Beschluss: Kenntnisnahme

Beschluss:

 

Das Gutachten wird zur Kenntnis genommen und zur weiteren Beratung an die Fraktionen verwiesen.

 


Herr Batz stellt zunächst das Planungsbüro und die beauftragte Bearbeitungsgrundlage vor. Anhand des Referenzbades CabrioLi in Lippstadt sollte eine Projektstudie für Bergkamen erarbeitet werden, um die Übertragung dieses Familienbades 1:1 auf den Standort Häupenweg zu überprüfen. Betrachtet wird ein Bad mit den Angeboten Kinderbecken, Erlebnisbecken mit zu öffnendem Dach, Lehrschwimmbecken mit Hubboden, Schwimmerbecken mit sechs Bahnen, kleiner Textilsauna und Gastronomie. Der Standort wird ergänzt durch einen Rutschenturm und Beibehaltung des Sprungturms im Außenbereich.

 

Herr Dr. Kuhn erläutert im Anschluss die Wirtschaftlichkeitsprognose und arbeitet anhand langjähriger und umfassender Erfahrungen die Potentiale, Aufwendungen und Erlöse eines Familienbades für die Stadt Bergkamen heraus.

 

 

Durch die Referenten werden folgende Kernaussagen getroffen:

 

-       Die Sportart Schwimmen werde von mehr als 20 Millionen Sportlern betrieben und bleibe in den nächsten Jahren auch unter Berücksichtigung des demografischen Wandels stabil.

 

-       Der vorgestellten Analyse liegt das Bad CabrioLi in Lippstadt zu Grunde. Dieses sei auf den Standort Bergkamen projiziert ohne weitergehende Anpassungen an Betreiber spezifische Faktoren.

 

-       Die Baukosten für den Neubau eines Familienbades belaufen sich auf circa 15,5 Millionen Euro netto. Diese Herstellungssumme mache etwa ein Viertel der im Folgenden zu erwartenden Betriebskosten bezogen auf eine Betriebsdauer von 30 Jahren aus.

Die Funktionsfähigkeit eines Bades und die Höhe seiner Betriebskosten seien abhängig von der Qualität einer vorangehenden Analyse und könnten mit fortschreitender Planungs- und Bauphase weniger stark beeinflusst werden. Daher sei auf die Reduktion der Betriebskosten bereits während der ersten Planungsphase besonderes Augenmerk zu legen.

 

-       Der Zuschussbedarf für die Stadt Bergkamen sei mit circa 755.000 Euro pro Jahr berechnet.

 

-       Als Gesamtzeitrahmen sei mit einer Projektdauer (Ratsbeschluss bis Eröffnung des Bades) von circa vier Jahren zu rechnen. Bei der Entscheidung für ein zu errichtendes Familienbad in 2017 sei die Aufnahme des Betriebs im Frühjahr 2021 möglich.

 

-       Durch ein Cabrio-Dach steigerten sich die Attraktivität wegen der erhöhten Nutzungsdauer als Freibad und infolgedessen die Besucherzahlen und Erträge deutlich. Zugleich reduzierten sich die Energiekosten im Sommer wegen Einsparung der aufwendigen Luftentfeuchtung. Ferner könne auf Frühsommerphasen, anders als bei einem Freibadbetrieb, sofort reagiert werden.

 

-       Für den Betrieb eines Bades als komplexes Wirtschaftsunternehmen sei eine professionelle Führung erforderlich. Diese würde von der Stadt Bergkamen bzw. der GSW eingesetzt und führe ausschließlich die Vorgaben des Auftraggebers aus. So seien die Kontrolle, Verantwortung und Einflussnahme der Stadt/GSW gewahrt.

 

-       Die Analyse habe ergeben, dass die Stadt Bergkamen als Standort für ein Familienbad ein besonders hohes Potential biete. In der Beurteilung seien bereits sowohl vorhandene, konkurrierende Angebote im betrachteten Einzugsgebiet als auch bekannte geplante Projekte umliegender Kommunen berücksichtigt worden.

 

 

 

Stadtverordneter Schäfer erwartet aufgrund der größten Investition der Stadtgeschichte eine intensive Auseinandersetzung in den Fraktionen und politischen Gremien. Als Diskussionsgrundlage wird die Verwaltung gebeten, die Auswirkungen von genannter Herstellungssumme und geschätzten Betriebskosten auf den städtischen Haushalt vergleichbar aufzubereiten. Die Vereinbarkeit von Schulsport, Vereinssport und öffentlichem Schwimmen wird anhand der Erfahrungen aus Lippstadt erfragt.

