Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Bergkamen beauftragt die Verwaltung, die beiden Tageseinrichtungen „Bodelschwinghhaus“ (Evangelische Kirche) und „Montessori“ (Katholische Kirche) beim Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen zur Teilnahme am Zertifizierungsverfahren 2008/2009 zu benennen. 

 

Sachdarstellung:

 

1. Ablauf und Stand des Zertifizierungsverfahrens

 

Bis 2012 sollen in Nordrhein-Westfalen 3.000 Familienzentren eingerichtet werde, davon 9 in Bergkamen. Die evangelische Tageseinrichtung "Mittendrin" hat 2007 die Zertifizierung zum Familienzentrum erhalten, die städtische Tageseinrichtung „Mikado“ und die AWO-Tageseinrichtung „Vorstadtstrolche“ haben im März 2008 die Zulassung zum diesjährigen Zertifizierungsverfahren beantragt.

 

Zum Zertifizierungsverfahren 2009 können zwei weitere Bergkamener Tageseinrichtungen vom Jugendhilfeausschuss vorschlagen werden. Die vorgeschlagenen Einrichtungen erhalten eine Förderung in Höhe von 12.000 € und werden zugleich zur Zertifizierung des Gütesiegels zugelassen, die binnen eines Jahres erfolgen muss. Gelingt die Zertifizierung nicht im ersten Durchgang, erhalten die Einrichtungen ein zweites gefördertes Entwicklungsjahr. Bei weiterem negativem Ausgang läuft die Förderung aus.

 

Die Meldung der zwei Einrichtungen an das Land muss bis zum 29.06.2008 erfolgt sein, bei der Auswahl der Einrichtungen sollte gemäß der Empfehlungen des Landes "eine angemessene regionale Verteilung sowie die Sicherstellung der Trägervielfalt vor Ort" gewährleistet sein.

 

2. Das Gütesiegel "Familienzentrum NRW"

 

Um Familienzentrum zu werden, müssen Tageseinrichtungen eine Vielzahl von Voraussetzungen erfüllen, die das Land im sogenannten Gütesiegel "Familienzentrum NRW" (Stand: 12.03.07) auf 23 Seiten dargestellt hat. Das Gütesiegel gliedert sich in vier Leistungsbereiche und vier Srukturbereiche.

 

Leistungsbereiche	Strukturbereiche
Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien	Leistungsentwicklung und Selbstevaluation
Familienbildung und Erziehungspartnerschaft	Sozialraumbezug
Kindertagespflege	Kooperation und Organisation
Vereinbarkeit von Beruf und Familie	Kommunikation

 

Als Zertifizierungsstelle fungiert ab 01.02.2008 im Auftrag des Landes NRW die Pädagogische Qualitätsinformationssysteme gGmbH (PädQUIS).

 

 

 

 

3. Stand der Bewerbung in Bergkamen

 

Die Bergkamener Tageseinrichtungen sind vom Jugendamt Mitte Februar angeschrieben worden, mit der Bitte, bis zum 28.03.2008 eine schriftliche Bewerbung sowie ein schriftliches Konzept einzureichen, sofern dies nicht schon 2007 geschehen ist.

 

Bisher haben sich 7 Tageseinrichtungen beim Jugendamt als Familienzentrum beworben und ihre Konzepte vorgelegt, davon zwei Tageseinrichtungen als Verbund. Ein Verbund wird vom Land als ein Familienzentrum gezählt und erhält ebenfalls 12.000 €.

 

Beworben für das Bewerbungsverfahren 2008/2009 haben sich die:

 

·         Evangelische Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus (Ebertstraße)

·         Katholische Tageseinrichtung „Montessori“ (Overberger Straße)

·         AWO Tageseinrichtung Villa Kunterbunt (August-Bebel-Straße) und                    AWO Tageseinrichtung Krümelkiste (Präsidentenstr.) als Verbund

·         AWO Tageseinrichtung Springmäuse (Am Südhang)

·         Evangelische Tageseinrichtung Arche Noah (Rünther Straße)

·         AWO Tageseinrichtung Wackelzahn (Am Wiehagen)

 

Eine Bewerbung bis 2012 haben angekündigt:

 

·         die städtische Tageseinrichtungen Tausendfüßler (Im Sundern)

·         die städtische Tageseinrichtung Sprösslinge (Kamer Heide)

·         die evangelische Tageseinrichtung Büscherstiftung (Büscherstraße)

 

 

4. Konzepte der einzelnen Einrichtungen

 

Die sieben Tageseinrichtungen, die sich für das Zertifizierungsverfahren 2008/2009 bewerben, haben mit ihrem Bewerbungsschreiben auch ein pädagogisches Konzept eingereicht. Aus den Konzepten geht hervor, dass die Tageseinrichtungen sich auf unterschiedliche Wegen zum Familienzentrum weiterentwickeln wollen und dass sie bei der konzeptionellen Umsetzung unterschiedlich weit fortgeschritten sind.

