten)
-
Vermittlerfunktion
zwischen der Ruhr Tourismus und den touristischen Leistungsträgern vor Ort
-
Stärkung des
touristischen Radverkehrs; d.h.,
§
auf positive
Darstellung der Stadt in den noch zu erstellenden Publikationen für die neue
Römer-Lippe-Route achten,
§
die
angemessene Berücksichtigung Bergkamens in den Produkten der anderen Routen
sicherstellen,
§
bei
Neuauflage des Fahrradstadtplanes auf Qualitätsverbesserungen in Bezug auf
touristisch relevante Informationen achten,
§
Einrichtung
einer Radstation.
Die Einrichtung einer Radstation muss nach Durchführung
einer Kosten-/Nutzen-Analyse
entschieden werden. Da in der Marina Rünthe bereits über den Pächter des
Wohnmobilhafens ein kleiner Fahrradverleih besteht, der die aktuelle Nachfrage
bedienen kann, wäre als Standort einer neuen Radstation aus Sicht der
Verwaltung der Busbahnhof zu favorisieren. Eine Radstation am Busbahnhof
fördert allerdings in erster Linie die Nutzung des ÖPNV und hat nur eine
untergeordnete touristische Wirkung.
ad a) Entwicklung ohne Leuchtturmprojekt
Dieses Szenario
beinhaltet, dass sich die touristische Entwicklung in kleinen Schritten - wie
bisher – fortsetzt. Die Erfahrungen im Umgang mit den touristischen
Leistungsträgern in Bergkamen zeigen, dass
-
wenig
Bereitschaft besteht, touristische Dienstleistungen über Vermittlungsprovision
zu bezahlen
Dies ist zum einen daran erkennbar, dass es wenig Kooperationen des örtlichen
Beherbergungsgewerbes mit großen Buchungsplattformen wie hotel.de oder hrs.com
oder kleineren Anbietern wie der Ruhr Tourismus GmbH (RTG) oder Lippetouristik
gibt. Zum anderen gab es kaum positive Resonanz des Gewerbes auf die 2009
geplante Vereinsgründung. Nur drei private touristische Leistungsträger in
Bergkamen erklärten sich zur Zahlung eines monatlichen Vereinsbeitrags von
20,00 Euro bereit.
-
touristische
Dienstleistungen bisher nur in kleinerem Umfang abgefragt werden
Dies ist erkennbar an dem geringen Kundeninteresse an Angebotspauschalen, die
über die RTG, Lippetouristik oder die Stadt (in Kooperation mit Vehling Reisen)
angeboten werden. Auch spezifische Angebote für Busreiseunternehmen im
Spezialkatalog der RTG führten bisher nicht zu signifikanten Erfolgen.
-
Angebote der
Stadtverwaltung an touristische Leistungsträger zur Kooperation bei der Angebotsentwicklung
und der Einstellung buchbarer Angebote bei der Ruhr Tourismus GmbH trotz
mehrfacher persönlicher Ansprache der betroffenen Betriebe nicht auf das
erforderliche Interesse gestoßen sind bzw. nicht zu den gewünschten Ergebnissen
geführt haben.
Touristische Umsätze
werden im Wesentlichen durch das Beherbergungsgewerbe, die Gastronomie und die
Fahrgastschifffahrt erzielt, in geringem Umfang durch die Lippetouristik GmbH
(z.B. Kanutouren). Für alle anderen touristischen Leistungsträger sind die
Gäste von außerhalb nur eine kleine Randgruppe. Sie erzielen ihre Hauptumsätze
mit der lokalen Bevölkerung.
Eine bereits
angedachte Ausweitung der Tätigkeiten des Pächters des
Wohnmobilhafens/Gästehauses in Richtung verkehrsvereinsähnliche Aufgaben (z.B.
Zimmervermittlung) ist aus Sicht der Verwaltung problematisch. Neben der
bereits aufgeführten Weigerung der privaten Anbieter, bei Zimmervermittlung
eine Provision zu zahlen, ist zu erwarten, dass sie den Vorwurf der Verfolgung
von Eigeninteressen (Bevorzugung Gästehaus und Wohnmobilhafen) erheben werden.