 

Herr Dr. Kuhn berichtet, dass bei der Belegung des CabrioLi der Schulsport Vorrang genieße. Die Interessen der Sportvereine und das öffentliche Schwimmen seien gleichrangig bewertet. Abstimmungsgespräche mit den Vereinen haben stets zu beidseitiger Zufriedenheit geführt.

 

 

Stadtverordneter Engelhardt spricht sich für den Weiterbetrieb des bestehenden Freibadbeckens aus und bittet um Angabe der Kosten für den Betrieb des öffenbaren Daches.

 

Herr Dr. Kuhn erinnert an die Planungen der Stadt Kamen für den Neubau eines Sport- und Freibades. Wegen dieser zu erwartenden Konkurrenzsituation sei vom Bau oder Betrieb eines Freibades in Bergkamen dringend abzuraten. Die reinen zusätzlichen Baukosten eines Cabriodaches beliefen sich auf circa 300.000 – 400.000 Euro bei erfahrungsgemäß circa 1.000 Euro Wartungskosten pro Jahr. Auf die Einsparungen durch reduzierte Betriebskosten während des Offenbetriebs sei erneut hingewiesen.

 

 

Stadtverordneter Wehmann stellt ein Aufkünden des Konsortialvertrags mit Kamen und Bönen zur Diskussion. Darüber hinaus müsse eine grundsätzliche Entscheidung zur Art eines geplanten Bades getroffen werden. Hinsichtlich der in die Analyse einzubeziehenden Entlohnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bades sei das Tarifrecht zwingend einzuhalten.

 

Stadtverordneter Heinzel erinnert an die erforderlichen Investitionssummen für eine Erneuerung von Hallenbad und Freibad. Aufgrund der Höhe der Sanierungs- und Modernisierungskosten sei aus wirtschaftlicher Sicht ausschließlich ein Neubau sinnvoll. Gebeten wird um Klarstellung, welche Nutzungsbausteine aus der Modellstudie herausgelöst werden können und welche finanziellen Änderungen hiermit bei den Baukosten und den Betriebskosten zu erwarten seien. Die Belastbarkeit der genannten Zahlen solle beschrieben werden.

 

Beratendes Mitglied Lohmann-Begander spricht sich für eine Kooperation mit den Nachbarkommunen aus. Fraglich sei nach gescheiterter Kooperation, welche Art von Bad sich die Stadt Bergkamen allein leisten könne.

 

Herr Batz verweist für eine Betrachtung einzelner Bausteine auf den Inhalt der Präsentation. Die Kosten für z.B. Cabrio-Dach oder Rutsche seien getrennt ausgewiesen. Die Belastbarkeit dieser Werte sei durch zahlreiche Vergleichsbauten und langjährige Erfahrungen gegeben und belegbar. Zu bedenken sei, dass bei den drei vorgestellten Bädertypen Sportbad, Familienbad und Freizeitbad der Zuschussbedarf stets gleich hoch sei; lediglich das Risiko für den Betreiber steige linear mit dem Ausstattungsangebot. Die Entscheidung für einen bestimmten Bädertyp dürfe daher nicht von der Frage abhängen, welche Art sich die Stadt Bergkamen leisten könne.

Herr Dr. Kuhn ergänzt, dass eine Unterteilung der Betriebskosten nach Bausteinen nicht möglich sei. Jede Änderung der Badkonfiguration führe zu veränderten Parametern in der Potentialanalyse und daher zu einer unterschiedlichen Wirtschaftlichkeit des Projekts. Jegliche Entscheidung über diese Parameter bliebe während des Betriebs dem Aufsichtsrat des Bades vorbehalten. Daher habe die Stadt Bergkamen und nicht der eingesetzte Betriebsführer die Ausrichtung des Bades in eigener Hand.

 

 

Vorsitzender Weiß unterbricht die Sitzung um 18:10 Uhr für Fragen der anwesenden Bürger/Vereinsvertreter:

 

 

Herr Karsten Kaminski, Geschäftsführer Wasserfreunde TuRa Bergkamen, bittet, die Belegung der Schwimmbahnen für Vereine zu erläutern, da ein privater Betreiber im Interessenkonflikt mit Vereinssportlern stünde.

