Beschlussvorschlag:
Der Integrationsrat der Stadt Bergkamen nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.
Sachdarstellung:
In Bergkamen nimmt der Anteil der Menschen, die aus anderen Kulturkreisen kommen, ebenso zu wie in allen anderen Städten. Umso größer wird die Herausforderung, Integrationsarbeit zu leisten, die Integration im täglichen Leben und im Wohnumfeld spürbar werden lässt. Das bedeutet komplexes Arbeiten in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen.
Zielsetzung der Arbeit im Integrationsbüro ist daher, Handlungsbedarf aufzuspüren und darauf ausgerichtete praktikable Angebote zu entwickeln.
Dies ist nur durch Kooperationen und Netzwerkbildung der Institutionen und interkulturellen Vereine möglich. Synergieeffekte sollen durch Vernetzung erzeugt werden.
Das Integrationsbüro sieht sich dabei als Koordinierungsstelle, als Akteurin, mit den Beteiligten passende Strategien zu initiieren und zu moderieren.
Der geplante „runde Tisch ohne Konkurrenz“ ist das wichtigste Kriterium und das schwierigste zu erreichende Ziel. Durch den interkulturellen Dialog sollen die Einwohner zur Mitwirkung motiviert werden. Gefordert ist die Interaktion zwischen Aufnahmegesellschaft und Zugewanderten.
Als ein erster Schritt zur Netzwerkbildung wurde für 2010 durch das Integrationsbüro die Durchführung einer interkulturellen Maßnahme zur Gesundheitsförderung von Familien mit Zuwanderungsgeschichte in Bergkamen geplant.
Die Grundidee besteht darin, MigrantInnen (LotsInnen) mit guten Sprachkenntnissen schulen zu lassen, damit sie muttersprachliche Informationsveranstaltungen über das deutsche Gesundheitssystem in Kindertagesstätten oder an Grundschulen durchführen.
Die meisten Migranten finden sich im deutschen Gesundheitssystem nur unzureichend zurecht. Sie nehmen weitaus weniger an Vorsorgeuntersuchungen und -maßnahmen für Erwachsene und Kinder teil als Deutsche. Sie lassen kaum Schutzimpfungen vornehmen und beanspruchen selten Reha- und Präventionsmaßnahmen.
Dieses Modell bietet eine Gelegenheit, sich insbesonders an die türkisch-stämmigen Bewohner in Bergkamen zu wenden.
Aktive Familienpolitik wird die Erziehungskompetenzen und die Orientierung der Eltern stärken und eine Grundlage für interkulturelle Kommunikation sein.
Eltern
mit Migrationshintergrund können nachhaltig für die Gesundheit der Kinder und
für ihre eigene Gesundheit gezielt Sorge tragen. Dies ist eine Verantwortung,
die Erwachsene aller Nationalitäten gerne übernehmen.
Einwohner mit Zuwanderungsgeschichte sollen für gesundheitliche Themen sensibilisiert werden und gezielte Informationen zu allen Gesundheitsbereichen erhalten können. So soll Chancengleichheit in der Kommune gefördert werden.
Daneben erwerben die LotsInnen neue Erfahrungen im Umgang mit anderen Kulturen, werden in ihrer persönlichen Entwicklung gefördert, erweitern ihr eigenes Wissen durch die Schulungen, erhalten von anderen Wertschätzung und erlangen mehr Selbstbewusstsein.
Die wöchentlichen Schulungen beginnen am Dienstag, 20.04.2010, und haben folgende Themen:
- Deutsches Gesundheitssystem
- Verständnis von Gesundheit und Krankheit
- Kinderkrankheiten, Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen
- Medikamente und Hilfsmittel
- Psychosoziale Hilfsangebote
- Grundkenntnisse des Körpers und der Psyche
- Zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung
- Suchtprävention
- Schwangerschaft
- Rehabilitation und Bewegungsförderung
- Hygiene und Körperpflege
- Gesunde Ernährung und Essstörungen
Geplant ist die Ausgabe eines Zertifikates bzw. der Nachweis der Qualifizierung zum Thema „Gesundheit in Familien“.
Die Schulungsräume befinden sich bei der AWO und der VHS Bergkamen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten diese kostenlosen Schulungen u. a. durch Dozenten des „Zentrums für Patientenberatung“ des Kreises Unna.
Angestoßen durch dieses Vorhaben, soll ein Netzwerk aufgebaut werden, an dem sich zunächst folgende Vereine und Institutionen beteiligen:
Alevitische Gemeinde Kreis Unna e.V.
AWO Migrationsdienst Bergkamen
DITIB Moscheeverein Bergkamen-Oberaden
DITIB Moscheeverein Bergkamen-Mitte
DITIB Moscheeverein Bergkamen-Rünthe
Integrationsrat der Stadt Bergkamen
Kreis Unna, Amt für Gesundheit und Verbraucherschutz
Multikulturelles Forum
RAA, Kreis Unna
Stadt Bergkamen – Integrationsbüro
Stadt Bergkamen – Jugendamt
Stadt Bergkamen – VHS
Verein Türkischer Elternbund e.V.
Vietnamesisch-Katholische Gemeinde
Die Hinzuziehung weiterer Partner ist gewünscht. Gemeinsam wurde ein erster Flyer für die Lotsensuche entwickelt.
Das vernetzte Arbeiten und die Erfolge in der Praxis sind wichtige Erfahrungen für die weitere Netzwerkarbeit im Integrationsbereich, auch über den Projektzeitraum hinaus. Angedacht sind weitere Lotsenschulungen, z. B. zu folgenden Themen:
- Arbeit mit Jugendlichen
- Senioren mit Migrationshintergrund
- Schulbildung in Deutschland
- Finanzwegweiser
Oberste Zielsetzung ist, bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte durch Information und Aufklärung selbstbestimmtes Handeln zu fördern.
Wesentlich für den jeweiligen Projekterfolg ist eine niedrigschwellige Arbeitsweise. Das Projekt verfolgt eine aufsuchende Strategie.
„Aufsuchend“ bedeutet in diesem Zusammenhang, die präventiven Angebote zu den MigrantInnen „zu tragen“.
Auch inhaltlich sollen sich die Maßnahmen als niedrigschwellig verstehen, als dass Themen und Inhalte aufgegriffen werden, die von den MigrantInnen geäußert werden und dementsprechend direkt ihre Lebenssituation betreffen.
Bestandteile dieser Vorlage
sind:
1. Das Deckblatt
2. Die Sachdarstellung und der Beschlussvorschlag
Der Bürgermeister In Vertretung Wenske Beigeordneter |
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Amtsleiter Vögeding |
Sachbearbeiter Siebert |
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