Was angedacht werden kann ist, dass verbindliche Öffnungszeiten der
Tourismusinformation am Wohnmobilhafen eingeführt werden, wobei hier die
prognostizierte Nutzungsfrequenz den dadurch entstehenden Personalkosten
gegenüber gestellt werden muss, um den Erfolg dieser Maßnahme zu ermitteln.
Für das derzeitige Aufkommen an Tagestouristen in der Marina in den
Sommermonaten erscheint die Ausweitung des derzeit vorhandenen Informationsangebotes
aus Sicht der Verwaltung nicht wirtschaftlich.
Die Eröffnung des
Gästehauses an der Ökologiestation hat aus Sicht der Verwaltung nur begrenzt
Auswirkungen auf die touristische Infrastruktur in Bergkamen. Nach den mit den
verantwortlichen Mitarbeitern des Umweltzentrums Westfalen geführten Gesprächen
richtet sich das Haus in erster Linie an Schulklassen für sogenannte
„Kennlern-Tage“. Touristische Leistungen von außen sollen kaum eingekauft
werden, um die Paketpreise für die Schulen/Eltern attraktiv zu halten.
Lediglich die kostengünstigen museumspädagogischen Angebote des Stadtmuseums
stießen hier auf Interesse. Hauptsächlich soll aber das bestehende
umweltpädagogische Angebot der Ökologiestation zur inhaltlichen Gestaltung der
Klassenfahrten genutzt werden. Andere Zielgruppen als Schulklassen bzw.
Teilnehmende an Seminaren der Ökologiestation befinden sich zum jetzigen
Zeitpunkt nicht deutlich im Fokus der Verantwortlichen.
Durch die
Neuausrichtung und verbesserte Vermarktung der „Römer-Lippe-Route“ wird sich
voraussichtlich die Anzahl der Radtouristen während der Saison erhöhen. Davon
wird zum einen das Stadtmuseum als Themenstation der Route profitieren. Durch
die niedrigen Eintrittspreise, die ab 2012 erhoben werden, sind dadurch
allerdings keine spürbaren Umsätze zu erzielen. Zum anderen werden die
Beherbergungsbetriebe im Stadtgebiet und die gastronomischen Betriebe in der
Marina Rünthe bessere Umsätze erzielen können. Da die Route zukünftig über die
RTG vermarktet wird, sollte die Stadt Bergkamen darauf hin wirken, dass sich
die örtlichen Beherbergungsbetriebe in das Buchungssystem der RTG integrieren,
damit Bergkamen als Übernachtungsstation bei der Reiseplanung ausgewählt werden
kann.
Empfohlen wird eine
enge Zusammenarbeit der Stadt Bergkamen mit der RTG in den nächsten Jahren, da
sich die Neueinführung der „Römer-Lippe-Route“ und die damit verbundene groß
angelegte Marketingkampagne in hervorragender Weise dazu eignet, Bergkamen
überregional in einem anderen Licht zu präsentieren und das Außenimage und den
Bekanntheitsgrad der Stadt positiv zu verändern.
Die ehrenamtlichen
Gästeführer-/innen bilden seit dem Frühjahr eine strukturierte Gruppe, die
unter der Bezeichnung "Gästeführerring Bergkamen" auftritt. Die
Arbeit der Mitglieder wird durch das Stadtarchiv koordiniert. Hierüber erfolgen
weiterhin die Buchungen und die Pressearbeit. Mit der Durchführung von
öffentlichen Gästeführungen - auch mit thematischen Schwerpunkten - wurde
inzwischen begonnen. Im Online-Portal für
Busunternehmer und im Reisekatalog für Endkungen („Erlebniskompass“) der RTG
wird das Angebot einer Gruppenführung durch die Marina Rünthe ab 2012 offensiv
beworben. In wieweit dieses Angebot gebucht wird und eine größere Anzahl an
Gästeführungen positive touristische Effekte erzielen kann bleibt offen.
Aus Sicht der
Verwaltung ist daraus insgesamt folgendes abzuleiten:
Solange die
gewerblichen Anbieter keinen Druck verspüren, sich weiter zu entwickeln und
ihre touristischen Umsätze zu erhöhen, werden die touristischen Aufgaben der
Stadtverwaltung vom Inhalt und Umfang her begrenzt sein. Hier wird die
Stadtverwaltung die Rolle einer zentralen Ansprechperson für
Informationsanfragen von außerhalb ausüben. Zugleich wirken die touristischen
Veröffentlichungen (in Schriftform und auch im Internet) deutlich Image fördernd
für die Stadt Bergkamen und haben daher eine besondere Bedeutung.
