Betreff
Einrichtung von Familienzentren in Bergkamen
Vorlage
9/0963
Aktenzeichen
ha-na
Art
Beschlussvorlage

Beschlussvorschlag:

 

Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Bergkamen beauftragt die Verwaltung, die beiden Tageseinrichtungen "Vorstadtstrolche" (AWO) und "Die kleinen Strolche" (Stadt Bergkamen) beim Ministerium für Generationen, Familien, Frauen und Integration des Landes

Nordrhein-Westfalen zur Teilnahme am Zertifizierungsverfahren 2007/2008 zu benennen.

 

Sachdarstellung:

 

1. Ablauf und Stand des Zertifizierungsverfahrens

 

Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2012 in Nordrhein-Westfalen

3.000 Tageseinrichtungen für Kinder zu Familienzentren weiterzuentwickeln. Für die Stadt Bergkamen hat das Land auf Basis der Anzahl der Kinder von 0 bis 6 Jahren eine Zahl von maximal 9 Familienzentren ermittelt, die in mehreren Ausbaustufen bis 2012 eingerichtet werden können. Die evangelische Tageseinrichtung "Mittendrin" hat sich als erste Bergkamener Tageseinrichtung als Familienzentrum beworben und im März 2007 beim Land die Zertifizierung zum Familienzentrum beantragt.

 

Am Zertifizierungsverfahren 2007/2008 können zwei weitere Bergkamener Tageseinrichtungen teilnehmen. Im Gegensatz zum Vorjahr, wo das Land über die Bewerbung entschieden hat, sollen von diesem Jahr an die Jugendämter dem Land geeignete Einrichtungen vorschlagen. Die vorgeschlagenen Einrichtungen erhalten eine Förderung in Höhe von 12.000 € und werden zugleich zur Zertifizierung des Gütesiegels zugelassen, die binnen eines Jahres erfolgen muss. Gelingt die Zertifizierung nicht im ersten Durchgang, erhalten die Einrichtungen ein zweites gefördertes Entwicklungsjahr. Bei weiterem negativen Ausgang läuft die Förderung aus.

 

Die Meldung der zwei Einrichtungen an das Land muss bis zum 29.06.2007 erfolgt sein, so dass die Entscheidung, welche Bergkamener Tageseinrichtungen an der Maßnahme teilnehmen sollen, der Jugendhilfeausschuss spätestens in seiner Sitzung am 05.06.2007 treffen muss. Bei der Auswahl der Einrichtungen sollte gem. Landesempfehlung "eine angemessene regionale Verteilung sowie die Sicherstellung der Trägervielfalt vor Ort" gewährleistet sein.

 

2. Das Gütesiegel "Familienzentrum NRW"

 

Um Familienzentrum zu werden, müssen Tageseinrichtungen eine Vielzahl von Voraussetzungen erfüllen, die das Land im sogenannten Gütesiegel "Familienzentrum NRW" (Stand: 12.03.07) auf 23 Seiten dargestellt hat. Das Gütesiegel gliedert sich in vier Leistungsbereiche und vier Strukturbereiche.

 

Leistungsbereiche sind:

 

·         Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien

·         Familienbildung und Erziehungspartnerschaft

·         Kindertagespflege

·         Vereinbarkeit von Beruf und Familie

 

Strukturbereiche sind:

 

·         Sozialraumbezug

·         Kooperation und Organisation

·         Kommunikation

·         Leistungsentwicklung und Selbstevaluation

 

In jedem Leistungsbereich gibt es 8 Basis- und 10 Aufbauleistungen, in jedem Strukturbereich 4 Basis- und 6 Aufbaustrukturen. Um Familienzentrum werden zu können, müssen die Tageseinrichtungen, die 2007 vom Jugendhilfeausschuss dem Land vorgeschlagen wurden, spätestens 2008 in jedem der Bereiche mindestens drei Punkte erreichen, d.h. drei der dort genannten 18 bzw. 10 Kriterien erfüllen. Für den Leistungsbereich "Beratung und Unterstützung von Kindern und Familien" , würde eine Tageseinrichtung beispielsweise die Gütesiegelkriterien (drei Punkte) erfüllen, wenn sie

 

·         über ein aktuelles Verzeichnis von Beratungs- und Therapiemöglichkeiten in der Umgebung verfügt und

·         mindestens einmal in der Woche Eltern-Kind-Gruppen für unter dreijährige Kinder organisiert und

·         eine offene Sprechstunde für Familienberatung einmal im Monat organisiert.