 

Aufgrund der vorgelegten Konzepte aber auch unter Berücksichtigung sozialräumlicher Gesichtspunkte sowie der Trägerbelange, hat das Jugendamt für das Zertifizierungsverfahren 2008/2009 drei Einrichtungen in die engere Auswahl genommen:

 

·         Evangelische Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus (Ebertstraße)

·         Katholische Tageseinrichtung Montessori (Overberger Straße)

·         AWO Tageseinrichtung Villa Kunterbunt (August-Bebel-Straße) und                    AWO Tageseinrichtung Krümelkiste (Präsidentenstr.) als Verbund.

 

 

Mit der Evangelischen Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus, die sich schon 2007 als Familienzentrum beworben hat, kooperiert das Jugendamt seit vielen Jahren im Bereich der Familienbildung. Im Familientreff an der Ebertstraße werden regelmäßig Kurse für Eltern im Bereich Gesundheit, Erziehung, Ernährung, wirtschaftliches Verhalten durchgeführt, an der Elternschulung " Familie und Nachbarschaft" (FuN) nehmen jährlich Familien aus dem Umfeld des Marktplatzes teil.

 

Die Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus betreut in Zusammenarbeit mit dem ASD des Jugendamts Kinder aus sozial schwachen Familien und kooperiert eng mit dem Verein Familiäre Tagesbetreuung. Die Einrichtung hat in den letzten Jahren einzelne Mitarbeiterinnen gezielt qualifiziert und spezialisiert. Darüber hinaus hat die Tageseinrichtung schon früh ein differenziertes Beobachtungs- und Dokumentationssystem entwickelt (Leuvener Engagiertheitsskala), das die Grundlage für eine auf das einzelne Kind ausgerichtete pädagogische Arbeit bildet. 

 

Die Einrichtung wurde nur deshalb bisher nicht zum Zertifizierungsverfahren vorgeschlagen, weil bis Ende 2007 unklar war, wie die zukünftige Nutzung der Räumlichkeiten im Bodelschwinghhaus sein wird. Diese Frage ist nunmehr positiv im Sinne der Einrichtung entschieden.

 

Die Katholische Tageseinrichtung „Montessori“ hat sich 2008 erstmals beworben. Die Einrichtung, die ca. 1930 erbaut wurde, verfügt im Erdgeschoss über drei kleine Gruppenräume in der Größenordnung von 42 bis 58 m². 2008 wird durch die Erweiterung des Eingangsbereichs eine zusätzliche Spielzone entstehen, die Sanitäranlagen werden modernisiert und die Küche wird bedarfsgerecht erweitert. Bei Bedarf kann die Tageseinrichtung auf zusätzliche Räume in der 1. Etage des Hauptgebäudes (Sitzungsraum, Kreativraum) sowie auf Räume im unmittelbar neben der Tageseinrichtung gelegenen Pfarrheim zurückgreifen. 

 

Die Tageseinrichtung arbeitet eng mit der benachbarten Grundschule zusammen und will im nächsten Jahr die Kooperation mit dem Verein Familiäre Tagesbetreuung sowie der Erziehungsberatungsstelle intensivieren. Die Öffnungszeiten der Tageseinrichtung sollen schon zu Beginn des Kindergartenjahrs 2008/2009 bedarfsgerecht ausgeweitet werden, wobei insbesondere die Einführung von Blockzeiten dem Bedarf berufstätiger Eltern entgegenkommen soll. 

 

Die Fachkräfte der Tageseinrichtung sind bisher vor allem in den Methoden der Sprachförderung geschult. Die weitere Qualifizierung und Spezialisierung der Fachkräfte soll parallel zum Zertifizierungsverfahren erfolgen, das durch einen externen Moderator begleitet werden soll.

 

Die AWO-Einrichtungen Kunterbunt (August-Bebel-Straße) und Krümelkiste (Präsidentenstraße) haben sich als Verbund beworben. Die „Villa Kunterbunt“ ist eine zweigruppige, die „Krümelkiste“ eine eingruppige Einrichtung. Geplant ist, spätestens im nächsten Jahr die Tageseinrichtungen am Standort August-Bebel-Straße zusammenzufassen. Einen konkreten Ablaufplan für die Zusammenlegung der Einrichtungen gibt es aber noch nicht.

