Beschlussvorschlag:
Der Jugendhilfeausschuss der
Stadt Bergkamen beauftragt die Verwaltung, die beiden Tageseinrichtungen "Vorstadtstrolche" (AWO) und
"Die kleinen Strolche" (Stadt Bergkamen) beim Ministerium für
Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes
Nordrhein-Westfalen zur Teilnahme am
Zertifizierungsverfahren 2007/2008 zu benennen.
Sachdarstellung:
1. Ablauf und Stand des
Zertifizierungsverfahrens
Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2012
in Nordrhein-Westfalen
3.000 Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren
weiterzuentwickeln. Für die Stadt Bergkamen hat das Land auf Basis der
Anzahl der Kinder von 0 bis 6 Jahren eine Zahl von maximal 9
Familienzentren ermittelt, die in mehreren Ausbaustufen bis 2012 eingerichtet
werden können. Die evangelische Tageseinrichtung "Mittendrin" hat sich
als erste Bergkamener Tageseinrichtung als Familienzentrum beworben und im März
2007 beim Land die Zertifizierung zum Familienzentrum beantragt.
Am Zertifizierungsverfahren 2007/2008 können zwei
weitere Bergkamener Tageseinrichtungen teilnehmen. Im Gegensatz zum Vorjahr, wo
das Land über die Bewerbung entschieden hat, sollen von diesem Jahr an die
Jugendämter dem Land geeignete Einrichtungen vorschlagen. Die vorgeschlagenen
Einrichtungen erhalten eine Förderung in Höhe von 12.000 € und werden zugleich zur
Zertifizierung des Gütesiegels zugelassen, die binnen eines Jahres erfolgen
muss. Gelingt die Zertifizierung nicht im ersten Durchgang, erhalten die
Einrichtungen ein zweites gefördertes Entwicklungsjahr. Bei weiterem negativen
Ausgang läuft die Förderung aus.
Die Meldung der zwei Einrichtungen an das Land muss bis
zum 29.06.2007 erfolgt sein, so dass die Entscheidung, welche Bergkamener
Tageseinrichtungen an der Maßnahme teilnehmen sollen, der Jugendhilfeausschuss
spätestens in seiner Sitzung am 05.06.2007 treffen muss. Bei der Auswahl der
Einrichtungen sollte gem. Landesempfehlung "eine angemessene regionale
Verteilung sowie die Sicherstellung der Trägervielfalt vor Ort"
gewährleistet sein.
2. Das Gütesiegel
"Familienzentrum NRW"
Um Familienzentrum zu werden, müssen
Tageseinrichtungen eine Vielzahl von Voraussetzungen erfüllen, die das Land im
sogenannten Gütesiegel "Familienzentrum NRW" (Stand: 12.03.07) auf
23 Seiten dargestellt hat. Das Gütesiegel gliedert sich in vier
Leistungsbereiche und vier Strukturbereiche.
Leistungsbereiche sind:
·
Beratung
und Unterstützung von Kindern und Familien
·
Familienbildung
und Erziehungspartnerschaft
·
Kindertagespflege
·
Vereinbarkeit
von Beruf und Familie
Strukturbereiche sind:
·
Sozialraumbezug
·
Kooperation
und Organisation
·
Kommunikation
·
Leistungsentwicklung
und Selbstevaluation
In jedem Leistungsbereich gibt es 8 Basis- und 10 Aufbauleistungen, in jedem Strukturbereich 4 Basis- und 6 Aufbaustrukturen. Um Familienzentrum werden zu können, müssen die Tageseinrichtungen, die 2007 vom Jugendhilfeausschuss dem Land vorgeschlagen wurden, spätestens 2008 in jedem der Bereiche mindestens drei Punkte erreichen, d.h. drei der dort genannten 18 bzw. 10 Kriterien erfüllen. Für den Leistungsbereich "Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien" , würde eine Tageseinrichtung beispielsweise die Gütesiegelkriterien (drei Punkte) erfüllen, wenn sie
·
über
ein aktuelles Verzeichnis von Beratungs- und Therapiemöglichkeiten in der
Umgebung verfügt und
·
mindestens
einmal in der Woche Eltern-Kind-Gruppen für unter dreijährige Kinder
organisiert und
·
eine
offene Sprechstunde für Familienberatung einmal im Monat organisiert.