 

Herr Dr. Kuhn berichtet, dass ein Belegungsplan nicht Gegenstand des Auftrags und Vortrags sei. Eine Abstimmung würde stets durch Kommunikation erreicht. Zudem sei in Bergkamen kein privater Betreiber geplant. Mit sechs Bahnen stünde ein ausreichend großes Angebot für alle Interessensgruppen zur Verfügung.

 

Bürgermeister Schäfer erklärt das grundsätzliche Betriebsmodell. Das geplante Familienbad werde nicht privatisiert, so dass die Stadt Bergkamen bzw. die GSW alleinverantwortlich den Nutzungsrahmen festlege und dabei sowohl den Schulsport als auch den Vereinssport im Blick habe. Eine deutliche Verbesserung sei durch Erweiterung des Angebots auf sechs Bahnen und um ein Mehrzweckbecken gegeben.

 

 

Herr Tobias Jütte, sportlicher Leiter Wasserfreunde TuRa Bergkamen, sieht eine Erweiterung des Raumprogramms um Lagerräume und Trockenübungsräume als erforderlich.

 

Herr Batz versichert, dass ein von der Stadt Bergkamen vorgegebenes Raumprogramm realisiert werden könne. Ein Trockenübungsraum sei selbstverständlich möglich.

 

 

Herr Kreuzer hinterfragt den Standort des geplanten Bades. Der Stadtteil Rünthe und die dortige Marina seien aufgrund der Nähe zu Kanal und Beversee als Wassersportstandort prädestiniert.

 

Erster Beigeordneter Dr.-Ing. Peters stellt das Freizeitzentrum Häupenweg als innerstädtisch und überregional durch vorhandene Schnellbuslinien und die Nähe zur Bundesautobahn A2 hervorragend angebundenen und erreichbaren Standort heraus. Auch die vorhandene Infrastruktur mit Parkmöglichkeiten, die Akzeptanz als Badstandort und das bereits vorhandene Planungsrecht über die Ausweisung im rechtskräftigen Flächennutzungsplan sprächen inhaltlich und zeitlich für das Projekt. Auch Synergieeffekte mit den anderen Freizeiteinrichtungen am gleichen Standort sprächen dafür.

 

 

Herr Jörg Steube bittet um weitere Informationen zu den vorgestellten Eintrittspreisen, insbesondere zu möglichen Vergünstigungen für Kurzzeitschwimmer.

 

Herr Dr. Kuhn berichtet, dass die derzeit gültigen Eintrittspreise des Lippstädter Bades in die Analyse eingeflossen sind. Eine Anpassung habe für ein zukünftiges Projekt in Bergkamen nach Vorgaben der Stadt zu erfolgen.

 

Beigeordnete Busch erinnert an die Grundsätze der vorgestellten Projektstudie. Die DSBG habe keinen Auftrag, das geplante Familienbad in Bergkamen zu betreiben. Die Modellanalyse auf Grundlage des CabrioLi trage zunächst lediglich zur besseren Vorstellbarkeit für die Entscheidungsgremien bei und sei wegen der Spiegelung des Lippstädter Bades auf Bergkamener Stadtgebiet beispielhaft zu bewerten. Zum jetzigen Zeitpunkt werden keine Detailfragen geklärt sondern grundsätzliche Entscheidung getroffen. Der Standort Häupenweg werde durch das Bad als Familien- und Freizeitzentrum mit vielfältigen Angeboten und Interessen gestärkt. Für diese Entwicklung liege zudem ein Ratsbeschluss vor.

 

 

Herr Jörg Böttcher, Mitarbeiter und Personalvertreter der GSW, gibt zu bedenken, dass die Zahlen nicht wertfrei seien, da die Vortragenden sowohl die Analyse betrieben als auch  zugleich Betriebsführer werden wollten.

 

Bürgermeister Schäfer hebt die große Erfahrung der beauftragten Planer hervor. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit lasse sich unter anderem an der eingebrachten Bonus-Malus-Regelung erkennen. Für die Stadt Bergkamen ergäbe sich daher nicht das Risiko ausbleibender Besucher, da Fehlbeträge vom Geschäftspartner übernommen würden. Sorgen von GSW-Mitarbeitern seien verständlich aber unbegründet, da betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien.

 

 

Frau Renate Hübsche regt an, ein künftiges Bad ohne die GSW zu betreiben.

 

 

Vorsitzender Weiß beendet die Unterbrechung der Sitzung um 18:35 Uhr und verweist das vorgestellte Gutachten zur weiteren Beratung an die Fraktionen.

 

Die beiden Präsentationen werden den Fraktionen am 20.09.2017 zur Verfügung gestellt.