 

Schwerpunkte der bisherigen Arbeit in den beiden Tageseinrichtungen waren die Integration von Familien mit Migrationshintergrund und die Durchführung von Stützungsangeboten für sozial schwache Familien. Der Ausländeranteil in der Krümelkiste liegt zurzeit bei 100%, in der Villa Kunterbunt bei rund 75%. Folgende Angebote werden schon heute regelmäßig durchgeführt:

 

·    Cafe Miteinander (Treffen für Eltern und Nachbarn)

·         Walking- Treff für türkische Frauen

·         Spielgruppe für Kinder von 0 -3 Jahren und deren Eltern

·         Sprach- und Erlebniskurs für Kinder von 6-12 Jahren

·         Hausaufgabenbetreuung für Schulkinder 1. - 4. Klasse

·         Kooperation mit Ärzte, Logopäden, Frühförderstellen, Jugendamt, Notfallgespräche

·         Kontaktaufnahmen zu Ämtern und Institutionen (Mitarbeiter fungieren als Vermittler, Übersetzer und persönliche Begleiter)

·         Hospitationsmöglichkeit für Eltern, Großeltern, wichtigen Bezugspersonen

·         jährliche Elternbefragungen mit einem standardisierten Befragungsbogen

·         Elterndiplom in Kooperation mit der RAA

·         Durchführung des „FuN“ – Programm (Förderung von Elternkompetenz)

·         Beseitigung von Sprachbarrieren, Durchführung von Sprachfördermaßnahmen, Intensiv - Deutschkurs für türkische Mütter / Elternschulung (Rucksackprojekt)

·         Informationsveranstaltungen u.a. zu Themen wie: Kinderkrankheiten, Zahnpflege, Hygiene und Sauberkeitserziehung, Versorgung von Kleinkindern, Verhaltensauffälligkeiten Mediennutzung,

·         Erste-Hilfe-Kurse für Eltern und Kinder, Schwimmkurse, Psychomotorik-Kurse

 

In beiden Einrichtungen wurden einzelne Fachkräfte gezielt geschult, um den wachsenden Anforderungen entsprechen zu können. Im Rahmen des Qualitätsmangements arbeiten beide Einrichtungen der AWO mit einem Qualitätshandbuch. Folgende zusätzliche Angebote sind geplant:

 

·         Betreuung von Kinder ab 0,4 Jahren

·         Randzeitenbetreuung / Wochenendbetreuung

·         Vermittlung von Tagesmüttern

·         Aufsuchende Arbeit in den Familien

·         Vermehrte Freizeitangebote für Eltern und Kinder

·         Lebenspraktische Sprachanwendung für Eltern mit Migrationshintergrund

·         Trainingsprogramme zur Alltagsbewältigung im Umgang mit öffentlichen Einrichtungen und Behörden

·         Installierung von Beratungsstunden sozialer Dienste

·         Beratungsleistung zu nicht-erziehungsbezogenen Themen (Schuldnerberatung, Lebensberatung, Migrationsberatung)

 

 

5. Verfahrensvorschlag des Jugendamts

 

Die evangelische Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus ist aus Sicht des Jugendamts unter den aktuellen Bewerbern in ihrer konzeptionellen und praktischen Entwicklung zum Familienzentrum am weitesten fortgeschritten.

 

Allein unter konzeptionellen Gesichtspunkten betrachtet, wären an zweiter Stelle die AWO-Einrichtungen Krümelkiste und die Villa Kunterbunt zu nennen, die in den letzten zwei Jahren ein deutliches Profil im Bereich der Integration entwickelt haben. Vor dem Hintergrund der beabsichtigten Zusammenlegung der beiden Tageseinrichtungen und angesichts des erheblichen zusätzlichen Arbeitsaufwands, den das Zertifizierungsverfahren mit sich bringt, schlägt das Jugendamt vor, für das Zertifizierungsverfahren 2008/2009 die

 

·         Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus, Ebertstraße (Evangelische Kirche) und die

·         Tageseinrichtung Montessori, Overberger Straße (katholische Kirche) zu benennen.

 

Durch die Auswahl der vorgenannten Einrichtungen wird die vom Land empfohlene "angemessene regionale Verteilung" ebenso sichergestellt wie die "Trägervielfalt vor Ort".  Die AWO-Tageseinrichtungen „Villa Kunterbunt“ und „Krümelkiste“ sollen – nach Zusammenlegung der beiden Einrichtungen am Standort August-Bebel-Straße - für das Zertifizierungsverfahren 2009/2010 benannt werden.

 

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Die Sachdarstellung und der Beschlussvorschlag

 

Der Bürgermeister In Vertretung         Wenske Beigeordneter

 

Amtsleiter         Kriegs

Sachbearbeiter         Harder