Darüber hinaus ist
es aus Sicht der Verwaltung erforderlich, in regelmäßigen Abständen auf die
touristischen Leistungsträger zuzugehen und diese zu einer Kooperation
untereinander und mit der Ruhr Tourismus GmbH als zuständige regionale
Tourismusinformation aufzufordern, z.B. durch Integration in das Buchungssystem
der RTG. Das Ruhrgebiet hat sich insbesondere durch das Kulturhauptstadtjahr
2010 spürbar touristisch entwickelt. Dieses beinhaltet für die Stadt Bergkamen
die Chance, von der Sogwirkung und Strahlkraft der Gesamtregion zu profitieren.
Empfohlen wird eine
regelmäßige Ansprache der Bergkamener Betriebe über einen E-Mail-Verteiler und
eine jährliche Zusammenkunft des Initiativkreis Tourismus . Durch diese
Ansprache soll bewirkt werden, dass die örtlichen Angebote mit in die
Gesamtentwicklung der Region einfließen, vom steigenden Trend profitieren und
Bergkamen nicht von der insgesamt positiven touristischen Entwicklung des
Ruhrgebietes abgekoppelt wird. Bisher hat sich – abgesehen von Insertionen in
Broschüren - zwar noch kein Bergkamener Betrieb auf eine Kooperation mit der
RTG eingelassen, dennoch sollte dies immer wieder versucht werden. Das
Buchungssystem der RTG („TOMIS my.IRS“) bietet den interessierten Bergkamener
Betrieben die Möglichkeit, komplette Pauschalen oder sogenannte Reisebausteine,
d.h. buchbare Einzelangebote, dort einzustellen und über diese Plattform zu
vermarkten. Weiterhin betreibt die RTG eine Zimmervermittlung für die Metropole
Ruhr. Für ihren Service erhebt die RTG eine Vermittlungsprovision.
Ziel der
Tourismusförderung in der Stadtverwaltung ist, dass sich mittelfristig mehrere
Bergkamener Betriebe diesem System anschließen. Zum einen würde Bergkamen damit
in der Auswahl auftauchen, wenn Reisende sich über die Metropole
Ruhr und die dortigen Angebote informieren. Zum anderen übernimmt die RTG die
touristischen Dienstleistungen wie Zimmervermittlung bei gezielten
Gästeanfragen.
Der
Initiativkreis Tourismus mit den lokalen touristischen Leistungsträgern wurde
bereits zu einer nächsten Zusammenkunft für den 16.01.2012 eingeladen. An
diesem Termin wird ein Referent der RTG den Teilnehmern die verschiedenen
Beteiligungsmöglichkeiten vorstellen und diese zur Kooperation auffordern.
Alternativ
zum Buchungssystem der RTG können Angebote unter Einräumung einer Provision
auch über die Lippetouristik GmbH, Olfen, abgewickelt werden.
Eine Ausgliederung
mit den oben aufgeführten kontinuierlichen touristischen Tätigkeiten in eine
externe Organisationsform ist aus Sicht der Verwaltung nicht erforderlich, da
hier bisher keine wirtschaftliche Betätigung und keine Kooperation mit Privaten
vorliegt. Eine eigene kommunale Organisation, über die Buchungen abgewickelt
werden können, ist auf Grund der vorhandenen regionalen Strukturen und des
derzeit geringen Volumens nicht erforderlich. Empfohlen wird daher bei diesem
Szenario der Verbleib des touristischen Aufgabenfeldes als Teilbereich der
Wirtschaftsförderung in der Ämterstruktur der Stadtverwaltung.
ad b) Entwicklung mit Leuchtturmprojekt
Folgende
Leuchtturmprojekte sind für Bergkamen denkbar:
§
der
Evolutionspark/Dinosaurierpark
§
die
Realisierung des Archäologischen Parks mit Rekonstruktion eines Teilstücks der
Holz-Erde-Mauer,
§
die Wasserstadt
Aden
§
die
Gesamtentwicklung Bergehalde Großes Holz und Kanalband
§
Einrichtung des
„großen“ Campingplatzes auf der Nordseite des Datteln-Hamm-Kanals gegenüber der
Marina
Bei der Realisierung
eines der geplanten Großprojekte im touristischen Bereich ist mit deutlich
höheren Gästezahlen zu rechnen. Insbesondere ein Evolutionspark/Dinosaurierpark
könnte einen ersten tatsächlichen Reiseanlass bieten, vorwiegend jedoch für
Tagestouristen.