 

Die vollständigen Gütesiegelkriterien können beim Jugendamt eingesehen werden. 

 

 

3. Stand der Bewerbung in Bergkamen

 

Die Träger und Leitungen der Bergkamener Tageseinrichtungen wurden vom Jugendamt

Mitte März angeschrieben mit der Bitte, bis zum 28.04.2007 eine schriftliche Bewerbung einzureichen.  Dem Bewerbungsschreiben sollte ein Konzept beigefügt sein, aus dem u. a. hervorgeht, welche Angebote die Einrichtung schon vorhält und welche noch geschaffen werden sollen, um das Gütesiegel zu erwerben. Darüber hinaus wurden alle Träger gebeten, dem Jugendamt bis Ende April formlos mitzuteilen, welche Tageseinrichtungen sich bis 2012 eventuell noch als Familienzentrum bewerben werden. 

 

Bis heute haben sich 7 Tageseinrichtungen beim Jugendamt als Familienzentrum beworben und ihre Konzepte vorgelegt, davon zwei Tageseinrichtungen als Verbund. Ein Verbund wird vom Land als ein Familienzentrum gezählt und erhält ebenfalls 12.000 €.

 

Beworben mit einem Konzept haben sich die:

 

·         Evangelische Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus (Ebertstraße)

·         AWO Tageseinrichtung "Vorstadtstrolche" (Schulstraße)

·         AWO-Tageseinrichtung "Wackelzahn" (Am Wiehagen)

·         AWO-Tageseinrichtung "Springmäuse" (Am Südhang)

·         AWO-Tageseinrichtungen "Villa Kunterbunt"/"Krümelkiste"
(August-Bebel-Straße/Präsidentenstr.) als Verbund

·         Städtische Tageseinrichtung "Die kleinen Strolche" (Eichendorffstraße)

 

Die städtische Tageseinrichtungen "Tausendfüßler" (Im Sundern) hat angekündigt, die Bewerbung als Familienzentrum für das Verfahren 2008/2009 abgeben zu wollen, die städtische Tageseinrichtung "Sprösslinge" (Kamer Heide) wird dies möglicherweise im Folgejahr tun. Darüber hinaus haben keine Träger bzw. Leiterinnen signalisiert, dass sie eine Bewerbung als Familienzentrum abgeben wollen.

 

4. Verfahrensvorschlag des Jugendamts

 

Alle Tageseinrichtungen haben mit ihrem Bewerbungsschreiben ein pädagogisches Konzept eingereicht, in dem sie darstellen, wie sie die Kriterien des Gütesiegels erfüllen wollen.  Aus den eingereichten Konzepten geht hervor, dass die sieben Tageseinrichtungen auf unterschiedlichen Wegen versuchen werden, sich zum Familienzentrum weiterzuentwickeln, wobei alle Einrichtungen erkennbar bestrebt sind, ein möglichst eigenständiges pädagogisches Profil zu entwickeln.

 

Die Bewerbungsunterlagen zeigen aber auch, dass die Tageseinrichtungen bei der Umsetzung ihrer Konzepte unterschiedlich weit fortgeschritten sind. Während einzelne Einrichtungen schon zusätzliche Angebote für Eltern und Kinder vorhalten, wollen andere Einrichtungen diese Angebote erst in den nächsten Jahren entwickeln oder einführen.   

 

Aufgrund der vorgelegten Konzepte  - aber auch aufgrund konkreter Erfahrungen in der täglichen Zusammenarbeit - erfüllen nach Einschätzung des Jugendamts drei Tageseinrichtungen zurzeit besonders viele Kriterien zum Erwerb des Gütesiegels.

 

Die städtische Tageseinrichtung "Die kleinen Strolche" erreicht schon heute sowohl im Leistungs- als auch Strukturbereich die zum Erwerb des Gütesiegels notwendige Punktzahl.  Die Einrichtung kooperiert seit Jahren eng mit dem Verein Familiäre Kindertagespflege, dem ASD, der Erziehungsberatungsstelle und anderen Organisationen im Stadtteil. Das pädagogische Konzept der Einrichtung, das zusammen mit dem Landesjugendamt erstellt wurde, sieht Elternbildung, Sprachförderung und Integration als feste Bestandteile der pädagogischen Arbeit vor.