Die vollständigen Gütesiegelkriterien
können beim Jugendamt eingesehen werden.
3. Stand der Bewerbung in Bergkamen
Die Träger und Leitungen der Bergkamener
Tageseinrichtungen wurden vom Jugendamt
Mitte März angeschrieben mit der Bitte, bis zum
28.04.2007 eine schriftliche Bewerbung einzureichen. Dem Bewerbungsschreiben sollte ein Konzept beigefügt sein, aus
dem u. a. hervorgeht, welche Angebote die Einrichtung schon vorhält und welche
noch geschaffen werden sollen, um das Gütesiegel zu erwerben. Darüber hinaus
wurden alle Träger gebeten, dem Jugendamt bis Ende April formlos mitzuteilen,
welche Tageseinrichtungen sich bis 2012 eventuell noch als
Familienzentrum bewerben werden.
Bis heute haben sich 7 Tageseinrichtungen beim Jugendamt
als Familienzentrum beworben und ihre Konzepte vorgelegt, davon zwei
Tageseinrichtungen als Verbund. Ein Verbund wird vom Land als ein
Familienzentrum gezählt und erhält ebenfalls 12.000 €.
Beworben mit einem Konzept haben sich die:
·
Evangelische
Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus (Ebertstraße)
·
AWO
Tageseinrichtung "Vorstadtstrolche" (Schulstraße)
·
AWO-Tageseinrichtung
"Wackelzahn" (Am Wiehagen)
·
AWO-Tageseinrichtung
"Springmäuse" (Am Südhang)
·
AWO-Tageseinrichtungen
"Villa Kunterbunt"/"Krümelkiste"
(August-Bebel-Straße/Präsidentenstr.) als Verbund
·
Städtische
Tageseinrichtung "Die kleinen Strolche" (Eichendorffstraße)
Die städtische Tageseinrichtungen
"Tausendfüßler" (Im Sundern) hat angekündigt, die Bewerbung als
Familienzentrum für das Verfahren 2008/2009 abgeben zu wollen, die städtische
Tageseinrichtung "Sprösslinge" (Kamer Heide) wird dies möglicherweise
im Folgejahr tun. Darüber hinaus haben keine Träger bzw. Leiterinnen
signalisiert, dass sie eine Bewerbung als Familienzentrum abgeben wollen.
4. Verfahrensvorschlag des Jugendamts
Alle Tageseinrichtungen haben mit
ihrem Bewerbungsschreiben ein pädagogisches Konzept eingereicht, in dem sie
darstellen, wie sie die Kriterien des Gütesiegels erfüllen wollen. Aus den eingereichten Konzepten geht hervor,
dass die sieben Tageseinrichtungen auf unterschiedlichen Wegen versuchen
werden, sich zum Familienzentrum weiterzuentwickeln, wobei alle Einrichtungen
erkennbar bestrebt sind, ein möglichst eigenständiges pädagogisches Profil zu
entwickeln.
Die Bewerbungsunterlagen zeigen aber
auch, dass die Tageseinrichtungen bei der Umsetzung ihrer Konzepte
unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Während einzelne Einrichtungen schon
zusätzliche Angebote für Eltern und Kinder vorhalten, wollen andere
Einrichtungen diese Angebote erst in den nächsten Jahren entwickeln oder
einführen.
Aufgrund der vorgelegten
Konzepte - aber auch aufgrund konkreter
Erfahrungen in der täglichen Zusammenarbeit - erfüllen nach Einschätzung des
Jugendamts drei Tageseinrichtungen zurzeit besonders viele Kriterien zum Erwerb
des Gütesiegels.
Die städtische Tageseinrichtung "Die kleinen
Strolche" erreicht schon heute sowohl im Leistungs- als auch
Strukturbereich die zum Erwerb des Gütesiegels notwendige Punktzahl. Die Einrichtung kooperiert seit Jahren eng
mit dem Verein Familiäre Kindertagespflege, dem ASD, der
Erziehungsberatungsstelle und anderen Organisationen im Stadtteil. Das
pädagogische Konzept der Einrichtung, das zusammen mit dem Landesjugendamt
erstellt wurde, sieht Elternbildung, Sprachförderung und Integration als feste
Bestandteile der pädagogischen Arbeit vor.