Es ist davon
auszugehen, dass die Investoren eines Dinosaurierparks bei der Vermarktung auf
die regionale Tourismusorganisation (Ruhr Tourismus) zurückgreifen werden, u.a.
durch die Einbindung in die RUHR.TOPCARD, Buchbarkeit über das RTG-Sytem „TOMIS
my.IRS“, usw. Die Aufgabe der örtlichen Tourismusorganisation bestünde darin,
die Gäste über weitere Freizeitaktivitäten vor Ort zu informieren, um sie am
Standort zu halten. In einem solchen Fall gewänne die Entwicklung von
Reisepauschalen ein neues Gewicht. Insbesondere die Ansprache von
Busreiseunternehmen müsste in diesem Falle in Angriff genommen werden.
Auch die Einrichtung
eines touristischen Informationsbüros könnte dann unter
Kosten-/Nutzen-Gesichtspunkten gerechtfertigt sein, wobei sich der Standort an
der touristischen Hauptattraktion mit den höchsten Gästezahlen im Stadtgebiet
orientieren müsste.
Diese neuen Aufgaben
bedingen eine Veränderung der Tourismusorganisation der Stadt Bergkamen, über
die Buchungen/Zahlungsverkehre abgewickelt werden können. Damit empfiehlt sich
nach heutiger Kenntnis ein Betrieb gewerblicher Art innerhalb der
Stadtverwaltung (vgl. 3.2.1. und 3.3.) oder eine GmbH, die als 100%-Tochter der
Stadt Bergkamen oder auch in Form einer
Geschäftsstelle der Lippetouristik GmbH angelegt werden. Die Lippetouristik
GmbH verlegt per 01.01.2012 ihren Sitz von Lünen nach Olfen. Inwieweit diese
räumliche Veränderung sich auf die Arbeitsschwerpunkte der Lippetouristik GmbH
auswirken wird, bleibt abzuwarten. Die Potenziale einer zukünftig
möglicherweise engeren Kooperation mit diesem privaten Anbieter können daher
erst zu einem späteren Zeitpunkt genauer analysiert werden.
Im Falle
der Realisierung eines der anderen Projekte mit Ausnahme des Campingplatzes (Archäologischer Park, Wasserstadt Aden,
Gesamtkonzept Halde/Kanalband) ist der Anstieg des Tagesgästeaufkommens
schwierig zu prognostizieren, da dieser wesentlich von der Attraktivität der zu
schaffenden Angebote abhängt. Diese Angebote sind zum jetzigen Zeitpunkt zum
Teil nicht klar definiert bzw. die Realisierung einzelner geplanter Bausteine
der jeweiligen Konzepte ist ungewiss. Da auch die Betreiberstrukturen noch nicht bekannt sind, können zu diesem
Zeitpunkt auch keine Aussagen bezüglich der Kooperation zwischen Betreibern und
Tourismusorganisation getroffen werden. Inwieweit die erhöhten Tagesgästezahlen
durch die Realisierung eines dieser Leuchtturmprojekte zu einem spürbaren
Anstieg der Übernachtungen führen werden, ist ungewiss. Durch gezielte
Gästeinformation wird es aber nach heutiger Einschätzung durchaus gelingen, die
gastronomischen Angebote der Marina Rünthe mit zu vermarkten und die
vorhandenen Übernachtungsangebote besser auszulasten.
Empfohlen wird, im
Falle der Realisierung eines der Projekte zu beobachten, ob man mit dem
vorhandenen Stundenvolumen für Tourismus in der Verwaltung die eingehenden
Anfragen weiterhin befriedigen kann. Wenn sich dann heraus stellt, dass die
touristischen Aufgaben stark zunehmen oder sich in Richtung einer
wirtschaftlichen Betätigung verlagern, muss eine Entscheidung über eine
Umorganisation zu diesem Zeitpunkt getroffen werden. Nach heutiger Kenntnis
dürfte dieser Wendepunkt ab einer Verdoppelung der touristischen Anfragen
erreicht sein.
