Beschluss: Einstimmig zugestimmt

Beschluss:

 

Der Ausschuss für Stadtentwicklung, Strukturwandel und Wirtschaftsförderung nimmt den Bericht von NWL und ZRL zur Kenntnis. Die Verwaltung wird beauftragt, sich in das Verfahren zur Schienenanbindung der Stadt Bergkamen einzubringen.

 


Herr Ressel, Geschäftsführer des Zweckverbands Ruhr-Lippe (ZRL), stellt anhand seiner Präsentation (Anlage 1 zum Protokoll) folgende Informationen vor:

-     Die Stadt Bergkamen war bisher nicht über die Schiene mit Dortmund verbunden; die Personenzüge, die in früheren Zeiten auf der Hamm-Osterfelder-Bahnlinie verkehrten, fuhren von Hamm über Bergkamen, Oberaden, nach Lünen-Süd und weiter über Recklinghausen bis nach Oberhausen..

-     Aktuell erreiche man Dortmund entweder mit dem Schnellbus der Linie S 30 (60-Minuten-Takt bei einer Fahrzeit von 37 Minuten), mit dem Bus und Zug über den Umstieg Kamen Bahnhof (Fahrzeit von 31 – 46 Minuten) oder mit dem Auto (Fahrzeit abhängig von der Tageszeit und Route 29 – 47 Minuten). Diese Anbindungen stellten eine bereits gute Ausgangslage dar.

-     Öffentlich im Gespräch sei vorrangig eine Anbindung Bergkamens über die bestehende Strecke der „Hamm-Osterfelder-Bahn“. Bei einer anschließenden Führung über das ehemalige Zechenbahnnetz betrüge die Strecke von Dortmund nach Bergkamen (innenstadtnah) circa 23,3 km.

-     Eine Auswertung der Verkehrsströme anhand der zur Verfügung stehenden Daten des Mobilfunkanbieters O2 habe gezeigt, dass die meisten Personen nach oder über Kamen reisten. Es sei daher aus Sicht des Zweckverbands Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) und des ZRL anzuraten, Alternativen zur Führung über die Hamm-Osterfelder-Bahn zu prüfen. Angeregt werde eine Untersuchung zur Reaktivierung und Fortführung der alten „Klöcknerbahn-Trasse“, die Bergkamen von Süden erschließen könnte. Hier sei nach erster Einschätzung eine Fahrstrecke von circa 21,3 km realistisch bei möglicherweise höheren Fahrgastzahlen.

Zu beachten sei bei allen Alternativen zudem, dass eine Schienenanbindung stets eine Ankerfunktion für neue städtebaulichen Entwicklungen darstelle. Diese seien planerisch vorzubereiten und zu begleiten.

 

Herr Ressel empfiehlt, dass eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie (mit unterschiedlichen Trassenvarianten) durch den NWL erfolgen solle, die sämtliche Potenziale untersuche, eine Kosten-/Nutzenanalyse aufstelle und den Nahverkehrsplan vorprüfe. Betreibe das Land NRW im Rahmen des ÖPNV-Bedarfsplan das Verfahren weiter, würde lediglich eine zuvor festgelegte Variante untersucht.

Dieser erste Prüfschritt durch den NWL koste basierend auf Erfahrungswerten circa 50.000 – 70.000 Euro. Für die Leistungsphasen 1 und 2, die bereits detaillierte Planungen umfassten, seien Kosten in Höhe von circa 1 Mio. Euro zu veranschlagen. Die Kosten für die Herstellung des Schienennetzes und des Betriebes würden jedoch hauptsächlich durch das Land NRW getragen.

 

Herr Weiß betont, dass eine Schienenanbindung Bergkamens sowohl durch die Bürger als auch die Politik getragen und gewünscht sei. Vor diesem Hintergrund wird gebeten, eine zeitliche Einschätzung zu geben.

 

Herr Ressel berichtet aus seiner Erfahrung, dass ein solches Projekt vorrangig von der Akzeptanz und dem politischen Willen einer Stadt abhinge. In Bergkamen sei bereits ein breiter Konsens der Beteiligten erkennbar, der eine Schienenanbindung beschleunigen könne. Dennoch bleibe während des Planfeststellungsverfahrens das Risiko von Zeitverzügen durch Klagen zum Beispiel aus naturschutzrechtlichen oder immissionsschutzrechtlichen Gründen bestehen. Realistisch sei eine Umsetzung innerhalb von 10 – 20 Jahren; abhängig von diversen Faktoren, u.a. von einem später gewählten Streckenverlauf.

 

Herr Engelhardt fragt an, ob bei der großen Ausdehnung der Stadt Bergkamen eine Verbindung beider genannter Trassen möglich sei.

 

Herr Ressel gibt zu bedenken, dass nach erster Einschätzung zwei Anbindungen sowohl von Norden als auch von Süden wohl keine weiteren Fahrgäste generieren würden. Zudem sei eine Verbindung beider Trassen wohl nur durch die Herstellung von Tunnelbauwerken möglich, die jedoch finanziell besonders intensiv seien. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie würden sämtliche Varianten beleuchtet, also auch die Verbindung beider Trassen.

 

Herr Schulte spricht sich für die Anbindung Bergkamens per Bahn aus. Vergleichbar mit einem sozialen Netz würde der engmaschigere Ausbau des Schienennetzes mehr und vor allem junge Menschen auffangen. Zudem sei die Bahn ein sicheres Massentransportmittel, das in Zeiten der Vernetzung Europas als Standard zu betrachten sei.

 

Herr Wehmeier spricht sich grundsätzlich für eine Schienenanbindung aus. Paradox sei, dass in und um Bergkamen ein Schienennetz vorhanden sei, die Stadt jedoch als letzte Mittelstadt keinen eigenen Bahnhof aufweise. Im Verfahren solle jedoch ein realistischer Fokus auf die Anbindung an sich gelegt werden, nicht auf den Anschluss eines jeden Ortsteils.