 

Die AWO-Tageseinrichtung "Vorstadtstrolche" hat in den letzten Jahren kontinuierlich ihre Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren ausgebaut und verfügt schon heute über ein sehr vielfältiges Betreuungsangebot, das 2007 in Zusammenarbeit mit dem Verein Familiäre Tagesbetreuung weiter ausgebaut werden soll.  Die Einrichtung verfügt über langjährige Erfahrungen in der Sprachförderung und führt regelmäßig Beratungs- und Bildungsangebote für Eltern durch.

Durch die Schließung einer Kindergartengruppen zum Ende des Kindergartenjahrs 2006/2007 werden ausreichende Raumkapazitäten für die Durchführung neuer Angebote frei. Voraussetzung ist, dass der AWO die Räumlichkeiten zu den gleichen Konditionen wie bisher zur Verfügung stehen. 

 

Mit der Evangelischen Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus kooperiert das Jugendamt seit Jahren im Bereich der Familienbildung (Familientreff/Elternschulung "Familie und Nachbarschaft"). Die Einrichtung betreut in Zusammenarbeit mit dem ASD Kinder aus sozial schwachen Familien und kooperiert eng mit dem Verein Familiäre Tagesbetreuung. Die Einrichtung hat in den letzten Jahren ihre Mitarbeiter gezielt qualifiziert und teilweise spezialisiert. Die Tageseinrichtung hat schon früh ein differenziertes Beobachtungs- und Dokumentationssystem entwickelt, das die Grundlage für eine auf das einzelne Kind ausgerichtete pädagogische Arbeit bildet. 

 

Allerdings wollen sich neben der Evangelischen Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus noch zwei weitere Tageseinrichtungen aus Mitte-Nord zum Familienzentrum weiterentwickeln. Da das Land nach seinen bisherigen Kriterien mehrere Familienzentren in unmittelbarer Nachbarschaft  nicht zulassen wird, muss in gemeinsamen Gesprächen zwischen den Trägern der Einrichtungen erst noch ein Konsens gefunden werden, wie in Mitte-Nord verfahren werden soll.

Darüber hinaus ist auch noch nicht entschieden, auf welches Raumprogramm die Tageseinrichtung Bodelschwinghhaus zukünftig zurückgreifen kann. Momentan verhandelt das Jugendamt noch mit dem Diakonischen Werk und der Evangelischen Kirche über die weitere Nutzung der Räume im Bodelschwinghhaus.

 

Das Jugendamt schlägt deshalb für das Zertifizierungsverfahren 2007/2008 die

 

·         AWO-Tageseinrichtung "Vorstadtstrolche" (Schulstraße) und die

·         Städtische Tageseinrichtung "Die kleinen Strolche" (Eichendorffstraße) vor.

 

Beide Einrichtungen verfügen über ein gutes Raumprogramm und sind im Stadtteil schon gut vernetzt.  Durch die Auswahl der beiden Einrichtungen wird die vom Land empfohlene "angemessene regionale Verteilung" ebenso sichergestellt wie die "Trägervielfalt vor Ort". 

 

Das Jugendamt wird alle Tageseinrichtungen, die sich als Familienzentrum beworben haben oder ihre Bewerbung angekündigt haben, nach den Sommerferien in einer Arbeitsgruppe zusammenfassen, um den fachlichen Austausch zwischen den Einrichtungen zu fördern und einrichtungsübergreifende (vernetzende) Angebote gemeinsam zu entwickeln.

 

Im Zuge der weiteren Diskussionen wird z. B. auch noch zu entscheiden sein, ob auch im Stadtteil Rünthe bis 2012 ein Familienzentrum eingerichtet werden soll.

 

 

 

 

 

Bestandteile dieser Vorlage sind:

1. Das Deckblatt

2. Die Sachdarstellung und der Beschlussvorschlag

 

Der Bürgermeister

In Vertretung

 

 

 

 

Wenske

Beigeordneter

 

 

Amtsleiter

 

 

 

 

Kriegs

Sachbearbeiter

 

 

 

 

Harder