Die Realisierung des
großen Campingplatzes auf der Nordseite des Datteln-Hamm-Kanals würde
dagegen unmittelbar zu einem deutlichen Anstieg der Übernachtungsgäste führen.
Daraus ergäben sich Anforderungen an buchbare Angebote zur Freizeitgestaltung
vor Ort. Hier wäre in jedem Fall eine touristische Organisation mit
verkehrsvereinsähnlichen Aufgaben vonnöten, um diese Anfragen zu bedienen.
Diese könnte in einer eigenen Organisation der Stadt Bergkamen (als BgA oder
GmbH), in einer Geschäftsstelle der Lippetouristik GmbH oder in einer eigenen
Organisationseinheit des Campingplatzbetreibers bestehen.
2.4.
Abschließende Bemerkungen zum Tourismus
Zusammenfassend
lässt sich feststellen, dass sich die touristische Entwicklung Bergkamens je
nachdem, welches der genannten Leuchtturmprojekte zukünftig realisiert werden
kann, sehr unterschiedlich vollziehen wird. Die dadurch notwendig werdende
Neuorganisation des Tourismusbereiches muss demnach individuell auf die
jeweilige Situation angepasst und kann zum heutigen Zeitpunkt nicht sinnvoll
festgelegt werden. Daher wird empfohlen, den Tourismusbereich zunächst als Teil
der Wirtschaftsförderung innerhalb der Ämterstruktur der Stadtverwaltung zu
belassen und erst bei Realisierung eines der Großprojekte eine Umorganisation
ins Auge zu fassen.
3. Stadtwerbung/Veranstaltungsmanagement
3.1. Grundsätzliche
Vorbemerkungen
„Bergkamen – Lust auf Entdecken und Erleben“
ist das von der WWU herausgearbeitete nicht-ökonomische Leitbild für die im
Folgenden beschriebenen Aufgabenbereiche des Tätigkeitsfeldes „Stadtwerbung/Veranstaltungsmanagement“:
-
Veranstaltungsmanagement
-
Stadtwerbung
und -service
-
Internet
In dieser
Leitbotschaft stecken die Erhöhung der Identifikation und somit Bindung der
Einwohnerinnen und Einwohner an ihre Stadt sowie das Interesse von außerhalb an
einem Besuch in der Stadt – insbesondere im Rahmen der Durchführung der
zahlreichen Veranstaltungen.
Bergkamen verfügt
über eine Vielzahl von Veranstaltungen mit Volksfest-Charakter. Und auch die
kulturellen Initiativen mit Kultursommer u.v.m. genießen einen hohen
Stellenwert. Diese Veranstaltungen sind etabliert und strahlen überregional
aus. Hier gilt es, daran festzuhalten und das positive Image der Stadt
weiterhin auszubauen. Die städtischen Veranstaltungen sollen auch zukünftig dazu
beitragen, ein breites Publikum nach Bergkamen zu locken und damit einen
positiven nachhaltigen „Stadt-Geschmack“ hinterlassen.
3.2. Ist-Beschreibung des
Tätigkeitsfeldes „Stadtwerbung/Veranstaltungs-
management“
3.2.1. Veranstaltungsmanagement
Die Stadtverwaltung Bergkamen organisiert jährlich eine Reihe von unterschiedlichen Veranstaltungen, um Bergkamen in der Region und über die regionalen Grenzen hinaus bekannt(er) zu machen.
Hierzu zählen
-
Großveranstaltungen
wie Hafenfest, Lichtermarkt und FerienEndeParty
-
Veranstaltungsreihen
wie Kultursommer mit Open Air Kino, Klassik-Open-Air u.a., „Mittwochs-Mix“ oder
„Cabaret-Kabarett“
-
Einzelveranstaltungen
der kulturellen Einrichtungen wie beispielsweise Museumsfeste, Ostermärkte,
Konzerte, Zirkusgalas, u.a.
-
Kirmessen,
Wochenmärkte und Trödelmärkte
-
„Spezialmärkte“
wie die Blumenbörse oder der Gesundheitstag
-
Veranstaltungen
für spezielle Zielgruppen, wie z.B. Rockkonzerte in den Jugendheimen für Kinder
und Jugendliche, Veranstaltung zum Internationalen Frauentag, u.a.