Die AWO-Tageseinrichtung "Vorstadtstrolche"
hat in den letzten Jahren kontinuierlich ihre Betreuungsangebote für Kinder
unter drei Jahren ausgebaut und verfügt schon heute über ein sehr vielfältiges
Betreuungsangebot, das 2007 in Zusammenarbeit mit dem Verein Familiäre
Tagesbetreuung weiter ausgebaut werden soll.
Die Einrichtung verfügt über langjährige Erfahrungen in der
Sprachförderung und führt regelmäßig Beratungs- und Bildungsangebote für Eltern
durch.
Durch die Schließung einer Kindergartengruppen zum Ende
des Kindergartenjahrs 2006/2007 werden ausreichende Raumkapazitäten für die
Durchführung neuer Angebote frei. Voraussetzung ist, dass der AWO die
Räumlichkeiten zu den gleichen Konditionen wie bisher zur Verfügung
stehen.
Mit der Evangelischen Tageseinrichtung
Bodelschwinghhaus kooperiert das Jugendamt seit Jahren im Bereich der
Familienbildung (Familientreff/Elternschulung "Familie und
Nachbarschaft"). Die Einrichtung betreut in Zusammenarbeit mit dem ASD
Kinder aus sozial schwachen Familien und kooperiert eng mit dem Verein
Familiäre Tagesbetreuung. Die Einrichtung hat in den letzten Jahren ihre
Mitarbeiter gezielt qualifiziert und teilweise spezialisiert. Die
Tageseinrichtung hat schon früh ein differenziertes Beobachtungs- und
Dokumentationssystem entwickelt, das die Grundlage für eine auf das einzelne
Kind ausgerichtete pädagogische Arbeit bildet.
Allerdings wollen sich neben der
Evangelischen Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus noch zwei weitere
Tageseinrichtungen aus Mitte-Nord zum Familienzentrum weiterentwickeln. Da das
Land nach seinen bisherigen Kriterien mehrere Familienzentren in unmittelbarer
Nachbarschaft nicht zulassen wird, muss
in gemeinsamen Gesprächen zwischen den Trägern der Einrichtungen erst noch ein
Konsens gefunden werden, wie in Mitte-Nord verfahren werden soll.
Darüber hinaus ist auch noch nicht entschieden, auf welches Raumprogramm die Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus zukünftig zurückgreifen kann. Momentan verhandelt das Jugendamt noch mit dem Diakonischen Werk und der Evangelischen Kirche über die weitere Nutzung der Räume im Bodelschwinghhaus.
Das Jugendamt schlägt deshalb für das
Zertifizierungsverfahren 2007/2008 die
·
AWO-Tageseinrichtung
"Vorstadtstrolche" (Schulstraße) und die
·
Städtische
Tageseinrichtung "Die kleinen Strolche" (Eichendorffstraße) vor.
Beide Einrichtungen verfügen über ein
gutes Raumprogramm und sind im Stadtteil schon gut vernetzt. Durch die Auswahl der beiden Einrichtungen
wird die vom Land empfohlene "angemessene regionale Verteilung"
ebenso sichergestellt wie die "Trägervielfalt vor Ort".
Das Jugendamt wird alle
Tageseinrichtungen, die sich als Familienzentrum beworben haben oder ihre
Bewerbung angekündigt haben, nach den Sommerferien in einer Arbeitsgruppe
zusammenfassen, um den fachlichen Austausch zwischen den Einrichtungen zu
fördern und einrichtungsübergreifende (vernetzende) Angebote gemeinsam zu
entwickeln.
Im Zuge der weiteren Diskussionen
wird z. B. auch noch zu entscheiden sein, ob auch im Stadtteil Rünthe bis 2012
ein Familienzentrum eingerichtet werden soll.
Bestandteile dieser Vorlage
sind:
1. Das Deckblatt
2. Die Sachdarstellung und der Beschlussvorschlag
Der Bürgermeister In Vertretung Wenske Beigeordneter |
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Amtsleiter Kriegs |
Sachbearbeiter Harder |
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