Diese
Veranstaltungen werden durch unterschiedliche Fachämter innerhalb der
Stadtverwaltung organisiert und abgewickelt.
Die Stadt Bergkamen
wird im Bereich städtische Großveranstaltungen derzeit teilweise wirtschaftlich
tätig und gilt steuerrechtlich als Betrieb gewerblicher Art (BgA). Dieses wurde
innerhalb der Stadtverwaltung mit Wirkung zum 01.01.2011 berücksichtigt. Die
erforderliche Rechnungsstellung mit Mehrwertsteuer-Ausweisung und die
spezifischen Erfordernisse in der Buchhaltung wurden für den BgA bereits
eingerichtet.
Neben der
Durchführung eigener Großveranstaltungen unterstützt das Fachdezernat Innere
Verwaltung Veranstaltungen Dritter, wie z.B. Weihnachtsmärkte in den
Ortsteilen, die Kamps Beach Party u.a. Die Unterstützungsdienstleistungen
umfassen hierbei Hilfestellung bei der Konzeption, Know-How-Transfer,
Zurverfügungstellung von benötigtem Equipment und Werbung.
3.2.2. Stadtwerbung und -service
In diesem Bereich wurde bereits eine
Handlungsempfehlung der WWU umgesetzt – eine Wort-Bild-Marke „natürlich
bergkamen“ eingebettet in ein entsprechendes Corporate Design wurde entwickelt.
Das Corporate-Identity-Konzept wird nunmehr auf allen Publikationen der
Stadtverwaltung verfolgt und trägt damit bereits zur optimalen Verwendung der
Botschaften (Leitbilder) – zur positiven Innen- und Außendarstellung - bei.
Design-Vorgaben werden weiterhin mit wenigen Ausnahmen konsequent bei allen
Werbeträgern/Verkaufsartikeln beachtet.
Die Stadt Bergkamen bedient sich bei der Standortwerbung folgender Medien:
Broschüren, Magazine, Faltblätter, Plakatwerbung, Informationsstände,
redaktionelle Beiträge in externen Publikationen mit entsprechender
Verbreitung, themengerechte Anzeigenschaltungen, Pressemeldungen über aktuelle
Veranstaltungen sowie Präsentationen im Internet.
Folgende Arbeiten werden im Rahmen
von Stadtwerbung bzw -service momentan durch das Sachgebiet
Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing erledigt:
-
Erstellung
städtischer Publikationen (z.B. Veranstaltungskalender, Scheckkartenkalender,
Broschüren, etc. für Bürger, Gäste und andere Interessierte)
-
Präsentation
auf Veranstaltungen Dritter zum Zwecke der eigenen Veranstaltungswerbung (nicht
touristischer Art)
-
Informationsservice
für interessierte Bürger (Weitergabe von allgemeinen Informationen –
Gästeanfragen werden vom touristischen Bereich bearbeitet)
-
Kontaktpflege
zu Vereinen, Verbänden und sonstigen Institutionen
-
Beschaffung
und Vermarktung der Verkaufsartikel
Touristisch
orientierte Stadtwerbung und Gästeinformation wird durch den Bereich Tourismus
innerhalb der Stadtverwaltung (Sachgebiet Wirtschaftsförderung und
Stadtmarketing) erledigt.
3.2.3.
Internet
Die Stadtverwaltung Bergkamen hält momentan zwei Bürgerinformationsseiten
vor – zum einen „bergkamen.de“ und zum anderen „bergkamen.info“. Während
Bergkamen im Jahre 1995 eine der ersten Kommunen mit Internet-Auftritt war ist
die Seite „bergkamen.de“ in die Jahre gekommen und daher überarbeitungswürdig.
Eine Re-Design bzw. Relaunch wird zurzeit erarbeitet.
Mit „bergkamen.info“ hält die Stadtverwaltung eine neue und vor allen
Dingen bürgerorientierte Informationsseite mit ausbaufähigen Online-Diensten
vor. Darüber hinaus gibt es
weitere Internet-Seiten öffentlicher Einrichtungen, z.B. die des Stadtmuseums
oder des Bereiches Streetwork Bergkamen.
Es fallen diesbezüglich derzeit folgende Arbeitsaufgaben im Sachgebiet
Wirtschaftsförderung & Stadtmarketing innerhalb der Stadtverwaltung an:
-
Konzeption,
Umsetzung, inhaltliche Pflege und Weiterentwicklung von „Bergkamen.de“ und
„Bergkamen.info“
-
Schulung
von Internet-Beauftragten (Stadt, Vereine, u.a.)
Zukünftig sollte es
eine gesamtstädtische Internetseite mit einer einfachen Navigationsstruktur bei
klar gegliedertem und umfassendem Informationsgehalt unter Berücksichtigung der
bereits vorhandenen Online-Dienste geben. Dieses Projekt soll im zweiten
Halbjahr 2012 umgesetzt werden. Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster
empfiehlt, dass der städtische Internet-Auftritt um die Darstellung sowohl der
Gesamtbotschaft, der beiden Leitbilder und ihrer Teilbotschaften in gebündelter
Form an prominenter Stelle ergänzt werden sollte. Den Bedürfnissen bestimmter
Nutzergruppen sollte hier ebenso Rechnung getragen werden.
3.3. Abwägung
„Bergkamen Marketing GmbH“ oder Betrieb gewerblicher Art
Auf Grund der
aktuellen Steuergesetzgebung und Rechtsprechung sind Teilbereiche des heutigen
Sachgebietes Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing wie ein wirtschaftlicher
Betrieb zu führen (vgl. 3.2.1.). Daher ist es notwendig, diese Aufgaben durch
eine steuerrechtlich selbstständige beziehungsweise abgegrenzte
Organisationsform (z.B. BgA innerhalb der Stadtverwaltung wie derzeit
durchgeführt oder GmbH oder andere) wahrnehmen zu lassen. Mit der Gründung
eines Betriebes gewerblicher Art ab 01.01.2011 wurde dieser Notwendigkeit
weitestgehend Rechnung getragen.
Weiterhin muss davon
ausgegangen werden, dass der Veranstaltungsbereich im Stadtmarketing dauerhaft
defizitär arbeiten wird, d.h. er finanziert seine laufenden Kosten sowie die
benötigten Projektmittel zur Verwirklichung seiner definierten Zwecke weniger
durch eigene Erträge (z.B. aus entsprechenden Rechnungslegungen) sondern aus
jährlichen Zuwendungen der öffentlichen Hand.
Eine Alternative zur
Fortführung des BgA besteht in der Gründung einer GmbH. Bei Gründung einer
Kommunal-GmbH sind Festlegungen zum Standort, zur Personalausstattung, zur
Kapitalausstattung, zu einer langfristig gesicherten Finanzierung, zur
Gesellschaftsstruktur und zu der Aufgabenverteilung zwischen der GmbH und der
Stadtverwaltung zu treffen.
Die Abwägung
zwischen beiden Modellen (BgA, GmbH) wird unter Berücksichtigung der
Vor-/Nachteile für die Stadt Bergkamen separat in der nicht-öffentlichen
Vorlage 10/0844 behandelt.
Vergleichbar
geeignete Rechtsformen des Privatrechts (eG, AG) wurden durch die Berater
geprüft und als nicht zu empfehlen verworfen. Eine Anstalt des öffentlichen
Rechts (AöR) wird steuerlich wie ein Eigenbetrieb behandelt, hätte also keine
Vorteile gegenüber dem jetzt eingerichteten Betrieb gewerblicher Art (BgA).
3.4. Zukünftige
Organisation: Betrieb gewerblicher Art (BgA)
Als Ergebnis der
durch die Stadtverwaltung vorgenommenen Abwägung (vgl. nicht-öffentliche
Vorlage 10/0844) ist festzuhalten, dass sich empfiehlt, die Tätigkeitsfelder
Veranstaltungsmanagement und Stadtwerbung/–service als BgA im Sachgebiet
Wirtschaftförderung und Stadtmarketing zu belassen.
Unabhängig von der
Entscheidung für einen BgA oder eine GmbH sind Festlegungen zu den städtischen
Veranstaltungen im Allgemeinen zu treffen, da Veranstaltungen mit
wirtschaftlicher Betätigung grundsätzlich als BgA zu führen sind.
Neben den bisher dem
Fachdezernat Innere Verwaltung zugeordneten städtischen Großveranstaltungen
(Hafenfest, Radrennen, Weinfest, FerienEndeParty und Lichtermarkt) gilt das
auch für die Spezialmärkte (Bergkamener BlumenBörse und Gesundheitstag), die
sinnvoller Weise ab sofort dem BgA Stadtmarketing zugeordnet werden.
Die Veranstaltungen des
Kulturreferates und des Jugendamtes (d.h., eine wirtschaftliche Betätigung ohne
kostendeckendes Entgelt aus sozial-, kultur- oder bildungspolitischen Gründen)
sollen weiterhin von den Fachämtern durchgeführt werden. Es handelt sich hier
um Veranstaltungen, die gemäß § 8 Abs. 7 Satz 2 KStG als steuerlich begünstigt
anerkannt werden können, sofern sie ausschließlich und unmittelbar
gemeinnützige Zwecke im Sinne der Abgabenordnung erfüllen. Hierunter fallen im
Kulturbereich zum Beispiel der Klangkosmos oder Aufführungen im studio theater,
im Jugendbereich zum Beispiel das Kinder-Theater-Festival oder die
Rockkonzerte.
Nach Prüfung durch
den beauftragten Steuerberater sind die Veranstaltungen im Rahmen des
Kultursommers, bei denen Standgebühren anfallen bzw. Catering erfolgt, jedoch
eindeutig als wirtschaftliche Betätigung zu werten und sollten in einen BgA
überführt werden, wobei noch in der Verwaltung zu entscheiden ist, ob die
Kultursommer-Reihe in den Stadtmarketing-BgA integriert werden soll oder ein
eigener Kulturveranstaltungs-BgA eingerichtet wird.
Für die
Veranstaltungen Ostermarkt, Museumsfest und Weihnachtsmarkt im Stadtmuseum wird
derzeit durch das Dezernat II geprüft, welche Einnahme- und Ausgabearten hier
anfallen und wem die Einnahmen zufließen (Förderverein oder Stadtverwaltung).
Danach entscheidet sich, wie die einzelnen Veranstaltungen abzurechnen sind,
d.h., ob die steuerliche Ausnahmeregelung greift oder die Abwicklung über einen
BgA erforderlich ist.
Wichtig ist eine
regelmäßige Überprüfung, inwiefern die einzelnen Veranstaltungen der Stadt
Bergkamen die Kriterien eines BgA erfüllen. Sind diese Kriterien erfüllt, so
ist die zeitnahe Überführung der betroffenen Veranstaltung in einen Betrieb
gewerblicher Art zwingend erforderlich.
IV. Vereinsgründung
Um den
Stadtmarketingprozess weiter voran zu treiben empfiehlt sich Prozess begleitend
der Aufbau eines Vereins, der sowohl den Unternehmern als auch den Bürgerinnen
und Bürger der Stadt offen steht, die sich für die Entwicklung Bergkamens
interessieren.
Mit den zukünftigen
Mitgliedern des Vereins aus der Unternehmerschaft könnten bei Bedarf
verschiedene themenbezogene Arbeitskreise gebildet werden: z.B. Einzelhandel,
Freizeit- und Tourismuswirtschaft, Handwerk und Industrie. Mit den gewählten
Sprechern dieser Arbeitskreise hätte die Verwaltung dann direkte Sprachrohre in
die Betriebe, die zu den jeweiligen Themen kontaktiert werden sollen, z.B. der
Einzelhandel in Bezug auf verkaufsoffene Sonntage oder Veranstaltungen in der
Innenstadt, die Betriebe der Freizeit- und Tourismuswirtschaft in Bezug auf
Angebotsentwicklung und –vermarktung, die Handwerks- und Industriebetriebe in
Bezug auf einheitliche Beschilderung, usw.
Interessierte
Bürgerinnen und Bürger, die zur Übernahme ehrenamtlicher Tätigkeiten bereit
sind, könnten diesen Verein durch ihr Engagement bereichern.
Die Initiative zur
Vereinsgründung soll von der Wirtschaftsförderung als gemeinsame Klammer für
alle Betriebe ausgehen, unterstützt durch die Mitarbeiter der Bereiche
Stadtwerbung/Veranstaltungsmanagement und Tourismus.
Die Verwaltung wird
den Gründungsprozess für diesen Verein voran treiben.
Bestandteile dieser Vorlage sind:
1.
Das Deckblatt
2.
Der Beschlussvorschlag und die Sachdarstellung
Der
Bürgermeister Schäfer |
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Amtsleiter Turk |
Sachbearbeiterin Höchst |
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